Erlangen: Im Meilwald schlummert ein Riese aus Beton

26.8.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Im Meilwald schlummert ein Riese aus Beton

© ESTW

Wenn in Erlangen der Wasserverbrauch schlagartig in die Höhe schnellt, dann wissen die Männer vom Wasserwerk, dass gerade Halbzeitpause im Fußballspiel unserer Nationalmannschaft ist oder die Kommissare den Fall im Tatort gelöst haben. Denn dann rennen alle auf die Toilette und betätigen mehr oder weniger gleichzeitig die Spültaste.

So war es auch im April 2015, als der erste Frankentatort im Fernsehen um 21.40 Uhr zu Ende ging. Sprungartig stieg die "Wasserdurchflussmenge" in der Erlanger Hochdruckzone von 135 auf 220 Liter je Sekunde an. Auf solche Momente muss die Erlanger Wasserversorgung gut vorbereitet sein.

Kurz nach dem Wohnstift Rathsberg an der Rathsberger Straße errichten die Erlanger Stadtwerke deshalb einen neuen Hochbehälter mit einem Speichervolumen von zwölf Millionen Liter Trinkwasser.

Vorratskammer für Notfall-Versorgung

Hochbehälter übernehmen für die Trinkwasserversorgung wichtige Funktionen: Neben dem Ausgleich von Verbrauchsschwankungen im Netz dient der Hochbehälter auch als Vorratskammer, der im Notfall sogar für einige Stunden die Versorgung übernehmen kann. Tagsüber wird auf die Trinkwasserspeicher zugegriffen, nachts, wenn der Verbrauch niedrig ist, werden sie wieder aufgefüllt. Durch gleichmäßigen Betrieb werden auch die eigenen Brunnen geschont.

Der neue Hochbehälter im Meilwald ergänzt den bisherigen Behälter am Burgberg, der nur vier Millionen Liter Wasser fasst. Die Höhe eines Hochbehälters gibt den Wasserdruck im Netz und in der Hausinstallation vor. Deshalb musste der neue Hochbehälter auf der gleichen Höhe wie der alte gebaut werden. Damit sorgt er für genügend Druck im Erlanger Netz und verhindert Schäden an der Hausinstallation.

Mit den Bauarbeiten des neuen Hochbehälters wurde im Juni 2015 begonnen. Der Hochbehälter besteht aus Stahlbeton und ist inzwischen soweit fertig gestellt, dass bereits eine Kammer gefüllt werden konnte.

Restarbeiten fehlen noch

Durch eine hermetische Kapselung der Wasserbehälter wird ein zusätzlicher Sicherheitsstandard geschaffen. Die gesamte Zuluft für die Wasserkammern wird über spezielle Feinfilter vorgereinigt. Dadurch können die in der Luft enthaltenen Verschmutzungen und Pollen vom Wasserbehälter ferngehalten werden.

Derzeit müssen noch diverse Restarbeiten an der Anlagentechnik durchgeführt werden. Natürlich verfügt der Hochbehälter auch über eine eigene Notstromversorgung. Die Befüllung der zweiten Kammer erfolgt Ende August, sobald durch eine Spezialfirma die Grundreinigung des Behälters durchgeführt wurde.

Damit gewährleistet ist, dass die Speicherkammern hygienisch einwandfreies Wasser liefern, erfolgt vorher eine umfangreiche Überprüfung der Wasserqualität. Erst wenn die Trinkwasserqualität einwandfrei ist und die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt werden, kann ein erster Probebetrieb stattfinden.

Um die Eingriffe in das Ökosystem des Waldes soweit wie möglich zu mildern, werden nach Abschluss der Bautätigkeiten auf dem Gelände Ersatzpflanzungen mit ausgewählten Baumsorten vorgenommen. Die Flächen des Behälters, die baumfrei bleiben müssen, werden mit sogenannten Bodendeckern und Wiese bepflanzt. Zusätzlich werden in Rathsberg, unmittelbar neben dem kleinen Bolzplatz, rund 5000 Quadratmeter mit Eichen neu bepflanzt.

 

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