Erlangen: Das ist der "Lesen für Bier"-Erfinder

25.2.2018, 17:15 Uhr
Erlangen: Das ist der

© Peter Romir

"Ich war heute beim Friseur – ich hoffe, man erkennt mich noch", sagt Lucas Fassnacht zur Begrüßung. Tatsächlich ist sein wuscheliger Lockenkopf eines der Markenzeichen des 29-Jährigen. Das andere ist nicht so leicht zu erkennen, aber deshalb nicht weniger wichtig: seine Liebe zur Sprache.

Fassnacht gehört zu den renommiertesten Poetry-Slam-Künstlern der Region. Er hat drei Bücher veröffentlicht und mit "Lesen für Bier" auch eine eigene Bühnen-Show entwickelt: "Die funktioniert so, dass die Zuschauer Texte mitbringen", erklärt Fassnacht. "Ich muss dann versuchen, sie möglichst interessant vorzutragen – egal was es ist: ob Gebrauchsanweisung, Roman-Ausschnitt oder eine Seite aus dem Telefonbuch." Ist der Vortrag gelungen, bekommt Fassnacht ein Bier zu trinken: "Das macht es natürlich im Laufe des Abends immer schwieriger . . . zum Glück ist es nur 0,3 Liter." Ist das Publikum mit der "Lesung" nicht zufrieden, bekommt derjenige Besucher das Bier, der den Text mitgebracht hat. Das Format kommt gut an – inzwischen wurde es schon bis in die Schweiz exportiert. Doch solch feucht-fröhliche Gaudi ist nur eine Facette von Fassnacht: "Ich mag diesen speziellen fränkischen Humor: Das Grummeln mit Augenzwinkern und die sorgfältig platzierte Spitze."

Streng genommen ist Fassnacht, der aus der Gegend von Aschaffenburg stammt, Hesse. "Aber ich wurde nur eine Haltestelle hinter der hessischen Grenze geboren und habe mich immer nach Franken orientiert! Und Aschaffenburg ist sowieso eine Stadt, die keiner haben will."

Für das Studium wechselte er nach Erlangen. Sein Hauptfach: Altgriechisch. "Ich finde es faszinierend, eine Sprache zu lernen, die nirgendwo mehr gesprochen wird. Sie ist wie ein Rätsel: Es gibt nur noch die Zeichen – und sonst nichts!"

Während der Studentenzeit entdeckte er auch die Poetry-Slam-Szene für sich und begann mit eigenen Gedichten aufzutreten: "Das waren zumeist Storys, die auf Pointen hin geschrieben waren, aber dann auch zunehmend ernstere Texte." Schließlich entstand 2013 auch ein erster Roman – "Es geht immer nur um Sex": "Er handelt von einem jungen Autor, der mit der Welt hadert – das typische Erstlingswerk eines jungen Autors", lacht Fassnacht heute. Dass der Ich-Erzähler des Romans ein sexistischer Narziss ist, war eine bewusste Auslotung von Grenzen, welche das Publikum spaltete: "Ich wollte mit dem Buch testen, wie weit ich gehen kann – und auch, wie ich damit umgehe, wenn ich abgelehnt werde.

Es war mein Versuch, die Angst vor der Reaktion des Publikums zu überwinden." Das scheint ihm rückblickend gelungen: "Kunst darf alles – nur nicht langweilen. Ich habe als Zuschauer ja auch lieber ein Werk, über das ich mich aufregen kann, als eines, bei dem ich einschlafe."

Zum Schlafen bleibt ihm ohnehin wenig Zeit: Gerade hat er einen Vertrag mit einem großen Verlag abgeschlossen, für den er seinen zweiten Roman schreibt. "Es wird ein klassischer Thriller mit dem Arbeitstitel ,Kill the Rich‘. Den Text habe ich jetzt fertig und es beginnt der lange Prozess der Vorbereitung – das dauert bei einem großen Verlag gerne mal zwei Jahre."

In Zukunft hofft Fassnacht als Schriftsteller von seinen Büchern leben zu können: "Aber Live-Auftritte und Workshops will ich weiter machen! Der Kontakt mit den Leuten ist mir sehr wichtig – denn gerade wer Romane schreiben will, muss sich viel mit Menschen beschäftigen."

"Lesen für Bier" findet wieder am Mittwoch, 28. Februar, ab 20 Uhr in der E-Werk-Kellerbühne statt.

www.lucasfassnacht.de

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