Erlangen:Palais wird vom Armenhaus zum armen Haus

26.11.2014, 11:54 Uhr
Erlangen:Palais wird vom Armenhaus zum armen Haus

© Fotos: Harald Sippel

Erlangen:Palais wird vom Armenhaus zum armen Haus

Dass sich der bauliche Zustand des einstmals herrschaftlichen Anwesens des Carl Maximilian Freiherr von Egloffstein seit der Feststellung seines Verfalls und damit in den letzten 15 Jahren nicht gebessert hat, macht die Leiterin der VHS und somit Hausherrin, Christine Flemming, an einigen dürren Fakten fest: Die sanitären Anlagen haben immer noch den Charme der einstigen Landwirtschaftsschule, viele Räume sind durch spätere Einbauten schwer nutzbar, das Mauerwerk setzt innen Schimmel an, die Fensterläden könnten noch vom einstigen Armenhaus stammen – das war das Palais nämlich auch schon einmal.

Und dass es heute tatsächlich ein Haus ist, das arm dran ist, kann auch Markus Kriegel vom städtischen Gebäudemanagement bestätigen und noch ergänzen: das Dach ist undicht, die Umstellung auf Fernwärme hat das Gebäude zwar warm, aber auch die Rohre und Heizkörper kaputt gemacht, aufsteigende Nässe gefährdet die Standfestigkeit der Mauern des nicht unterkellerten Hauses. Und von Barrierefreiheit kann keine Rede sein: Wer in den ersten Stock will, muss sich die Treppe hochquälen – Aufzug Fehlanzeige.

Für Christine Flemming ist diese Bestandsaufnahme gleichzeitig so etwas wie eine Bankrotterklärung für ihre Einrichtung. Nüchtern stellt sie fest, dass die VHS in diesem Zustand nicht vorzeigbar ist, bestenfalls Besucher aus Osteuropa könnten sich mit den baulichen Standards anfreunden, mögliche neue Kooperationspartner hingegen seien eher irritiert über das „Palais“ bei dem nur der schmucke Barocksaal das hält, was der Titel verspricht.

Kein Widerspruch

Dem wollten auch die Stadträte nicht widersprechen, die sich einer Besichtigungstour angeschlossen hatten – die „Mit-Regierungsfraktion“ SPD aber war nicht vertreten. Da Stadträte gewohnt sind, in Finanzierungsvorbehalten und Bauabschnitten zu denken, waren die Fragen nach einer praktischen Umsetzung der überfälligen Sanierung unvermeidlich.

Markus Krügel und Florian Engel, neuer Abteilungsleiter Technisches Gebäudemanagement, entwarfen unterschiedliche Szenarien für eine Haussanierung. Art und Umfang der Arbeiten, so war herauszuhören, mache eigentlich eine (dann auch zuschussfähige) Generalsanierung des Hauses notwendig, vordringlich sei aber die Abdichtung des Daches sowie der Grundmauern. Es mache auch wenig Sinn, sich den Rück- und Umbau des Hauses in eine funktionierende Erwachsenenbildungseinrichtung abschnittsweise vorzunehmen, da – beispielsweise mit neuen Grundmaßen oder Aufzugeinbauten – massive Eingriffe vorgenommen werden müssten. Dass dies alles seinen Preis hat – eine Summe im kleinen zweistelligen Millionenbereich erscheint denkbar –, führe zudem zu weitergehenden Fragen nach dem städtischen Etat und den dort gesetzten Prioritäten.

Und es gibt seit 2008 ein städtisches Entwicklungskonzept, das weitergehende Fragen aufwirft: Könnte ein renovierter Frankenhof die neue Heimat auch für die VHS sein? Was wird dann aus den beiden heutigen VHS-Palais’? In dieser Rechnung gibt es viele Unbekannte.

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