Erlangen: Großer „Kulturbiergarten“ an der Wöhrmühle möglich

9.11.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Großer „Kulturbiergarten“ an der Wöhrmühle möglich

© Michael Müller

Seit Sommer steht der ehemalige Campingplatz an der Regnitz als Freizeitfläche Wöhrmühle den Bürgern als Treffpunkt zwischen Innenstadt und Alterlangen zur Verfügung. Nun soll dort ein „Kulturbiergarten“ mit maximal 500 Plätzen entstehen. Gestern Abend beschäftigte sich der Bauausschuss mit dem Gebäude, das die Stadt dort für rund 440 000 Euro bauen möchte (Bericht folgt), heute berät der Kultur- und Freizeitausschuss über ein „Nutzungskonzept für ein Bieterverfahren für die Betreiberauswahl“.

Bereits im Sommer 2017 soll es dort losgehen. Zunächst noch mit einer mobilen Infrastruktur. Steht dann der Kiosk-Neubau (der mit renovierten Räumen im Naturfreundehaus verbunden ist), muss der Betreiber für die Bestuhlung des Biergartens und das Mobilar für die Küchen- und Verkaufsräume sorgen. Die zunächst mobilen, dann im Neubau untergebrachten Toilettenanlagen (um die sich der Betreiber kümmern muss), sollen nicht nur den Biergartengästen, sondern auch den Besuchern der Freizeitfläche unentgeltlich zugänglich sein.

Vorgesehen ist, dass Speisen von den Gästen selbst mitgebracht werden dürfen. Den Zusatz „Das gilt auch für Getränke“ stuft Soziokulturamtsleiter Stephan Beck auf Nachfrage der EN als „unglücklich formuliert“ ein. „Man soll sich an diesem Ort ungezwungen treffen können. Aber natürlich kann das Personal darauf hinweisen, dass für diesen Bereich Getränke am Kiosk erworben werden sollen.“ Wer mit seinem eigenen Bier anstoßen möchte, könne auf die Freizeitfläche ausweichen.

Ursprünglich sollte auf der Freizeitfläche das E-Werk aktiv werden. Nach Prüfung in den verschiedenen Ämtern, wurde aber festgestellt, dass eine Ausschreibung notwendig ist. Das Verfahren zog sich hin. Da sich das Gelände im Landschaftsschutz- und Überschwemmungsgebiet befindet, mussten viele Fragen und Einschränkungen durch den Umwelt- und Naturschutz abgeklärt werden.

Nächste Hürde: Ein Pachtvertrag mit „Umsatzpacht, deren Höhe noch zu definieren ist“ kann zunächst lediglich bis 2021 (mit Verlängerungsoption bis 2023) abgeschlossen werden, da der Bereich Wöhrmühle 2024 zentraler Bestandteil der Landesgartenschau sein soll. Für dieses Großereignis wird es eine eigene Vergabe geben.

Schon dieser Punkt sorgt in der Erlanger Gastronomie-Szene für Kopfschütteln. Ein erfahrener Wirt, der nicht namentlich genannt werden will, bringt auf den Punkt, was bei Nachfrage in der Szene viele sagen: „Wenn es nach der harten Anlaufphase und mit hohen Investitionen gelingt, den Kulturbiergarten erfolgreich zu führen, fliegt man wieder raus.“ Hinzu kommen jede Menge Ansprüche, die der Betreiber zu erfüllen hat. „Die Stadt Erlangen erwartet hier ausdrücklich keinen Biergartenbetrieb im herkömmlichen Sinn. Stattdessen ist für den Biergartenbereich eine kulturelle Nutzung vorgesehen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Kulturveranstaltungen des Betreibers seien zwar „ebenso möglich und gewünscht“. Das Gelände soll aber auch „Kulturvereinen, Vereinen aus der Jugendarbeit und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft und ehrenamtlich engagierten Gruppierungen“ für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Zudem gilt: „Hierzu muss für diese eine Refinanzierung durch Einnahmen aus der Gastronomie möglich sein.“

Der Gastro-Betreiber soll offensichtlich als eine Art Koordinator auftreten, der bei manchen Veranstaltungen auf seine Einnahmen verzichtet. Für einen „normalen“ Unternehmer ist das eher nicht machbar.

„Das bedeutet jede Menge Arbeit und Aufwand, bei vielen, vielen Einschränkungen. Da ist der Betreiber doch der Depp!“, stellt ein anderer Gastronom fest. Wer einmal quer durch die Erlanger Wirte-Landschaft telefoniert, bekommt zu hören: So ein Konzept sei für jemanden, der wirtschaftlich arbeiten muss, wohl schwer zu stemmen.

Bleibt am Ende wieder das (subventionierte) E-Werk als Betreiber übrig? „Wir hatten vor fünf Jahren das Projekt Wöhrmühle angestoßen, da wir erhofft hatten, durch ein Open-Air-Gelände unser alljährliches Sommerloch mit Veranstaltungen und Einnahmen zu füllen“, erinnert sich Holger Watzka von der Programm-Abteilung des Kulturzentrums. Vor allem größere Events hatte man im Blick. „Mittlerweile sind wir aber sehr ernüchtert“, stellt Watzka mit Blick auf die vielen Einschränkungen bei der Nutzung der Fläche fest. Dennoch: Das E-Werk wird sich voraussichtlich für den „Kulturbiergarten Wöhrmühle“ bewerben. „Dafür müssen aber noch etliche Fragen zu den Investitionen und zur Pflege des Geländes geklärt werden.“

Skeptisch ist Watzka auch, ob es bereits im kommenden Sommer ein größeres Programm geben kann. Schließlich wird wohl kaum vor Februar mit einer endgültigen Ausschreibung zu rechnen sein. „Dann ist man nicht nur als Kulturveranstalter bei Agenturen zu spät dran, sondern wird auch Probleme haben, überhaupt an Bierbänke, Kühlcontainer oder Ausschank-Wagen zu kommen.“

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