Erlangen: Bauern hoffen auf Gnade des Wettergotts

30.7.2015, 18:22 Uhr
Erlangen: Bauern hoffen auf Gnade des Wettergotts

© F: Sippel

Das Sprichwort „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ kann man in Franken momentan wörtlich nehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist im Mittelfranken, abhängig von der Region, zwischen April bis Mitte Juli, um 14 bis 56 Prozent weniger Niederschlag gefallen. Die Pflanzen leiden unter dem Wassermangel, und die Bauern bangen um ihre Ernteerträge. „Die Hitze macht durch die Bank allen landwirtschaftlichen Kulturen zu schaffen“, sagt Ottmar Braun vom Bauernverband Mittelfranken.

Vor allem das Getreide hat es getroffen. Alles, was bisher schon geerntet wurde, ist laut Robert Ort, Kreisobmann des bayerischen Bauernverband, „noch gut weggekommen“. Die Erträge waren zwar etwas unterdurchschnittlich, „aber die Zahlen sind noch besser als befürchtet“, berichtet Braun.

Wintergetreide besser gerüstet

Die Wintergetreide werden im Herbst des Vorjahres gesät. Durch die Trockenperioden im Frühjahr konnten diese Getreidesorten stärkere und tiefere Wurzeln ausbilden und waren so für die nachfolgenden Regenausfälle besser gerüstet. Der Ertrag der Wintergerste lag mit etwa 60 000 bis 70 000 Kilogramm im Durchschnitt und auch beim Raps war die Ernte laut Braun mit 40 000 bis 45 000 Kilogramm „mit Schwankungen noch passabel“. Roggen und Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, stehen mitten in der Ernte und Braun erwartet „mittel bis unterdurchschnittliche Erträge“.

Bei Sommerweizen und Gerste sieht es da anders aus. Der Kreisobmann Ort erklärt, dass diese später und langsamer wachsen und die Hitzewellen einsetzten, als das Getreide „noch Wasser gebraucht hätte“. „Da zieht es dem Weizen die Füße weg“, wie es im Fachjargon heißt. Bei der anstehenden Ernte rechnet er mit Ausfällen zwischen 15 und 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Die Regionen, die von den Niederschlägen was abgekriegt haben, sind noch etwas besser weggekommen.“ Durch den fehlenden Regen leidet auch die Qualität. Braun erklärt, dass durch die Hitze eine sogenannte „Notreife“ einsetzt und sich dadurch dann weniger Körner an den Ähren befinden. Laut Braun hat die Hitze bisher beim Weizen „die stärksten Auswirkungen“.

Mais teilweise verbrannt

Kritisch wird es jetzt langsam beim Mais. Wenn dieser nicht in den nächsten zwei bis drei Wochen einiges an Wasser bekommt, wird es für die Pflanze, die eigentlich „ganz gut mit der Trockenheit kann, dramatisch“, prophezeit Ort. Braun berichtet, dass die Futterpflanze teilweise schon verbrannt ist, und befürchtet, dass die Kolben ohne baldigen Regen bei der Ernte Mitte September wahrscheinlich deutlich kleiner ausfallen werden.

In den letzten Jahren war die Getreideernte weltweit überdurchschnittlich gut, berichtet der Landwirt Ort. Würde man die Ernte auf der ganzen Welt einstellen, wären die Getreidevorräte noch für 60 Tage gedeckt. Durch die diesjährigen Ernteausfälle „wird die Zahl deutlich sinken“, prophezeit er.

Bei Kartoffeln und Rüben ist laut Braun „noch nichts verloren“. Durchschnittlich werden jährlich 250 000 bis 300 000 Kilogramm Kartoffeln geerntet, aber das kann bei fehlendem Niederschlägen „ganz schnell umkippen“, sagt Ort, „zu Lasten von Qualität und Ertrag“.

Nur Regen kann helfen

Um diese Kulturen noch zu retten, bräuchte es Regen. „150 Liter pro Quadratmeter in der Woche wären super. Tatsächlich sind es gerade zwischen Null und 20 Liter. Und selbst wenn es regnet, verdunsten allein fünf Liter pro Quadratmeter täglich“, erklärt Braun das Dilemma.

Im Gegensatz zum Getreide wird im Gemüseanbau mit Bewässerung gearbeitet. Die Trockenheit hat deshalb auf diese Erträge keine Auswirkungen. Allerdings wird der Wasserverbrauch, laut Ottmar Braun, deutlich höher ausfallen als sonst.

Obst wird nur zum Teil mechanisch mit Wasser versorgt. Den Früchten macht aber weniger die Trockenheit, als viel mehr die starke Sonneneinstrahlung zu schaffen. Laut Braun bekommen Sorten wie Äpfel und Birnen einen „Sonnenbrand“, Beeren vertrocknen und fallen ab und die Kirschen waren in diesem Jahr deutlich eher reif, matschiger und kleiner als üblich.

Das Fazit des Kreisobmann Ort zu der ausstehenden Obsternte im Herbst lautet: Umso wärmer es ist, desto schneller geht der Reifeprozess und alles ist früher dran.“

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