Erlangen und die unendliche Handball-Geschichte

28.3.2017, 06:00 Uhr
Erlangen und die unendliche Handball-Geschichte

Ihren Höhepunkt erreichte diese abenteuerliche Geschichte ja erst vergangene Woche im Training, dabei ist die Pointe schon so alt wie die halbe Saison. Peter Krell, der Abteilungsleiter, hatte sich extra aufgemacht in die Emmy-Noether-Sporthalle in Bruck, um die Nachricht persönlich zu verkünden. Krell stellte sich also in die Kabine und rief in etwa: Leute, hört mal her, die Punkte sind weg. Und erntete, wenn man Trainer Ben Ljevar glaubt, vor allem Gelächter. "Wir können jedenfalls nur noch drüber lachen", sagt der Coach bitter.

Acht Punkte bei der Bayernligamannschaft, zwei bei der Landesligamannschaft, die erst da waren, dann wieder weg, dann wieder da – und jetzt, seit vergangener Woche, wieder weg sind. Ginge es hier nicht um Abstieg und Nichtabstieg, man könnte meinen, die Brucker Handballer haben sich in einen besonders bösen Sketch von Loriot verirrt.

Nach Lachen aber ist Gerald Rothberger oben auf der Tribüne nicht zumute. Rund 4000 Euro hat der Verein schon investiert, um die Zähler zurückzubekommen, die sie sich durch Siege geholt haben – aber einen Spieler dabei einsetzten, der nicht spielberechtigt gewesen sein soll. Und es wird noch einmal Geld hinzu kommen, denn Rothberger will – wie früher schon auf dem Handballfeld, als er zur legendären CSG-Mannschaft gehörte, die von der Bezirks- bis in die zweite Bundesliga durchmarschierte – auf keinen Fall aufgeben: "Notfalls", sagt der Vorsitzende, "gehen wir bis zur letzten Instanz." Die steht nun im Sportgericht an, denn die Entscheidung des bayerischen Handball-Verbands ist amtlich.

Damit stecken beide Brucker Teams wieder im Abstiegskampf, vor allem die zweite Mannschaft. "Für uns ist diese Situation zu einer Motivation geworden", sagt Ljevar. Der Coach findet es einerseits zum Lachen, andererseits zum Weinen: "Man darf nicht vergessen, dass es hier um Amateursport geht. Da fehlt mir der Sinn hinter dieser Bestrafung – und dann lässt man uns auch noch ewig in der Luft hängen."

Derjenige, der ihnen das alles eingebrockt hat, steht am Wochenende wieder einmal bei beiden Mannschaften auf dem Feld: Es wirkt ein wenig so, als wolle Luca Wenzel beiden Mannschaften mit allen Kräften helfen, die wegen seiner Passverwirrungen nach dem Wechsel vom HC Erlangen nach Bruck Zähler abgezogen bekommen. "Es ist ein komisches Gefühl", findet der Rückraumspieler, "dass das alles meinetwegen passiert. Aber ich kann es leider nicht mehr ändern."

Ab und an, erzählt Wenzel, ziehen ihn die Mitspieler auf: "Hey Luca", rufen sie dann, "hast du überhaupt einen Spielerpass?"

Trost spendet, dass der TV 61 Bruck nicht alleine dasteht in dieser Angelegenheit: Würzburg, Fürstenfeldbruck und Haunstetten haben dasselbe Problem. "Wir stehen in engem Kontakt", sagt Abteilungsleiter Peter Krell, oder besser: die Anwälte.

Für Freude sorgt immerhin das Sportliche: Sowohl in der Bayern-, als auch in der Landesliga feiert der TV 61 Erlangen-Bruck an diesem Wochenende zwei Siege. Und das letzte Wort ist in dieser seltsamen Angelegenheit ja auch noch lange nicht gesprochen.

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