Erlangen: Grillen gegen den Baustellenfrust

19.8.2017, 07:00 Uhr
Erlangen: Grillen gegen den Baustellenfrust

© Peter Roggenthin

Ein Kleinwagen steuert über die Vierzigmannstraße auf den Katholischen Kirchenplatz zu, um dort auf die Neue Straße zu gelangen. Ein abruptes Anhaltemanöver, ein durch das offene Autofenster deutlich hörbarer Fluch – und schon blinkt anstelle des Bremslichtes der Rückfahrscheinwerfer auf. Hier geht es nicht mehr weiter.

Dieser junge Mann ist offenbar nicht der einzige, dem es in letzter Zeit so ergeht: Langsam, aber sicher zeichnen sich die Furchen in der Wiese vor der Herz Jesu Kirche ab, die Autofahrer sind die ständigen Umwege in diesem Bereich Leid. Daher liegt es nahe, statt einer weiteren Umfahrung einfach den kürzesten Weg zu wählen, der schräg über die Rasenfläche vor dem Gotteshaus führt.

Auch Anwohner stöhnen bereits unter der angespannten Verkehrssituation. "Wir haben unsere Bewohnerparkausweise bezahlt, dürfen derzeit aber unsere Flächen nicht mehr nutzen", erklärt ein Bewohner der Vierzigmannstraße. Wo er sein Auto abstellen soll, weiß er mittlerweile selbst nicht mehr so genau, denn durch die Änderung der Verkehrsführung passieren nun auch Einsatzfahrzeuge von Rettungsdiensten auf dem Weg zum Universitätsklinikum die ohnehin schon schmale Straße. Mittlerweile hat er nach eigenen Angaben schon den ein oder anderen Strafzettel unter dem Scheibenwischer seines Autos vorgefunden. Was er sich wünscht, ist eine gelockerte Parkpolitik und die Bereitstellung von gesicherten Stellplätzen während der Baumaßnahmen, so dass man nicht ständig Gefahr läuft, ein Knöllchen zu kassieren.

Einige hundert Meter weiter in der Pfarrstraße bietet sich ein ähnliches Bild: Kein Durchkommen mehr möglich, teilweise sogar als Fußgänger, denn Baustellenfahrzeuge und Container riegeln die Straße komplett ab. Ein Anlieger, der zu Fuß auf dem Weg in Richtung der Bahnunterführung in der Martinsbühler Straße unterwegs ist, schlägt einen Haken, nachdem er die Sperre am Bürgersteig wahrgenommen hat. Er wechselt die Straßenseite in der Hoffnung voranzukommen und wird von einem Lastwagen ausgebremst, der gerade ein Wendemanöver durchführt. Trotz aller Verkehrsbehinderungen sieht er über die Sanierungsmaßnahmen relativ entspannt hinweg: "Natürlich hat man tagsüber den Baustellenlärm, aber da bin ich ohnehin kaum zuhause. Abends ist es dafür angenehm ruhig, wenn die Arbeiten beendet sind und durch die Sperre kein Verkehr fließen kann."

Härter trifft es dagegen Personen, die aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen Hilfe von ambulanten Diensten benötigen. "Die Absperrungen sind für mich katastrophal. Nicht nur ich selbst, sondern auch meine Fahrdienste kommen nur noch schlecht durch", erklärt uns ein Bewohner der Neuen Straße, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Als wäre dies noch nicht genug, bietet die Abfallwirtschaft das nächste Ärgernis für die Anlieger, denn auch die Entsorgungsunternehmen finden kaum Wege. 

Daher wurden Wurfzettel verteilt, dass es zu Einschränkungen bei der Müllabfuhr kommen kann. Auf Nachfrage erklärte eine Mitarbeiterin des Betriebs für Abfallwirtschaft, dass man die regelmäßige Abfallentsorgung aufrechterhalten möchte, dies aber durch die weiteren Wege, die die Angestellten nun zurückzulegen haben, nicht zwingend gewährleistet werden könne.

Wie man dieser ärgerlichen Situation dennoch ein angenehmes Flair verleihen kann, bewiesen einige Bewohner der Neuen Straße am vergangenen Wochenende: Da die Baugeräte am Sonntag stillstanden, luden sie kurzerhand auf der Straße zum Nachbarschaftstreffen. "Eine Vollsperrung der Neuen Straße erleben wir wohl nie wieder, darum machen wir jetzt das beste aus der Situation", erklärt Anwohner Herbert Winkler. Also Bratwurst und Bier gegen den Baustellenfrust — und die Möglichkeit, die Nachbarn einmal näher kennenzulernen.

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