Erlangen: Studenten helfen in Entwicklungsländern

18.6.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: Studenten helfen in Entwicklungsländern

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Ob Zahnarzttechnik in Ruanda, Entsorgung von Krankenhausmüll in Ghana oder Computerkurse in Tansania: "Technik ohne Grenzen" (TeoG) macht seinem Namen alle Ehre. Den Erlanger Nachwuchsingenieuren ist es ein Anliegen, ihr Wissen für den guten Zweck einzusetzen. Die Probleme in der Wasser- und Energieversorgung, Müllentsorgung und dem Bildungsbereich sind in Entwicklungsländern nach wie vor aktuell. Um Abhilfe zu schaffen, nehmen die Jungwissenschaftler bereitwillig weite Wege auf sich.

So etwa nach Ghana: Bei einem der ersten Krankenhausprojekte reisten die Studenten im Juli 2015 in die Städte Techiman und Agroyesum im Westen des afrikanischen Staates, um dort Kliniken bei der Wartung ihrer medizinischen Gerätschaften zu unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier die Devise: TeoG lieferte einen Grundstock an Werkzeug, Verbrauchsmaterial und Ersatzteilen und schulte Elektriker, um diesen die künftige Instandhaltung der hoch beanspruchten Apparate zu ermöglichen.

Hierbei arbeitete der Verein mit der humanitären Hilfsorganisation "German Rotary Volunteer Doctors e.V." (GRVD) zusammen, wie Anja Fernholz, TeoG-Mitglied, auf Nachfrage erklärt: "Durch die GRVD sind die Verbindungen zu den Krankenhäusern entstanden, weil deren Mitglieder dort durchgehen können, um uns dann zu sagen, was gerade nicht funktioniert." Mittlerweile fliegen zweimal jährlich TeoG-Teams nach Ghana und in weitere Entwicklungsländer, um die Zustände der Krankenhäuser zu begutachten.

Im August wird erneut ein Flugzeug mit einer Erlanger Besatzung in Richtung des westafrikanischen Landes abheben, es geht um die Wartung von Generatoren. Die Geräte müssen häufig die Stromversorgung in Kliniken überbrücken, da diese durch das instabile nationale Netz regelmäßig ausfällt. Der Verschleiß an den Generatoren ist dementsprechend hoch.

Fernholz selbst gehört TeoG seit Herbst 2013 an. Die 23-jährige Energietechnik-Studentin hatte den Bereich, in dem sie aktiv werden wollte, schnell gefunden: "Beim zweiten Treffen, bei dem ich anwesend war, kamen gerade drei Mitglieder von einem Ofen- und Wasserprojekt zurück und initiierten 'Teaching Computer Basics (TCB)' (dt.: 'Basis-Computerkenntnisse vermitteln', d. Red.). Das wurde dann schnell mein Steckenpferd."

Schulungen für Lehrkräfte

Im Frühjahr 2015 reiste sie dann nach Nkanfoa, ein Dorf im Süden Ghanas. Mit im Gepäck: Schulungsmaterial und jede Menge Laptops, die TeoG zuvor durch Spenden in Deutschland gesammelt hatte. Das Pilotprojekt wurde an zwei Schulen durchgeführt, im Vordergrund stand wieder die Unterstützung zur Selbsthilfe: "Unsere Workshops sind nur für die Lehrer gedacht, damit sie das Wissen später an die Schüler weitergeben können." (siehe Interview unten)

Die Kurse richten sich an alle Lehrkräfte, nicht nur jene, die im IT-Bereich unterrichten. Es geht darum, den PC als Medium in den gesamten Schulalltag zu integrieren — sei es zur Erstellung von Excel-Tabellen in der Mathematik oder für die Nutzung von Google Maps in der Geographie. "Dadurch, dass die ghanaischen Projektpartner regelmäßig vor Ort sind, kann man auch sagen, dass das Ganze sehr nachhaltig ist, weil darauf geachtet wird, dass die Computerräume in Schuss bleiben", freut sich Fernholz.

Mittlerweile wurden bereits zwei Folgeprojekte in Ghana und Tansania abgeschlossen, das nächste ist für den kommenden Oktober angesetzt. Dann begibt sich ein Zweierteam aus Erlangen nach Togo.

Computer auch für die Bürger

Hierbei ist eine Neuerung geplant: "Das Projekt bringt den Gedanken mit ein, den wir bereits seit ein paar Jahren hatten, aber bisher noch nicht umsetzen konnten: Der Raum, der dort eingerichtet wird, soll auch von den Bürgern genutzt werden dürfen", erklärt Fernholz. Das steigere die Nachhaltigkeit, da die Dorfbewohner eine Gebühr für die Nutzung der Computer aufbringen müssen, wodurch die Wartung der Raumes finanziert werden soll.

Damit "Technik ohne Grenzen" diese Projekte in die Tat umsetzen kann, ist der Verein auf monetäre Unterstützung angewiesen. Gerade die geplanten Vorhaben in Togo und Ghana werden durch einen Benefizlauf mitfinanziert. Dieser findet am kommenden Sonntag, 25. Juni, auf dem Gelände der Sport-Uni in der Gebbertstraße statt. TeoG konnte hierfür bereits einige Erlanger Unternehmen als Sponsoren an Land ziehen. Der Lauf trägt den Namen "1000 Miles Run", denn diese Strecke sollen alle Teilnehmer insgesamt zurücklegen. Wer die Sportschuhe für den guten Zweck schnüren will, kann sich online anmelden.

Weitere Informationen zu

"Technik ohne Grenzen" und zum Benefizlauf finden Sie online unter:

www.teog.ngo/teog_rg/erlangen/

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