Erlangen: OB enttäuscht streikende Erzieherinnen

20.5.2015, 06:00 Uhr
Erlangen: OB  enttäuscht streikende Erzieherinnen

© Foto: Harald Sippel

„Herr Janik, wir wünschen uns, dass Sie sich bei den Arbeitgeberverbänden dafür einsetzen, dass der Bund die Gelder anders verteilt“, sagt eine Erzieherin. „Ich finde es nicht gut, wenn kommunale Arbeitgeber sagen, ich würde ja gern, aber mir sind leider die Hände gebunden. Die Stadt Erlangen könnte Vorreiter sein.“ Tosender Beifall im Saal, die Anwesenden lechzen nach deutlichen Worten ihres OB.

Der Reaktion nach zu urteilen hatten die Anwesenden genau dies zuvor vermisst. „Ich kann nachvollziehen, dass Sie sich für Verbesserungen einsetzen“, hatte Janik gesagt. Doch er schickt einschränkend hinterher, dass in verschiedenen Bereichen im öffentlichen Dienst — und eben nicht nur im Sozial- und Erziehungsdienst — hervorragende Arbeit gemacht werde, die nicht adäquat bezahlt werde.

Diesen Gedanken greift er an späterer Stelle wieder auf, verweist auf die Feuerwehr, die trotz sehr verantwortungsvoller Tätigkeit noch schlechter bezahlt werde. Aus Sicht der Stadt als Ganzem streike derzeit eben ein einzelner Bereich aus der Stadtverwaltung. „Dies ändert nichts daran, dass Ihre Forderungen berechtigt sind“, sagt er ergänzend.

Die entscheidende Frage sei, so Janik: „Woher nehmen wir die Finanzierung dafür?“ Dies könne nicht auf Ebene der Kommunen stattfinden. Er sei sehr froh, dass jetzt auf Bundesebene darüber gesprochen werde. Vizekanzler Sigmar Gabriel habe mit seinem jüngsten Vorschlag Finanzierungszusammenhänge ins Gespräch gebracht.

Unzweifelhaft sei, dass es momentan ein Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft gebe bei der Frage „welche Arbeit ist uns wie viel wert?“. Dies gelte für den Erziehungsdienst, dies gelte auch für den Pflegedienst. „Viele Kommunen stehen an Ihrer Seite, weil sie wissen, was da geleistet wird“, sagt Janik.

Investition hilft Geld sparen

Eine städtische Mitarbeiterin verweist darauf, dass jede Investition im Bereich der Kindertagesstätten, Lernstuben, verschiedener sozialer Dienste nicht nur eine menschliche Investition sei, sondern — wie Untersuchungen gezeigt hätten — der Stadt langfristig viel Geld einspare. „Was sagen Sie unter diesem Aspekt dazu, dass die Kommune sich eine bessere Bezahlung von Erziehern und Sozialpädagogen nicht leisten kann?“

Er müsse akzeptieren, so Janiks Antwort, dass Kollegen aus anderen — finanzklammeren — Kommunen sagen, dass sie nicht wüssten, wie sie das finanzieren sollten. „Ich hoffe sehr, dass wir einen Kompromiss finden“, fügt der Oberbürgermeister hinzu. Die Kompromissbereitschaft sei gestiegen. Es sei wichtig, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Und an späterer Stelle sagt er: „Wir müssen bereit sein, nach Lösungen zu ringen — auch die Arbeitgeber.“

So richtig zufrieden stellen kann er manche Anwesende mit dieser Aussage nicht. „Ich wünsche mir, dass Sie als SPD-Oberbürgermeister und Arbeitgebervertreter in den Blickpunkt rücken, dass unsere Arbeit in der Bundesrepublik grundsätzlich nicht anerkannt wird. Ich kann nicht erkennen, dass die Politik realisiert hat, dass dies ein gesellschaftliches Problem ist“, sagt ein Sozialpädagoge. „Sie haben eine Verantwortung, ich wünsche mir klare Worte und nicht dieses Herumgeeiere.“

Mit dem Überreichen von Unterschriftenlisten an den OB endet die Veranstaltung. Der Streik geht weiter. Beim mobilen Streiklokal auf dem Hugenottenplatz können Interessierte sich näher über das Anliegen der Streikenden informieren.

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