Erlangen: Fernverkehr nach Jena und Berlin unterbrochen

11.1.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Fernverkehr nach Jena und Berlin  unterbrochen

© Harald Sippel

Bahnfahrer Richtung Norden müssen sich auf wesentlich längere Fahrtzeiten gefasst machen. Nach Coburg, Jena, Leipzig und Berlin muss bis zum September zwischen Bamberg und Lichtenfels entweder auf Busse umgestiegen werden, oder man nimmt gleich Fernzüge über Schweinfurt/Würzburg oder Bayreuth/Hof in Richtung Norden.

Im Bereich des S-.Bahn-Großraums Nürnberg–Erlangen—Bamberg gilt für diesen Zeitraum ein Sonderfahrplan, der allerdings die S-Bahn-Verbindungen an ihrem Platz belässt. Wegen freier Kapazitäten beim RegionalExpress (RE) gibt es sogar zusätzliche Züge. Wegen des Neubaus der ICE-Trasse von Nürnberg in Richtung Berlin wird die Bahnstrecke nördlich von Bamberg für 34 Wochen gesperrt. Erst im September können dort wieder Züge rollen. Vom 11. Januar an müssen Pendler auf Busse ausweichen. Der Fernverkehr wird nach Angaben der Deutschen Bahn über Fulda umgeleitet, zudem werden täglich IC-Busse auf den Verbindungen Jena-Nürnberg sowie Erlangen-Erfurt eingesetzt.

Insgesamt sollen alle im Auftrag der Bahn zum Einsatz kommenden Busse mehr als zwei Millionen Kilometer während der Bauarbeiten zurücklegen. Die Sperre zwischen Hallstadt im Landkreis Bamberg und Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels ist notwendig, um die neu gebaute ICE-Trasse mit den schon bestehenden Gleisen zu verbinden.

Der Aus- und Neubau der ICE-Strecke von Nürnberg nach Berlin – ab Ebensfeld ist die Strecke bis Erfurt komplett neu trassiert worden – soll 2017 abgeschlossen sein. Die Fahrt von Nürnberg in die Bundeshauptstadt soll dann nur noch drei Stunden dauern. Bislang saßen Reisende fast fünf sechs Stunden im Zug. Dieses Verkehrsprojekt „Deutsche Einheit Nr. 8“ ist eines der größten Schienenverkehrsprojekte in Deutschland und kostet mehr als zehn Milliarden Euro. Vom oberfränkischen Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels) über Erfurt bis nach Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt ist die Strecke großteils bereits komplett neu – inklusive zahlreicher Brücken und Tunnel. Zwischen Erfurt und Berlin fahren bereits die beschleunigten ICE-Züge.

Heftige Kritik

Heftige Kritik an der Streckensperrung zwischen Bamberg und Lichtenfels kommt vom Fahrgastverband Pro Bahn. Dieser kritisiert, dass die Bahn durch Verzögerungen beim Bau unter Zeitdruck geraten sei und deshalb mit einer Vollsperre reagiere, ohne eine fahrgastfreundliche Lösung gefunden zu haben. Bamberg und Erlangen beispielsweise würden bis auf wenige Züge vom Fernverkehr abgehängt, sagte der stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes, Lukas Iffländer. Wäre langfristiger geplant worden, hätte man die Strecke zumindest eingleisig weiter befahren können. So würden viele Pendler auf das Auto umsteigen, bedauerte er.

Grundsätzlich sei es ein Problem bei dem Projekt, dass die Neubaustrecke schnell fertig gebaut werde, während aber bei einigen Abschnitten auf der Ausbaustrecke die Arbeiten noch nicht einmal begonnen hätten.

Dies betrifft auch die Bauarbeiten zwischen Erlangen und Bamberg. Während im Erlanger Süden der viergleisige Ausbau der ICE- und S-Bahn-Gleise fast abgeschlossen ist (südlich des Bahnhofs Eltersdorf muss allerdings erst noch der Weiterbau ebenso geklärt werden wie die Frage, ob es einen S-Bahn-Verschwenk vom sogenannten Fürther Bogen in Richtung Fürth-Steinach geben wird), werden die Bauarbeiten im Erlanger Norden andauern. Zwar ist der zweite Tunnel durch den Burgberg im Frühjahr weitgehend fertig, es fehlt aber noch der viergleisige Zulauf vom Erlanger Bahnhof. Dort muss die komplizierte Brückenkonstruktion über die Martinsbühler Straße noch gebaut werden, es fehlt auch noch der verbreiterte Bahndamm zum Burgbergtunnel für zwei zusätzliche Gleise. Vorher fertig wird aber wohl die zweite Brücke über die Schwabach.

Eine zweite Brücke muss auch im Bahnhof Bubenreuth über die Zufahrt zum Ort gebaut werden – dort haben die Bauarbeiten längst begonnen. Der Streckenabschnitt zwischen Burgberg-Nordportal und Bahnhof Bubenreuth ist bereits viergleisig verlegt, inklusive eines kleinen Verschwenks aller Gleise kurz vorm Bubenreuther Bahnhof. Dort musste aus Platzgründen näher an die alte Bundesstraße 4 herangerückt werden.

Noch nicht begonnen sind hingegen die Bauarbeiten im Bereich Forchheim und Richtung Bamberg. Hier hat die Deutsche Bahn AG gerade erst die Informationscontainer in Forchheim aufgestellt.

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