Erlangen: „Tag der Franken ist mehr als Folklore“

30.1.2015, 15:45 Uhr
Erlangen: „Tag der Franken ist mehr als Folklore“

© Archivfoto: Markus Führer (dpa)

„Es tut mir leid, wenn es Irritationen gegeben hat.“ Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) war sichtlich bemüht, die Wogen der Emotionen zu glätten, die er durch ein Interview über den „Tag der Franken“ hervorgerufen hatte. Dieser Festtag soll am 5. Juli in Erlangen mit viel Tamtam und einem großen Rahmenprogramm begangen werden. Um die Ausrichtung hatte sich Janiks Vorgänger Siegfried Balleis erfolgreich bemüht.

Wer nun die Internet-Kommentare in manchen sozialen Netzwerken verfolgte, musste gar den Eindruck gewinnen, Erlangens neuer OB würde prinzipiell fränkische Heiligtümer wie Bier, Kirchweihlieder und „Schäufele“ in Frage stellen. Janik beklagte, dass beim von vielen Medien fleißig zitierten Ausspruch „ich bräuchte ihn nicht“ oft der zweite Teil des Satzes unter den Tisch fällt. Darin heißt es launig: „Für mich als Oberbürgermeister einer fränkischen Stadt ist jeder Tag ein ,Tag der Franken‘.“

Kritik von der Opposition

Seine grundsätzlichen Überlegungen bekräftigte Janik aber erneut. Für ihn mache ein Fest zum „Tag der Franken“ nur Sinn, wenn dabei jenseits des Bierfests „Inhalte“ in den Mittelpunkt rücken und „die Vielfalt Frankens“ dargestellt wird. „Franken ist mehr als Folklore.“ Erste Eindrücke von den Planungen, die federführend beim Bezirk Mittelfranken liegen, seien aber durchaus positiv: „Ich sah und sehe mich im Einklang mit dem bisherigen Konzept.“

Seitens der Opposition musste Janik einiges an Kritik einstecken. „Sie sollten vorsichtig sein mit solchen Äußerungen. Erlangen liegt in Franken und wir sind stolz darauf. Wir freuen uns auf den ,Tag der Franken‘!“, betonte Gabriele Kopper für die CSU. Die Verwunderung über die OB-Worte war auch der Bezirks-Kulturreferentin und -heimatpflegerin Andrea M. Kluxen anzumerken. Nicht zuletzt, da ihr aus Reihen der SPD-Fraktion die mangelnde Möglichkeit der Mitsprache am Programm vorgeworfen wurde. „Mittelfranken hat als Gastgeber stets versucht, Inhalte rüber zu bringen. Natürlich kann man aus so etwas lediglich ein Bierfest machen — das will der Bezirk aber nicht.“

Bezirk offen für Vorschläge

Anschließend verwies sie auf die ersten Planungen, die in Kooperation mit dem Beauftragten der Stadt, Georg Graf von Matuschka, und mit Kontakt zur SPD-Stadt- und Bezirkstagsrätin Gisela Niclas ausgearbeitet wurden. Zentrale Punkte sind bislang ein Festakt im Redoutensaal mit anschließendem Staatsempfang durch Ministerpräsident Horst Seehofer und Info-Ständen samt Unterhaltungsprogramm auf dem Marktplatz. Der Bezirk sei jedenfalls offen für alle Vorschläge. „Die Stadt kann im Prinzip gerne machen, was sie möchte. Wir schreiben nichts vor. Wenn wir genauer wüssten, was die Stadt will, würde es auch in diesem Konzept stehen.“

Bereits als sicher geltende Bestandteile des Rahmenprogramms sind unter dem Arbeitstitel „Fremd in der Fremde“ — der nach allgemeiner Meinung im Stadtrat aber nicht als endgültiges Motto taugt — eine Ausstellung zum Thema „Migration und Kulturtransfer“ in der Hugenottenkirche, Filme rund ums Thema „Heimat“, ein interreligiöser Gottesdienst, ein buntes Programm mit viel Musik auf dem Marktplatz, Angebote für Kinder, Lesungen und Podiums-Gespräche.

Der Bezirk zeichnet für die Planung verantwortlich und hat dafür 85 000 Euro bereitgestellt. Die Stadt Erlangen organisiert vor Ort und kann Programmpunkte beisteuern. Wie viel Geld dafür aufgewendet wird, steht noch nicht fest. Kulturreferent Dieter Rossmeissl geht von 20 000 Euro aus.

Die Öffentlichkeitswirksamkeit dürfte groß sein: Als Medienpartner stehen mit dem Bayerischen Rundfunk und den Nürnberger Nachrichten zwei kompetente Partner zu Verfügung.

Ideen für kulturelle und gesellschaftspolitische Beiträge zum „Tag der Franken“ sprudelten abschließend aus allen Ecken des Kultur- und Freizeitauschusses — passend zum Statement der Stadträtin Anette Wirth-Hücking (Freie Wähler): „Der Tag der Franken wird das sein, was wir gemeinsam daraus machen.“

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