Erlangen: Das Bubenreutherhaus wird immer jünger

5.10.2014, 21:20 Uhr
Erlangen: Das Bubenreutherhaus wird immer jünger

Bereits 1883 hatte die Burschenschaft der Bubenreuther, die – ihrem Namen gemäß – in Bubenreuth auch „zu Hause“ war, den Beschluss zum Bau eines eigenen Hauses in der Stadt gefasst. Der repräsentative villenartige Sandsteinquaderbau im Stil der Neurenaissance, der auch heute noch beeindruckt, konnte nach längerer Bauzeit 1889 eingeweiht werden. Obwohl die Bubenruthia damals mitgliederstark war und über 500 Philister hatte, verfügte sie über weniger Mittel als die finanzstarken Corps in der Stadt. Dank des besonderen Einsatzes ihres Bundesbruders und bekannten Juristen Daniel Hilpert, der später auch Ehrenbürger der Stadt wurde und nachdem eine Straße in der Südstadt benannt ist, ließ sich das Projekt verwirklichen.

Das große zweigeschossige Haus hatte bis in die 30er Jahre noch eine Schauseite zur Hindenburgstraße: Die abgeschrägte Ecke war durch einen Balkon und durch einen hohen, bis zum First des steilen Daches reichenden fialengeschmückten Giebel, der das Gemälde eines Bubenreuthers in studentischer Tracht enthielt. Den eigentlichen Mittelpunkt des Gebäudes bildet aber bis heute der große zweigeschossige Festsaal, der ein Wandgemälde mit der Rückkehr der Studenten 1822 von ihrem Auszug nach Altdorf enthält. Seit der NaziZeit schloss sich daran ein Anbau an, der den sogenannten Paukboden beinhaltete – dieser Anbau wurde nun für den Neubau im Hof abgerissen.

Ein Wohnhaus für Studierende war das Bubenreutherhaus – auch aus Gründen der Mitgliederwerbung – schon immer, vor fast 55 Jahren wurde im Garten allerdings erstmals ein Wohnheim für die Aktiven mit neun Zimmern angebaut. Dieser Anbau wurde nun renoviert und schließt den Neubau, der unmittelbar an das Haus zur Straßenfront anschließt, zum Garten hin abfallend ab.

Der Neubau nach Plänen des Büros KJS Architekten in Erlangen und gebaut vom Erlanger Unternehmen Mauss umfasst elf neue Räume – drei im Erdgeschoss, jeweils vier in den zwei Etagen darüber. Gekostet hat die Immobilie unter einer Million Mark, das Geld brachte die Burschenschaft jeweils zu einem Drittel aus Spenden, aus eigenen Mitteln und aus einem Darlehen auf.

Mit derzeit rund 325 Mitgliedern, davon 30 Studierende, gehört die Bubenruthia zu den größten Burschenschaften Deutschlands. Diese halten an alten Grundsätzen fest, die sich in den Begriffen staatsbürgerliches Interesse, wertorientiertes Verhalten, Patriotismus und Leistungsbereitschaft ausdrücken. Zum Patriotismus gehört gleichwohl, im Wohnheim auch ausländische Studierende aufzunehmen – derzeit ein Chinese.

Den Festakt am Samstag (Beginn um 11 Uhr) eröffnete der Philistervereins-Vorsitzende Dieter Haack, der Bundesbruder Arnulf Baumann referierte die Geschichte des Hauses und die Jenaer Rechtsanwältin und ehemalige Angehörige der ersten frei gewählten Volkskammer, Brigitte Kögler, erinnerte an die friedliche Revolution. Am Sonntag war von 11 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür.

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