Erlangen: Schulen setzen verstärkt auf digitale Ausstattung

22.3.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: Schulen setzen verstärkt auf digitale Ausstattung

© Harald Sippel

Das Ohmgymnasium hat welche, die Realschule am Europakanal auch, und das Marie-Therese-Gymnasium hätte sie gern. Die Rede ist von interaktiven Whiteboards – digitalen Tafeln, auf die per Computer Bilder und Texte übertragen werden können. Beschrieben werden die weißen Flächen nicht wie herkömmliche Tafeln mit Kreide, sondern mit Filzstift.

200.000 Euro hatte das Schulverwaltungsamt in den Jahren 2014 bis 2017 für die Anschaffung von Whiteboards zur Verfügung. Um die Ausstattung der Schulen weiter voranzutreiben, schlägt die Verwaltung vor, in den nächsten drei Jahren jeweils 35 neue Boards anzuschaffen.

Der weitere Vorschlag lautet, die Geräte nicht mehr wie bisher selbst zu kaufen, sondern zu leasen. Von "KommunalBIT", dem Betrieb, der in Erlangen mit der IT-Betreuung der Schulen beauftragt ist. Denn bisher ist der Nachteil, dass es weder einen Anspruch auf Wartung der Geräte noch auf deren Austausch nach der Nutzungsdauer, also nach sechs bis sieben Jahren, gibt — dies wäre beim Leasen anders. Die ersten Whiteboards, die die Stadt Erlangen angeschafft hat — etwa fürs Christian-Ernst-Gymnasium — , sind jedenfalls bereits kaputt.

Mehrkosten bei Bestandserhalt

Nicht nur bei diesen Geräten, sondern bei der gesamten IT-Ausstattung der Erlanger Schulen muss die Stadt allein schon beim reinen Erhalt des bisherigen Bestands mit zusätzlichen Kosten von rund 440 000 Euro bis zum Jahr 2020 rechnen. Dies zeigen die Zahlen, die die Verwaltung im Bildungsausschuss den Stadträten vorgelegt hat. So müssten 2018 finanzielle Mittel in Höhe von 2,38 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, 2019 wären es 2,47 Millionen Euro und 2020 bereits 2,56 Millionen Euro.

Ganz anders wäre die Kostenentwicklung, wenn der Ausbau der digitalen Ausstattung weiter vorangetrieben würde. Wenn also das Konzept "smartERschool" — unter diesem Titel haben das Schulverwaltungsamt und KommunalBit die digitale Zukunft der Erlanger Schulen neu aufgestellt — von der Stadt umgesetzt würde. Dann würden die Kosten bis 2020 um knapp 1,17 Millionen Euro steigen. Gegenüber knapp 2,12 Millionen Euro, die 2017 zur Verfügung stehen, müsste die Stadt 2020 dann fast 3,29 Millionen Euro zahlen.

Man habe sparsam kalkuliert, betonten sowohl Brigitte Bayer, die Leiterin des Schulverwaltungsamtes, als auch Kai Wilhelm von "KommunalBIT". Zwar sei bisher schon viel erreicht worden, doch es gebe noch sehr viel zu tun. Nun gehe es darum, die digitale Ausstattung so auszubauen, "dass die Schulen einen lehrplangerechten Unterricht machen können", sagte Bayer. "Wir können es uns nicht leisten, die Schulen weiter in der Kreidezeit zu lassen." Die Digitalisierung sei da, "die wird sich nicht verändern, sie verändert uns". Wie in der anschließenden Diskussion im Fachausschuss deutlich wurde, ist dies bereits an den Grundschulen der Fall. Denn spätestens seit dort der neue "LehrplanPlus" eingeführt wurde, wird auch bei den jüngsten Schülern verstärkt auf Medienbildung gesetzt.

Doch wo steht Erlangen heute bei der digitalen Ausstattung der Schulen? 3500 schuleigene PCS, Notebooks und Tablets gab es 2016, im Jahr 2008 waren es noch 2500. "4,6 Schüler teilen sich einen PC", führte Wilhelm aus. "Wir brauchen keine 1:1-Lösung", meinte er weiter. "Wir brauchen das richtige Maß." Man strebe einen Gerätebestand an, bei dem auf einen PC etwas weniger als vier Schüler kämen. Statt pro Jahr 150 Geräte sollten dann ab 2018 jeweils 310 PCs angeschafft werden. Dass auch aus Sicht der Schulen der Bedarf steigt, zeigt, dass sie 2016 noch 560 PCs beantragt hatten, in diesem Jahr jedoch bereits 620.

Die Infrastruktur weiter zu verbessern, gehört ebenfalls zu den im Konzept "smartERschool" formulierten Zielen. So sollte die Verkabelung vorangetrieben werden und die Hälfte der Schulen mit 200 MBit versorgt werden. Außerdem sollten 90 Prozent der Fach- und Klassenräume sämtlicher Schulen mit moderner Projektionsmöglichkeit versehen werden.

Welcher Ausstattungsstandard angestrebt werde und wie schnell der Ausbau erfolgen solle, sei eine politische Entscheidung, so Wilhelm. Man hoffe auf finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Das Konzept der Verwaltung sei durchdacht, lobte Bildungsreferentin Anke Steinert-Neuwirth. Auf Basis dieser Fakten könne der Stadtrat seine Entscheidung treffen. "Wir müssen uns dieser Herkulesaufgabe stellen", gab sie schon mal die Richtung vor. Die Frage nach den Qualitätsstandards im technischen, aber auch im pädagogischen Bereich werde in jedem Fall dauerhaft ein "Riesenthema" sein.

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