Erlangen: Pestalozzischule an der Leistungsgrenze

22.3.2018, 15:00 Uhr
Erlangen: Pestalozzischule an der Leistungsgrenze

© Harald Sippel

Dieser ständige Wechsel ist allein schon eine Herausforderung für die Schule. Eine andere Herausforderung ist die sprachliche und kulturelle Vielfalt. Diese Vielfalt macht zugleich auch den Charme aus: Die Pestalozzischule ist eine bunte, lebendige Schule. Eine Schule, in der all diese Herausforderungen bisher immer gut bewältigt wurden.

Doch nun sind andere Töne zu hören: Die Schule "stößt gegenwärtig an ihre Leistungsgrenzen", heißt es in einem Bericht der Verwaltung. Dabei ist klar: Die größte Herausforderung kommt erst noch.

Denn bis zum Schuljahr 2026/27, also innerhalb der nächsten acht Jahre, ist mit einer Zunahme der Schülerzahl von über 20 Prozent zu rechnen ist. Das lässt sich leicht ausrechnen, denn man weiß, dass das Wohnungsunternehmen GBW in den nächsten Jahren an der Isarstraße Häuser mit insgesamt 250 neuen Wohneinheiten bauen will. Und an der Äußeren Brucker Straße will das städtische Wohnungsbauunternehmen Gewobau dort, wo acht alte Erba-Häuser abgerissen wurden, 90 Wohnungen errichten.

In der Sitzung des jüngsten gemeinsamen Bildungs- und Jugendhilfeausschusses informierte jetzt die Verwaltung die Stadträte darüber, welche Folgen dieses Wachstum für die Sprengelschule haben wird. Die CSU-Fraktion hatte in einem Antrag mehr Unterstützung für die Schule gefordert. Die Pestalozzischule liege allerdings schon länger im Fokus von Schulverwaltungs- und Stadtjugendamt, hieß es im Fachausschuss.

So hatte im vergangenen Dezember eine Schulsprengelkonferenz mit Vertretern der Schule und der Stadt stattgefunden. Dabei ging es neben der Schülerprognose unter anderem um die aktuelle Versorgungssituation mit Ganztagesbetreuungsplätzen und um die soziale Situation im Schulsprengel.

Deutlich wurde, dass bereits jetzt Betreuungsplätze im Stadtviertel fehlen. Dieses Problem wird sich verstärken. Und neue statistische Erhebungen zeigen, dass die soziale Belastung Am Anger die zweithöchste im Stadtgebiet ist. Der Anteil von Hartz IV- Empfängern unter 15 Jahren und der Anteil von Alleinerziehenden liegt erheblich über dem städtischen Durchschnitt.

Was die Betreuungsplätze betrifft, wird bereits an einer möglichen Lösung getüftelt. Die städtischen Ämter stellen gemeinsam mit der Schulleitung und dem staatlichen Schulamt Überlegungen zu einer besonderen Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe an, um eventuell ein auf die Schule zugeschnittenes Betreuungskonzept zu erarbeiten.

Frage des Geldes

Und Hilfe für die Schule selbst? Wird es sie geben? Im Fachausschuss zeigte sich, dass dies vor allem eine Frage des Geldes ist. Doch wer die Kosten trägt, ist noch längst nicht klar. So ist noch offen, ob dem Wunsch der Schule nach weiterer personeller Ausstattung bei der Jugendsozialarbeit entsprochen wird. Es seien zunächst andere Schulen zu bedenken, die auf der Prioritätenliste weiter vorn stünden, hieß es.

Die Kosten für die Jugendsozialarbeit jedenfalls müssen größtenteils von der Stadt getragen werden. Das kritisierte Sandra Radue, die bildungspolitische Sprecherin der SPD im Stadtrat. "Die Verantwortung wird hier an die Kommune abgeschoben, ich sehe aber den Freistaat in der Verantwortung", sagte sie.

Von Seiten des Staatlichen Schulamtes wiederum hieß es: "Unser Problem ist, dass wir begrenzt Ressourcen zur Verfügung haben." So habe man inzwischen eine Schulpsychologin in der Einrichtung, sagte Schulrätin Cornelia Schindler. "Wir versuchen, bei besonderem Bedarf in dem Rahmen, der uns zur Verfügung steht, zu reagieren."

Schließlich kam noch die Turnhalle zur Sprache. Die ist komplett ausgelastet und wird beim prognostizierten Schülerzuwachs nicht mehr ausreichen. Für eine Erweiterung wird es laut Schulverwaltungsamt keine staatlichen Fördergelder geben. Die Stadt muss entscheiden, ob sie trotzdem bauen und die Kosten selbst tragen will.

 

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