Erlangen: Neue Schleuse soll wirklich 100 Jahre halten

22.7.2014, 13:30 Uhr
Erlangen: Neue Schleuse soll wirklich 100 Jahre halten

© Harald Sippel

Der Main-Donau-Kanal gehört zu den wichtigsten Schifffahrtsstraßen Deutschlands. Jährlich werden rund sechs Millionen Tonnen Güter über den Kanal verschifft – würde eine Schleuse auf dieser Strecke nicht funktionieren, wäre somit die komplette Transportroute lahmgelegt. Aus diesem Grund achtet die WSV besonders darauf, dass sich die Schleusen in einem guten Zustand befinden.

Bei den beiden Schiffsschleusen in Kriegenbrunn und Möhrendorf war das bei den vergangenen Untersuchungen nicht der Fall. Die Wände des erst 40 Jahre alten Gebäudes können nicht mehr viel Last halten, so dass in Kriegenbrunn bereits Erde zur Entlastung der Außenwände abgetragen wurde. Nur ein Neubau der Schleuse kommt deswegen in Frage.

„Glauben Sie, dass die Schleuse dann länger hält als 40 Jahre?“, fragte ein Bürger. Schließlich war bei der Inbetriebnahme der Schleuse 1972 eine Lebenserwartung von rund 100 Jahren veranschlagt worden. Der Fachplaner für den technischen Bereich des Baus, Andreas Beier, erklärte, dass bei der neuen Schleuse dickere Wände eingesetzt werden. Außerdem gäbe es durch moderne Verfahren keine Fugen mehr im Beton. Durch diese Maßnahmen erwarten die Ingenieure, dass die Schleuse nun wirklich die hundert Jahre erreicht.

Der Neubau wird neben den dickeren Wänden aber auch deutlich tiefer. Allein für die Baugrube muss 30 Meter in den Boden gegraben werden. Insgesamt macht das 580 000 Kubikmeter Erde, die ausgehoben und irgendwo mehrere Jahre lang gelagert werden müssen. Die Planer haben sich gemeinsam mit dem Bauernverband und den ansässigen Landwirten für die Ackerflächen links und rechts der Schleusenstraße entschieden.

Auf diesen 21 Hektar entstehen dann bis zu 15 Meter hohe Erdberge, die später auch wieder zum Auffüllen der alten Schleuse benutzt werden. Auf Nachfrage einer Bürgerin, erklärte die Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes, Mareike Bodsch, dass die größeren Erdmengen vor der Schleuse gelagert werden und Richtung Kriegenbrunn abnehmen.

50 Meter vor der Hüttendorfer Straße soll damit außerdem ein Lärmschutzwall errichtet werden. Die Befürchtung der Kriegenbrunner ist nun, dass zu ihren Flächen auch Erde vom Neubau der Möhrendorfer Schleuse gebracht wird. Bei diesem zweiten Projekt, das zeitgleich gebaut werden soll, fehlt nämlich eine geeignete Lagerfläche. Unter den Bürgern machte deshalb das Gerücht die Reihe, dass man diese Erde auch noch bei sich lagern muss.

Mareike Bodsch beruhigte: „Es wird so kommen, dass sehr geringe Mengen Mutterboden hierher gebracht werden, die restliche Erde wird aber komplett aus Möhrendorf weggefahren.“

Mit dem Bau müssen sich die Kriegenbrunner aber auch auf ganz andere Einschränkungen und Probleme gefasst machen: Der Weg für die Fahrradfahrer und Landwirte mit Traktoren muss vermutlich über Frauenaurach genommen werden, stündlich werden zahlreiche Lkw zur Baustelle fahren und außerdem müssen Ersatzflächen für artgeschützte Vögel gefunden werden, die auf der Lagerfläche brüten.

Die Bewohnerin eines der Reihenhäuser an der Schleuse brachte es auf den Punkt: „Es ist schon gut, wenn für die Vogelarten Ersatz gesucht wird, aber geht das auch für uns?“ Mareike Bodsch entschuldigte sich für die auftretenden Umstände, aber man könne die Reihenhäuser eben nicht abreißen und irgendwo anders neu bauen.

Der Neubau wird frühestens 2017 beginnen und rund vier Jahre dauern.

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