Erlangen: Brisante Debatte zu Hetze und Hass

3.12.2016, 14:00 Uhr
Erlangen: Brisante Debatte zu Hetze und Hass

© Harald Sippel

Frank Richter kennt die Pegida aus direkter Anschauung und weiß, dass die „Empörungsbewegung aus einem herangewachsenen Gefühls- und Problemstau heraus entstanden ist“. Rund 3000 Mitglieder rechnet Richter zum „harten Kern“ von Pegida, der „Anti-Islam, Anti-Asyl und Anti-Parlamentarismus“ verkörpere. An diesen radikalen Kern sei wohl nicht mehr heranzukommen.

Das bestätigte auch Joachim Herrmann. Diese Leute wollten keinen Dialog, „die wissen für sich alles besser“. Und die Pegida nutze die Zukunftsängste der Menschen durch Schüren von Fremdenhass. Deshalb dürfe man jedoch nicht jeden, der mal auf einer Pegida-Kundgebung war, in die rechtsradikale Ecke stellen, mahnte der Innenminister. „Vielmehr müssen wir uns fragen, warum sich die Menschen abwenden, und versuchen, sie wieder abzuholen.“

Als besonders markant für Hetze und Feindseligkeit bezeichnete Michael Husarek, der das Gespräch in nachvollziehbare Bahnen lenkte, soziale Netzwerke. Klar, meinte Frank Richter dazu, es gebe ja auch Fakten die Angst machen können: Staaten zerbrechen, 60 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht, Klimawandel und Gewalt des Islamischen Staats. „Ich bekenne, dass ich manchmal auch Angst habe“, sagte er, aber dabei dürfe man nicht stehen bleiben.

Hass, analysierte Richter, basiere auf Wut, Wut gründe auf einem Gefühl der Ohnmacht und dieses Gefühl verstärke sich in so genannten Echo-Kammern. Facebook sei so eine Echo-Kammer. „In einer offenen Gesellschaft hat jeder Idiot das Recht, mit einem Gegenargument konfrontiert zu werden“, stellte er provokativ in den Raum und besänftigte wie zuvor Herrmann. Man müsse versuchen, die Menschen aus den Echo-Kammern herauszuholen. Populisten wie die AfD sollten möglichst oft in Sachdiskussionen verwickelt werden.

Dazu, ergänzte Bayerns Innenminister auf Husareks Frage nach der Rolle von Kommunikation, „müssen wir proaktiv kommunizieren“. Wie bei einem Bauvorhaben müsse man auch in der Asylpolitik differenziert argumentieren. Der Begriff „alternativlos“ sei da nicht zielführend. „Wir müssen auch das vermeintlich Selbstverständliche erklären“, formulierte er als Postulat. Dabei müsse man nicht nur überlegen, was man sage, sondern auch wie man es sage. Vom Fußballgegner als „Feind“ zu sprechen, sei ein Unding. Man dürfe „Klartext reden, muss dabei den Respekt vor dem Menschen wahren.“

Eine Reihe von Fragen aus dem 100-köpfigen Publikum zu den Werten der Gesellschaft und dem Gefühl, dass es ungerecht zugehe, beantworteten die Podiumsteilnehmer. Einen Königsweg, wie man der wachsenden Verachtung begegnen kann, gebe es nicht, fasste Husarek zusammen.

Hatte Dekan Peter Huschke zum adventlichen Gespräch begrüßt, übernahm VHS-Sprecher Peter Gertenbach die Verabschiedung der Besucher.

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