Erlangen gehört zur Spitzengruppe, mehr aber nicht

6.12.2017, 06:32 Uhr
„Franzi muss vorn und hinten Schwerstarbeit leisten“: Franziska Peschko (li.) warf acht Tore, für volle 60 Minuten hat sogar sie nicht die Kraft.

© Klaus-Dieter Schreiter „Franzi muss vorn und hinten Schwerstarbeit leisten“: Franziska Peschko (li.) warf acht Tore, für volle 60 Minuten hat sogar sie nicht die Kraft.

Wirklich etwas vorwerfen konnte man den Handballerinnen nicht, vor allem nicht mangelnden Einsatz. Johanna Weigel hatte sich vor zwei Wochen die Nase angebrochen, trotzdem saß sie im Heimspiel gegen Dachau auf der Bank, und natürlich war sie sofort bereit, als ihr Trainer sie zur Einwechslung rief: Franziska Peschko brauchte eine Pause. Doch der Angriff hatte noch nicht an Tempo gewonnen, da bekam sie schon eine Hand ins Gesicht. "Sie hatte sofort wieder Blut vor Augen", sagt Elmar Ehrich, der Coach, der seine Spielerin sofort wieder vom Feld holte. Peschko musste durchspielen – am Ende war das zu viel.

"Franzi muss vorne und hinten Schwerstarbeit leisten", sagt Ehrich. Die 22-Jährige war auch gegen Dachau die beste HCE-Werferin, in der Abwehr "hält sie den Laden zusammen". Über 60 Minuten hält das keiner durch. "Es lag zu viel Last auf ihren Schultern." Doch der Coach hat zu wenig Möglichkeiten, die Leistungsträger zu entlasten. Welche Folgen das in einem Spitzenspiel hat, war zu sehen: In der Schlussphase gab es zwei Fehlwürfe der Gastgeberinnen, ein Ball von Mona Walzik prallte an den Pfosten. "Das baut den Gegner auf", so Ehrich, "und uns macht es nervös." Die Gäste zogen so von 20:20 auf 20:24 davon (56.) — die Entscheidung.

Es war das erwartet gute Spiel gewesen, denn Dachau ist Zweiter, der HCE Vierter. Beinahe wäre den Gastgeberinnen ein Sieg geglückt. "Die Abschlüsse haben nicht zu 100 Prozent gepasst", sagt Ehrich. Außerdem dauerte es, ehe der HCE die Kreisläuferin unter Kontrolle hatte.

"Mitte bis Ende der ersten Halbzeit hatten wir dann Zugriff in der Abwehr, Julia Schopka lief einen Gegenstoß. Da dachte ich schon, wir sind am Drücker." Die Chance auf den Ausgleich haben die Erlangerinnen vor dem Seitenwechsel noch vergeben, in Minute 41 aber genutzt (16:16). Eine Viertelstunde vor Schluss lag der HCE sogar mit zwei Toren vorn (19:17). Dann zog Dachau davon.

Zu wenig Geduld

"Der körperliche Einsatz war zu hoch, darunter hat die Konzentration gelitten. Uns hat die Durchschlagskraft und die Geduld gefehlt", sagt Ehrich. Darunter litt unter anderem auch Außenspielerin Annika Bissel, die ohne Treffer blieb. "Sie versucht, Akzente zu setzen. Doch die Übersicht fehlt noch gegen eine kompakte Abwehr einer Bayernliga-Mannschaft", ist das Fazit des Trainers. Der ist mit der 17-Jährigen zufrieden. "Doch die Erwartungshaltung rundherum und auch von ihr selbst ist zu hoch." Dabei fehlt Bissel, aber auch ihren jungen Teamkolleginnen noch Erfahrung, es mit eingespielten Mannschaften aufzunehmen. Ein Vergleich: "Der Altersdurchschnitt der Erlangerinnen liegt bei 20 Jahren, beim Tabellenführer Bergtheim bei 27 Jahren", sagt Ehrich, der ein gestandenes Bayernliga-Team formen will.

"Dachau hat eine körperlich starke Mannschaft und war uns von der Dynamik her überlegen." Hinzu kam das Wechsel-Pech mit Johanna Weigel. "Mit drei Toren zu verlieren, geht in Ordnung." Die Spielerinnen aber seien nach der Niederlage sehr enttäuscht gewesen. "Wir sind spielerisch weiter als im Vorjahr. Doch wenn eine neue Formation gefragt ist, werden die jungen Spielerinnen nervös. Es fehlt die Abgebrühtheit."

Genau das ist der Unterschied zu den Top zwei, Bergtheim und Dachau, zwei eingespielte Mannschaften mit viel Erfahrung. "Wir wollen mehr Partien gewinnen als verlieren", sagt Ehrich. Vor der Winterpause steht noch ein Auswärtsspiel bei der HG Zirndorf an, dann ist Weihnachten. "Wir sind auf Kurs. Mich ärgert nur das Spiel in Bergtheim", sagt der Trainer. Beim 22:32 sei sein Team "wirklich schlecht" gewesen. "Ansonsten bin ich mit dem Verlauf zufrieden, auch wenn mit sechs Minuspunkten der Aufstieg außer Reichweite ist."

Dafür wäre es wohl sowieso zu früh. "Es macht keinen Sinn, oben abgeschossen zu werden. Wir warten lieber zwei Jahre, in denen wir als Team zusammen bleiben." Die Gefahr, dass gute Spielerinnen abgeworben werden, besteht zwar. Doch das nimmt der HCE in Kauf. "Es ist nicht so, dass uns die Qualität fehlt", sagt Ehrich. "Uns fehlt die Eingespieltheit." Daran kann man arbeiten.

HC Erlangen: Vierheilig, Pack, Frost, Peters (6), Bissel, Peschko (8/3), Weigel, Stock, Hofmann (1), Walzik (1), Reuthal (2), Nübel (1), Olk (1), Schopka (2).

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