Erlangen: Im Selbstversuch 40 Tage ohne Plastik

1.3.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: Im Selbstversuch 40 Tage ohne Plastik

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Entsetzt war Lena Jakob am Anfang vor allem über sich selbst: Sie packte ihre Einkäufe aus und erschrak. "Ich stand in Unmengen an Plastik", sagt die 32-Jährige. "Das meiste habe ich gerade einmal fünf Minuten benutzt und dann direkt weggeworfen." Verpackungen, Tüten, Dosen. Wenn die Lebensmittel ausgepackt sind, bleibt haufenweise Müll übrig. "Dabei ist nicht nur die Verschmutzung ein Problem, sondern auch der Verbrauch von Erdöl." Denn um Plastik geschmeidig zu halten, braucht es den fossilen Rohstoff. "Der Klima-Fußabdruck für ein Kilogramm Plastik beträgt sechs Kilogramm CO2."

Für Jakob war schnell klar, dass sie ihren Plastik-Verbrauch ändern möchte. Deshalb fastet die Erlangerin nun. Und damit ist sie nicht alleine. Denn sie macht das im Rahmen einer Aktion, der CO2-Fasten-Staffel der Klimaschutzmanager der Europäischen Metropolregion Nürnberg.

"Wir wollten gemeinsam etwas planen. Die Fastenzeit ist der richtige Rahmen, denn es geht darum, nachzudenken und sich zurückzunehmen", sagt Jakob. Mehr als 20 Klimaschutzmanager aus Städten und Landkreisen der Region wagen nun einen Selbstversuch. "Jeder kann entscheiden, worauf er verzichten möchte", sagt die Mitarbeiterin aus dem Erlanger Umweltamt. "Es muss ins Leben passen, aber soll auch zwicken."

Für Jakob selbst beispielsweise wäre es keine große Herausforderung, in Erlangen auf ein Auto zu verzichten. "Kollegen aus ländlicheren Regionen hingegen versuchen sich daran." So sucht jeder nach seiner Schwachstelle und findet seine Herausforderung.

Über ihre Erlebnisse, Erfolge und Hürden berichten die Klimaschutzmanager in einem Online-Blog. Wie bei einem Staffellauf wollen sie dort täglich einen anderen Teilnehmer nominieren. "Ähnlich wie bei der Ice Bucket Challenge ist dann jeden Tag jemand dran", sagt Jakob. Sie selbst hat für ihr Plastik-Fasten ein paar Regeln aufgestellt. "Alltagsgegenstände und Dinge, die ich noch habe, werfe ich nicht weg. Aber was ich neu kaufe, soll ohne Plastik sein."

Im Alltag Ressourcen sparen

Ohne nachzudenken ins Supermarkt-Regal greifen kann die Erlangerin die kommenden Wochen also nicht, stattdessen muss sie Alternativen zu den herkömmlichen Verpackungen suchen. "Beim Essen wird es einfach, denke ich. Sorgen bereiten mir Hygiene-Produkte." Fast überall ist ein wenig Plastik versteckt, "schon der Deckel des Kajalstift ist wieder aus Plastik."

Trotzdem will Jakob bis zum 15. April durchhalten. Der Grund: Der heutige Lebensstil macht viele Bemühungen beim Einsparen von Energie oder Emissionen wieder zunichte. "Wir wollen herausfinden, in welchem Umfang und wie man klimaverträglich leben kann", sagt Jakob.

Im Alltag stecken zahlreiche Möglichkeiten, Ressourcen einzusparen. "Aber wir verlieren die Leute, wenn wir ihnen sagen würden, dass man gar nichts mehr machen darf." Stattdessen fastet jeder in einem anderen Bereich. Ausgang offen.

Den Blog finden Sie online unter
www.co2fasten.wordpress.com

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