Erlangen: Leiden und Sterben Christi eindrucksvoll gesungen

22.4.2014, 10:00 Uhr
Erlangen: Leiden und Sterben Christi eindrucksvoll gesungen

© Harald Hofmann

Das Leiden und Sterben Christi, von Solisten, Instrumentalisten und einer gewaltigen Gesangsgemeinschaft, in Rezitativen, Arien und Chören madrigalisch gestaltet, reflektiert und kommentiert, geriet unter Leitung eines umsichtigen und souverän agierenden Wieland Hofmann in der Altstädter Kirche zu einem eindrucksvollen musikalischen Ereignis, das dem Karfreitag auch in diesem Jahr einen besinnlichen Glanzpunkt verlieh.

Hoch motivierte Kantorei

Die seit langem in geistlicher Musik geschulte, hoch motivierte Dreifaltigkeitskantorei bewies bei dieser Aufführung, dass sie sowohl traditionelle Kirchenliedstrophen wie z.B. „Befiehl du deine Wege“ als auch höchst dramatische Passagen, wie den berühmten Vivace-Teilsatz „Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden“ wirkungsvoll und eindringlich gestalten und durch ihren Vortrag deren spezifischen Charakter verdeutlichen kann.

Mit großer emotionaler Intensität der Eingangschor „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ als auch der zu Herzen gehende Schluss: „Wir setzen uns mit Tränen nieder“. Was diesen vorzüglichen, harmonischen Klangkörper insgesamt auszeichnet: Präzise Einsätze, genaue Artikulation, rhythmische Prägnanz, wie bei der Fuge „Lasst ihn kreuzigen!“ und eine sehr differenzierte, situationsgerechte Darbietung, z.B. in den Chorälen „Was mein Gott will...“ oder bei Strophe eins und zwei in „O Haupt, voll Blut und Wunden“. All das trug wesentlich dazu bei, dass Bachs Matthäus-Passion 2014 im Hofmann-Chor einen stimmgewaltigen und stimmigen Interpreten fand, dem sich auch die jugendlichen Sängerinnen des Christian-Ernst-Gymnasiums begeistert anschlossen.

Die inzwischen in Erlangen fast schon heimisch gewordenen Münchner Bachsolisten vermittelten eindrucksvoll das traurig-tragische Geschehen durch ihr engagiertes, den spezifischen Bach-Sound treffendes Spiel als Gesamt-Ensemble und als Begleiter der Rezitative und Arien durch einzelne Solo-Instrumentalisten. Vorzüglich die beiden Violinistinnen Olga Pogorelova und Sabine Reus, aber auch die gesamte, sehr präsente, pointiert aufspielende Bläsercrew. Vier Gesangssolisten präsentierten den angespannt lauschenden Zuhörern ihrerseits die aufwühlenden Ereignisse in Rezitativen und Arien, je nach Situation, melodiös-getragen, dramatisch-eruptiv, verhalten-nachdenklich.

Die seit vielen Jahren in Erlangen gastierende Sopranistin Katherina Müller konnte mit ihrer hellen, klaren, Stimme genauso überzeugen wie Kristina Busch. Sie, eine versierte Opernsängerin, vornehmlich im klassischen Repertoire zu Hause, gelang es die vom Orchester subtil begleiteten Alt-Arien wie die berühmte „Erbarme Dich, mein Gott“ zwar recht leise, aber dennoch gefühlvoll und eindringlich zu gestalten. Auch im Duett „So ist mein Jesus nun gefangen“ mit ihrer Kollegin demonstrierte sie stimmliche Qualitäten.

Hervorragende Solisten

Als Evangelist, der mit seinen Rezitativen die tragische und dramatische Passionsgeschichte vorträgt und gleichermaßen kommentiert, bewies Uwe Stickert, dass er ein hervorragender Oratoriensänger ist, der mit seiner glasklaren, hohen, kraftvollen, sehr modulationsfähigen Tenorstimme die spezifischen Stimmungen und Gefühle sehr überzeugend wiedergab. Im Zentrum seiner Tätigkeit als Interpret und Musikpädagoge steht beim Münchner Bassisten Thomas Gropper die geistliche Musik von Bach, die er mit einfühlsam und differenziert vorgetragenen Christus-Arien, den Zuhörern vermittelten konnte. Auch der in Erlangen bekannte Egbert Junghanns, gestaltete seine Rezitative und Bass-Arien auf insgesamt beeindruckende Weise.

Solisten, Chor und Orchester so zu motivieren, sie zusammen zu führen, damit sie mit der in Musik gesetzten Passionsgeschichte die Zuhörer erreicht, sie bewegt und beeindruckt, wie an diesem Karfreitag, das war die besondere Leistung von Wieland Hofmann, der zum wiederholten Mal nachdrücklich unterstrich, dass Johann Sebastian Bach im „Altstädter Oratorientempel“ seine musikalische Heimstatt hat.

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