Erlangen setzt mobile Jugendsozialarbeit ein

15.5.2018, 14:00 Uhr
Erlangen setzt mobile Jugendsozialarbeit ein

© Harald Sippel

"Wo hängt ihr eigentlich ab, wenn das Jugendhaus geschlossen hat?" Diese Frage hat Güray Kuyrukcu den Jugendlichen, die das Jugendhaus West aufsuchen, inzwischen längst gestellt. Am 15. Dezember begann der 32-Jährige mit seiner Arbeit in der Einrichtung des städtischen Jugendamtes in der Donato-Polli-Straße in Büchenbach. Zuvor hatte der Sozialpädagoge im Jugendhaus BlackBox gearbeitet und davor in der Clearingstelle für geflüchtete Jugendliche im Frankenhof.

Jetzt also hat er eine zweigeteilte Stelle; zur Hälfte Jugendhaus, zur Hälfte mobile Arbeit. "Die ist eine Sonderform der Streetwork", sagt er, "eine Verbindung zwischen der Arbeit im Jugendhaus und den Leuten ringsum." Seine Aufgabe, meint der 32-Jährige, "wird Übersetzungsarbeit sein".

Güray Kuyrukcu ist einer von drei Mitarbeitern des Jugendhauses West, das nun mit zweieinhalb Stellen "bespielt" wird. Von Dienstag bis Freitag hat die Einrichtung geöffnet, Beginn meist 15 Uhr, jeden Mittwoch ist offener Treff. Im Schuljahr 2016/17 war Kuyrukcu ebenfalls bereits ein- bis zweimal pro Woche hier eingesetzt. "Als ich jetzt ganz hier eingestiegen bin, kannte ich den Stadtteil und einige Jugendliche schon", erklärt er.

Und er musste nicht lang überlegen, als er gefragt wurde, ob er die neu geschaffene Stelle antreten möchte. Im Oktober 2017 hatten sich die Stadträte im Jugendhilfeausschuss auf einen SPD-Antrag hin dafür ausgesprochen, in Büchenbach Nord mobile Jugendsozialarbeit einzusetzen. Nach einer Informationsveranstaltung im Dezember zum Thema "Soziale Stadt" und Nachverdichtung an der Odenwaldallee, als diverse Problemlagen im Umfeld angesprochen wurden, reagierte die Stadt sofort.

"Büchenbach ist ein Stadtteil voller Leben", sagt Güray Kuyrukcu. "Ich finde es großartig, dieses Leben begleiten zu können." Dass diese Aufgabe nicht ganz einfach ist, weiß er aber auch. Denn er muss in seiner zweigeteilten Rolle einen Spagat machen. Als Sozialpädagoge im Jugendhaus West ist er durchaus in der Position, Regeln aufzustellen, an die die jugendlichen Besucher sich halten müssen. Bei Verstößen kann es dann auch einen Platzverweis geben. Der Ansatz der Streetwork hingegen ist ein ganz anderer. "Da ist es klar, dass man einen Lebensraum betritt, der den Jugendlichen gehört. Ich bin dort nur Gast."

Mit erhobenem Zeigefinger wird er dort also nicht auftreten. Aber als fairer Ansprechpartner, der Jugendliche und junge Erwachsene beraten kann, wenn sie das möchten. Deshalb ist es für ihn wichtig, vernetzt zu sein. Zum Beispiel mit den Behörden, so dass er helfen kann — bei Anträgen, bei der Wohnungssuche, bei Bewerbungen. Auch mit den Schulen im Stadtteil, dem Jugendlernhaus, dem Abenteuerspielplatz Taubenschlag und dem Bürgertreff "Scheune" ist Güray Kuyrukcu in Kontakt, ebenso mit städtischen Institutionen wie der Drogenberatungsstelle. "Ich sehe mich im Bedarfsfall als Brücke. Wenn jemand weiterführende Hilfe braucht, dann möchte ich das vermitteln."

Vermitteln will er aber auch zwischen älteren Bürgern und den Jugendlichen, falls es zu Konflikten kommt. Dort, wo Jugendliche sich treffen, wo es auch mal laut wird, wo Alkohol im Spiel ist. "Sprechen Sie erst mich an, bevor Sie die Polizei rufen": Das möchte er erreichen. Oder ein anderes mögliches Szenario: Minderjährige versuchen, in der Tankstelle alkoholhaltige Getränke zu kaufen — "bevor die Tankstelle die Polizei einschaltet, würde ich gern dazwischengehen", sagt Güray Kuyukcu.

Viele Kontakte hat der neue mobile Mann im Stadtteil inzwischen geknüpft. Und knüpft sie immer noch — auch mit den Jugendlichen natürlich. "Ich gehe auf sie zu und möchte mich vorstellen", erklärt er. "Wenn sie das nicht annehmen wollen, respektiere ich das."

Bisher haben ihm Jugendliche, so berichtet er, "gern darüber erzählt, wo sie sind". Wo ihre "Spots" sind, "the place to be". Eines ist jedenfalls klar: Hier ist einer, der sich für sie interessiert. Einer, der Zeit für sie hat.

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