Erlangen: "Die Grünfläche am Manhattan ist den Bürgern viel wert"

29.7.2017, 06:00 Uhr
Erlangen:

© Harald Sippel

Die endgültige Abstimmung wollte sich Roswitha Schnappauf auf keinen Fall entgehen lassen. Deshalb harrte die Anwohnerin der Südlichen Stadtmauerstraße und Vertreterin der Interessengemeinschaft (IG) "Rette die Grünanlage beim Manhattan" am Donnerstagabend über mehrere Stunden im Stadtrat aus. Gegen halb elf Uhr war es dann soweit: Das Gremium beschloss mit den Gegenstimmen von FDP-Fraktionschef Lars Kittel und seinem Parteikollegen Felix Pierer von Esch, das sogenannte ergebnisoffene Interessenbekundungsverfahren nicht weiter zu verfolgen und die Fläche an der Ecke Güterhallenstraße/Goethestraße nun doch nicht zu verkaufen.

Damit sind die Pläne, das Gebiet für einen kulturellen Zweck freizugeben, vom Tisch. Neben zwei Unbekannten hatten auch der Nürnberger Kinomogul Wolfram Weber und die Erlanger Kinobetreiber Elisa Coburger und Peter Zwingmann Interesse an dem betroffenen Gebiet (wie berichtet).

Erwartetes Ergebnis

Zwar war das Ergebnis mit Bekanntwerden der entsprechenden Anträge von Grüner Liste (GL) und SPD auch so erwartet worden: Beide Fraktionen hatten sich schließlich in den vergangenen Wochen dafür ausgesprochen, das Areal im Stadtzentrum eben doch nicht zu veräußern. Aber so locker-leicht ging die Abstimmung in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause nicht über die Bühne.

Denn die für manchen doch etwas überraschende Kehrtwende brauchte von Seiten der Fraktionen ein wenig Erklärung — und die klang bei Stadträten, die das Interessenbekundungsverfahren zunächst befürwortet hatten, doch recht ähnlich.

So wies GL-Chefin Julia Bailey gleich zu Beginn der Aussprache darauf hin, dass ihre Fraktion einer möglichen Bebauung "schon immer ablehnend bis kritisch" gegenüber gestanden und sich stets zugleich für eine Aufwertung der öffentlichen Grünfläche in der Innenstadt ausgesprochen habe. Trotz dieser Bedenken sei die Grüne Liste den "Weg des Interessenbekundungsverfahren" mitgegangen. Doch die zahlreichen Zuschriften, die sich gegen einen Verkauf ausgesprochen haben, hätten die Fraktion in ihrer Haltung bestärkt, das Areal zu behalten: "Es ist wichtig für den Arten-, Natur- und Mikroklimaschutz in der Stadt", betonte Bailey.

Auch SPD-Stadtrat Philipp Dees begründete die Entscheidung ("wir haben uns diese nicht leicht gemacht") vor allem mit der Stimmung in der Bevölkerung: "Die Zahl derjenigen, die sich zu den Plänen kritisch äußerten, ist deutlich größer als die der Befürworter". Tatsächlich hatte ein breites Netz, das von Umweltverbänden über Heimat- Denkmal- und Kinderschutzbund bis hin zum Bündnis für Familien reichte, die Bebauungspläne kritisiert.

Offene Worte fand zudem die CSU-Fraktionsvorsitzende Birgitt Aßmus: "Wir hätten uns vorstellen können, die Fläche für eine kulturelle Nutzung zur Verfügung zu stellen, aber wir haben dazu lernen müssen, dass diese Fläche für viele Bürger einen sehr hohen Wert hat". Dass das Gebiet "mit wenigen Mitteln" (GL-Chefin Bailey) noch verbesserungsfähig sei, darin waren sich alle einig.

Und die Fraktionen, die das Vorhaben von Anfang an abgelehnt haben, also ÖDP, Erlanger Linke und die Freien Wähler? Deren Vertreter äußerten ohne jede Genugtuung oder Besserwisserei ihre Freude über die nun gefällte Entscheidung. So wie Roswitha Schnappauf: "Das Warten hat sich gelohnt", sagte sie den EN am Ende der langen Stadtratssitzung, "ich bin jetzt einfach nur noch glücklich".

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