Erlangen eine Boom-Region in den Wirren der Politik

14.1.2019, 14:30 Uhr
Erlangen eine Boom-Region in den Wirren der Politik

© Foto: Harald Sippel

Da sollen dann die Reihen geschlossen sein, um sich – wie es Innenminister Joachim Herrmann formulierte – daran zu erinnern, dass Deutschland von Europa am meisten profitiert: "Wir wären ja verrückt, wenn wir die Europäische Union in Frage stellen würden." Und auch die Kreisvorsitzende und Bezirksrätin Alexandra Wunderlich wunderte sich vor dieser "Richtungsentscheidung", dass manche die Probleme in den Vordergrund rücken, statt die Vorzüge der europäischen Gemeinschaft zu würdigen.

Natürlich tauchte der europäische Gedanke ebenso bei der Rede von Ilse Aigner auf, die als Ehrengast nach Erlangen gekommen war. Ihr Blick in die Welt endete bei einem "gewöhnungsbedürftigen" Präsidenten der USA, der die einst engsten Verbündeten heute fast schon als Feindbild sehe.

Dazu komme der "extrem bittere" Brexit eines der Kernländer des Kontinents – mit Auswirkungen auch auf Erlangen, "eine der Boom-Regionen in Europa". Trotz dieser Probleme müsse man die bisher stabilen Strukturen zu bewahren versuchen – auch gegen die radikalen Kräfte von rechts und links. Europa müsse sich als gemeinsame wirtschaftliche Macht gegenüber den aufkommenden Weltmächten China und Indien behaupten – und das bei der Europa-Wahl demonstrieren.

Ilse Aigner kann als Prototyp jener Generation von Politikern gelten, die immer mitten im Leben gestanden haben: Mittlere Reife, Radio- und Fernsehtechniker-Gesellin im elterlichen Betrieb, Abschluss als Elektrotechnikerin mit Hubschrauberbau-Erfahrungen bei Eurocopter, daneben die politische Karriere von Grund auf im Gemeinderat und Kreistag, im Landtag, dann Bundestag, später Bundes- und Landesministerin, heute Landtagspräsidentin wie einst der Erlanger Wilhelm Vorndran, ehrenamtlich Karnevals-Vizepräsidentin und Wasserwacht-Vorsitzende.

Die 54-jährige Oberbayerin aus dem Landkreis Rosenheim hat sich schnell an ihre repräsentative, präsidiale Rolle gewöhnt, füllt sie aus wie ihre Vorgängerin Barbara Stamm. So brach sie in Erlangen eine Lanze für die oft gescholtenen Politiker, die man brauche, damit die Gemeinschaft funktioniert. Für sie ist der Friede seit 75 Jahren keine Selbstverständlichkeit, zumal ihr späterer Vater als 17-Jähriger in den Krieg ziehen musste. Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, soziale Marktwirtschaft – Grundvoraussetzungen, die es zu bewahren gilt.

Ilse Aigner kam in Erlangen gut an, überzeugte – auch aufgrund ihrer Selbstironie: "Solange der Kakao auf Bäumen wächst, ist Schokolade für mich eine Frucht."

0 Kommentare