Erlangen: Hunderte Opfer der Euthanasie

15.9.2015, 14:00 Uhr
Erlangen: Hunderte Opfer der Euthanasie

© Harald Sippel

Bei dem ersten Transport waren auch die 27 jüdischen Patienten der Anstalt dabei, so wie die 77-jährige Mathilde Tuteur, die an diesem Tag in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz transportiert wurde. Insgesamt mussten mehr als 900 Patienten in den Jahren 1940 und 1941 Erlangen verlassen. Im Rahmen der systematischen Ermordung von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen wurden sie in den Anstalten Hartheim bei Linz oder Sonnenstein bei Pirna in den Gaskammern getötet. In den drauffolgenden Jahren bis 1945 starben weitere tausend Patienten der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen an der sogenannten Hungerkost, bei der die Patienten bewusst zu wenig zu essen bekamen.

Um dieser grauenhaften Ereignisse zu gedenken, errichtete das Bezirkskrankenhaus Erlangen, das heutige Klinikum am Europakanal, 1996 ein Denkmal vor dem damaligen Verwaltungsgebäude der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen. Inzwischen ist die Verwaltung des Universitätsklinikums hier untergebracht. 2007 wurden in der Nähe des Mahnmals 27 „Stolpersteine“ für die jüdischen Patientinnen und Patienten verlegt. Derzeit sichtet das Stadtarchiv Erlangen mit dem Lehrstuhl für Geschichte der Medizin nochmals gründlich die Akten aus der damaligen Zeit.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Transporte findet eine Gedenkfeier am Dienstag, 20. Oktober, um 12.30 Uhr am Denkmal, vor dem Gebäude Maximilianstraße 2, statt. Nach einer Begrüßung des Vorstands der Bezirkskliniken Mittelfranken, Helmut Nawratil, werden Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens und die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinschaft, Ester Klaus, ein Grußwort sprechen. Stadtarchivar Andreas Jakob und Prof. Karl-Heinz Leven vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin erläutern den geschichtlichen Hintergrund und ein geplantes Projekt zur Aufarbeitung.

Keine Kommentare