Erlangen sucht ein stilles Örtchen für drängende Probleme

26.1.2015, 06:00 Uhr
Erlangen sucht ein stilles Örtchen für drängende Probleme

© Harald Sippel

Die Internetseite gratispinkeln.de weist für die Erlanger Innenstadt gerademal zwei kostenlose öffentliche Bedürfnisanstalten aus: im Schlossgarten und hinter dem Manhatten-Kino. Nachteil: Beide Toiletten sind nicht durchgehend geöffnet. Das WC im Schlossgarten ist obendrein nicht barrierefrei.

Behinderte können zwar die Toilettenanlage hinter dem Manhatten-Kino auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten nutzen. Dafür ist aber ein spezieller Schlüssel notwendig, den nur die Stadt herausgibt. Die Toilettenanlage im Bahnhof wiederum ist privatisiert. Benutzer zahlen 50 Cent. Nachts stehen aber auch sie vor verschlossener Tür.

Geeigneter Platz

Mit dem drängenden Problem hat sich in der Vergangenheit unter anderem der Seniorenbeirat beschäftigt — ohne großen Erfolg. Auch andere Toiletten-Initiativen scheiterten. Ein Problem war dabei unter anderem, einen geeigneten Standort für eine solche Anlage zu finden. Auch der Hugenottenplatz schied sehr schnell aus. Gegen ihn sprachen unter anderem neue Bestimmungen der EU. Außerdem wäre eine Toilettenanlage auf diesem zentralen Platz in der geforderten barrierefreien Ausführung schlicht zu groß geworden.

Neue Hoffnung keimte auf, als der heutige Oberbürgermeister Florian Janik diese Forderung während des Kommunalwahlkampfes in sein 100-Tage-Wahlprogramm aufnahm. Wörtlich heißt es darin unter Punkt 8: „In der Innenstadt gebe ich eine öffentliche Toilette in Auftrag.“ Umgesetzt ist das Versprechen bislang aber noch nicht, was wiederum ödp-Stadträtin Barbara Grille während der Haushaltssitzung des Stadtrates auf den Plan rief.

Zuvor hatte sich CSU-Stadträtin Rosemarie Egelseer-Thurek vehement für einer solche Toilettenanlage ausgesprochen — mit durchaus anarchistischem Augenzwinkern. So solle man sich bewusst über die geforderten Bestimmungen für eine solche Anlage hinwegsetzen, argumentierte sie in der Haushaltssitzung. „Da wird schon keiner von der EU kommen und uns die Kloschüssel kaputthauen.“

Durchsetzen konnten sich Grille und Egelseer-Thurek am Ende aber trotzdem nicht, so dass in diesem Jahr vermutlich nicht mit dem Bau einer innerstädtischen Toilettenanlage zu rechnen ist. Wie es hieß, solle zunächst ein geeigneter Standort dafür gefunden werden.

 

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