Erlangen: Grüner Mittelweg bei der Nachverdichtung

21.3.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: Grüner Mittelweg bei der Nachverdichtung

© Harald Sippel

Der Landschaftsarchitekt Matthias Schwahn hat schon viele Wohn- und Lebensräume gesehen, aber das GBW-Quartier in der Rathenau hat selbst ihn überrascht. "Für ein innerstädtisches Gebiet von dieser Größe gibt es hier überdurchschnittlich viele geschützte Tier- und Pflanzenarten". Die Erstellung eines Konzeptes, das die geplante Nachverdichtung um mehrere hunderte Wohnungen möglichst ökologisch und schonend gestalten soll, sei eine spannende Herausforderung.

Diese Aufgabe haben er und seine Kollegen vom Büro "Ohnes & Schwahn" gerne angenommen. Auf dutzenden Seiten listen die Münchner in ihrem Gutachten Möglichkeiten auf, wie sich die bei etlichen Anwohnern unbeliebte Nachverdichtung in dem Viertel mit möglichst wenigen irreversiblen Eingriffen in Flora und Fauna durchführen lässt.

Die ersten Teile des sogenannten Pflegeentwicklungsplans werden auch bereits umgesetzt.  An Bäumen und  eigens für verschiedene Vogelarten bereit gestelltem Totholz werden die ersten von insgesamt mehr als 300 Nistkästen angebracht: als künftiges Zuhause für diverse Fledermaus- und Vogelarten. Dass bei derartigen Vorhaben zusätzliche Nistkästen angebracht werden, ist nichts Ungewöhnliches. Wohl aber, wie der Experte betont, der frühe Zeitpunkt.

Ohnehin könne er die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, die GBW Gruppe, aus Naturschutz-Sicht nur loben: "Wir konnten alles machen, was wir vorgeschlagen haben." Zudem werde bei solchen Projekten ein Pflegeentwicklungsplan üblicherweise nur für ökologische Ausgleichsflächen angewandt, nicht aber, wie nun im Erlanger Süden, für das gesamte Gebiet.

Zu einer (noch) größeren Umweltverträglichkeit trägt sicherlich mit bei, dass die ursprünglichen Pläne auch auf Grund der Öffentlichkeitsbeteiligung noch revidiert wurden.

Also alles durch und durch positiv? Henning Mäder, Mitorganisator der Bürgerinitiative (BI) zur Erhaltung von Flora und Fauna in der Rathenau, bezeichnet die Nachbesserungen als "drei kleine Änderungen". Bürgermeister Susanne Lender-Cassens sagt hingegen:  "Wir konnten erreichen, dass bei der Aufstellung des Bebauungsplans nicht nur Nachpflanzungen vorgesehen sind, sondern auch die ökologisch wertvollen Biotope in dem Gebiet so weit wie möglich berücksichtigt oder neu angelegt werden." Alle Einwendungen der Bürger seien ausführlich bearbeitet worden.

Die vor allem von Anwohnern kritisierten Fällungen geschützter Bäume, die kürzlich ohne endgültigen Bauplan begonnen wurden, seien in einem Bereich erfolgt, für den es seit langem Baurecht gebe. Letztlich entstehe zwischen Nürnberger Straße und Paul-Gossen-Straße dringend benötigter Wohnraum. "Ein Viertel wird als sozialer Wohnraum verwirklicht", so Lender-Cassens.

Diese Notwendigkeit erkennt auch der Bund Naturschutz (BN) an. Daher begrüßt die Erlanger Gruppe, dass durch Änderungen der Pläne mehr Rücksicht auf Biotop- und Naturschutz genommen werden soll, hält aber etliche Bedenken für noch nicht ausgeräumt.

So sei es fraglich, ob sich wertvolle alte Bäume, die gefällt wurden und werden, durch neue ersetzen lassen, meint der Vorsitzende Herbert Fuehr.

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