Erlangen: So lebten und lachten die alten Römer

16.11.2015, 06:00 Uhr
Erlangen: So lebten und lachten die alten Römer

© Ralf Rödel

„Die spinnen, die Römer“, behaupten Asterix und Obelix in fast jedem der bekannten Comics. Ob das wirklich so ist, wollten die Zwölftklässler des P-Seminars genauer wissen und beschäftigten sich über ein Jahr lang mit dem Leben, der Gesellschaft und der Wirklichkeit im alten Rom.

Um auch andere an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen, luden sie alle an der römisch-antiken Welt Interessierten zu ihrem „Dies Romanus“, dem Römertag, ein.

„Im normalen Lateinunterricht kommt Spiel und Spaß viel zu kurz“, findet Seminarleiterin Pia Forster, und hofft, mit diesem Aktionstag, das Klischee des altbackenen Lateinlernens zu durchbrechen. Denn der Lateinboom, der noch vor einigen Jahren zu spüren war, hat laut der Lehrerin stark nachgelassen. In der Oberstufe lebe Latein „nur durch Seminare bis zum Abitur weiter“. Vor allem Dritt- und Viertklässler waren eingeladen, sich durch ein vielfältiges Programm einen Eindruck vom Leben in der Antike zu verschaffen und so ein Interesse am Lernen der Sprache zu entwickeln. Denn „Latein kann auch Spaß machen“, so Forster.

Spaß hatten die Schüler und Besucher des Römer-Tags auf jeden Fall. Ob beim Basteln und Beschriften von Schriftrollen in der antiken Schreibwerkstatt, beim römischen Rätselraten oder Buttons machen, bei antiken Spielen oder beim Wagenrennen mit zu Streitwägen umgebauten Bobbycars; es kam jeder auf seine Kosten.

Hannah ließ sich begeistert in der Wohlbefinden– und Schönheitsabteilung von den Jungrömerinnen Franzi und Anna römische Frisuren machen und stellte noch selber eine Duftsalbe und ein Handpeeling her. Die Zehnjährige lernt in der Schule zwar Latein, fand aber bisher, dass das „eine ziemlich alte Kultur“ sei und wollte „mal gucken, ob man auch heute damit noch was anfangen kann“.

„Wir wollen zeigen, dass die Sprache trotz ihres Alters eine Nachwirkung auf die Moderne hat‘, so Forster. Die 13 Seminarteilnehmer eröffneten ihren Römertag mit einem Theaterstück zur Gründung der Stadt Rom und luden später zu einer Vorführung und einem Mitmach-Workshop von römischen Tänzen ein. Es wurden selbst gebaute Schilder, Holzschwerter und selbst genähte Tuniken verkauft und damit keiner hungern musste, war am römischen Buffet in der Taberna , also der Mensa, mit Kürbissuppe, römischen Brötchen, Datteln im Speckmantel, Bruscetta und Moretum, einer Käsepaste, einiges an typisch römischen Köstlichkeiten geboten. Nicht-Römer konnten sich auch klassisch an Kaffee und Kuchen halten. Unterstützt wurden die sechs Jungen und sieben Mädchen des Seminars von freiwilligen Helfern der siebten und achten Klasse.

Nicht nur die Seminarteilnehmer sorgte in ihren Tuniken für den römischen Flair, auch Josef Geisberger, Mitglied der Forschungsgruppe der Experimentalarchäologen der Universität Regensburg, war in originalgetreuer Legionärsausrüstung und mit seinen Schildern und Lanzen ein Publikumsmagnet. Der Experte erforscht die römische Geschichte nicht nur in der Theorie, sondern testet in der Praxis etwa die Tauglichkeit der Waffen und Schutzkleidung oder marschiert in kompletter Ausrüstung über die Alpen von Wien nach Regensburg. Nach seinem Vortrag über die römische Armee durften Besucher auch mal Legionär spielen.

Nachdem in den letzten Jahren bereits römische Essensabende und auch römische Spiele an der Schule veranstaltet wurden, war der Römertag nicht nur für die Seminarleiterin eine Premiere. „Ich habe noch nie etwas in dieser Größe organisiert“, berichtete sie. Bereits in der ersten Seminarstunde ging es los mit den Vorbereitungen. „Die Ideen sind immer mehr und immer größer geworden“, mussten aber wegen sinkender Teilnehmerzahl und zu hohen Materialkosten etwas zurückgeschraubt werden. „Die Organisation war manchmal etwas trocken und am Ende wurde es auch ganz schön stressig“, erzählte Andreas, aber vor allem das praktische Arbeiten, wie das Bauen der Schilder, habe Spaß gemacht.

Ob die Schüler, wie ihre Lehrerin, vor der Veranstaltung schlaflose Nächte verbracht haben, bezweifelt Pia Forster, aber sie hat festgestellt, dass das Engagement der Schüler im Lauf der Zeit immer größer geworden ist und sie glaubt, dass ihnen die Umsetzung „so richtig Spaß“ gemacht habe.

Während des letzten Jahres haben die Schüler nicht nur viel über die Antike erfahren, sondern auch „Zusammenarbeit, Organisation und selbständiges Arbeiten gelernt“, so Seminarteilnehmerin Julia. Auch für Eva, die findet, dass „römische Kultur im Unterricht viel zu kurz kommt“, war die Aktion ein schöner Abschluss, nachdem sie sich „durch fünf Jahre Latein gequält“ hat. Der Auftrag von Schulleiter Winfried Zwick „Carpe Diem“ („Nutze den Tag“) wurde am „Dies Romanus“ erfolgreich erfüllt.

 

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