Erlangen: Vom Line Dance bis zum Schuhplatteln

1.3.2014, 00:00 Uhr
Erlangen: Vom Line Dance bis zum Schuhplatteln

© Erich Malter

„Tanzen macht sehr viel Spaß“, sagt Carsten Distler, und mit dieser Meinung steht der Vorsitzende des gemeinnützigen, über 200 Mitglieder zählenden Vereins „Erlanger Tanzhaus“ nicht alleine da. Nahezu täglich besuchen Tanzbegeisterte die diversen Tanzabende, Kurse und Workshops, die hauptsächlich im Kulturforum Logenhaus in der Universitätsstraße und im Freizeitzentrum Frankenhof stattfinden.

Einsteiger oder Fortgeschrittene

Erlangen: Vom Line Dance bis zum Schuhplatteln

© Horst Linke

Ob fränkischer Volkstanz, Tänze aus Barock und Rokoko, traditionelle europäische Tänze oder orientalische, afrikanische und historische Tänze in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, für Einsteiger, Gelegenheits-Tänzer oder Fortgeschrittene: „Im Vordergrund“, erklärt Carsten Distler, selbst Spezialist und Tanzanleiter für französische Tänze, „steht stets die Freude an der Bewegung in der Gruppe.“ Der Clou an der Sache: Sämtliche Angebote sind offen für alle und werden unter der Anleitung erfahrener Tanzanleiter durchgeführt.

Ein Blick zurück: In den 1980er Jahren war die Erlanger Tanzszene aufgesplittet in vielerlei Gruppen, die auch damals schon durchaus Nischen-Interessen bedienten. Erstmals in größerem Stil kam die Szene bei der Vorbereitung auf die Feierlichkeiten zu „300 Jahre Hugenottenstadt“ im Jahr 1986 zusammen. Axel Röhrborn, damals die treibende Kraft hinter vielen Tanzaktivitäten in der Stadt, bündelte Gruppen und Ressourcen – der Verein „Erlanger Tanzhaus“ wurde Ende November 1988 gegründet. Sofort startete man die Raumsuche, schaute sich Räumlichkeiten wie den Brücken-Paulus in Sieglitzhof oder den Tanzsaal in Bruck an, benutzte zwei Jahre lang den alten Tanzsaal in Buckenhof, bis dessen Miete zu hoch wurde – und begab sich auf Jahre hinaus auf eine Odyssee durch die Stadt. Der Bürgertreff Isarstraße, das Altstädter Schießhaus, die „Scheune“ in Büchenbach, der Hallerhof in Buckenhof, der Kulturtreff Helmstraße, das Studentenwohnheim Wichernstraße, das Pacelli Haus, das ehemalige Marineheim bei der Wöhrmühle, das einstige East House im Röthelheimpark oder der Redoutensaal: „Es gibt praktisch kaum Räume in Erlangen“, schmunzelt Carsten Distler, selbst seit 1996 im Verein, „in denen das ,Tanzhaus‘ nicht irgendeinen Tanzabend abgehalten hat.“

Ein „Tanzhaus“ ohne Haus? Ein Unding. Im Logenhaus der Freimaurer in der Universitätsstraße, in dem die Tanzschule Thurek ihr Domizil hatte, nutzte man seit geraumer Weile bereits deren freie Zeitfenster, um beispielsweise Wochenend-Workshops abzuhalten. Und dann wendete sich das Mieter-Blatt: Carsten Distler legte den Eigentümern ein „Tanzhaus“-Konzept vor, das überzeugte. Seit 2011 ist das „Erlanger Tanzhaus“ Hauptmieter der nunmehr „Kulturforum Logenhaus“ heißenden Immobilie. Was aber nicht bedeutet, dass nicht auch weiterhin andere Säle angemietet werden.

„Wir haben Leute, die sind einfach nur gut“, sagt Carsten Distler und meint damit die Tanzanleiter. Obwohl allesamt Amateure, kennen sie sich bestens aus mit den unterschiedlichen Tänzen und Tanzformationen. Das nötige Wissen und Können kann man sich verschiedenartig aneignen: Man durchläuft eine Ausbildung, lernt, indem man zuerst jahrelang selbst mittanzt oder fährt zu Anschauungszwecken selbst ins Ausland. Die Erlanger Tanzfreunde sind anspruchsvoll: Neben kompetenter Tanzvermittlung wünschen sie sich auch schon mal Workshop-Themen wie „Schuhplatteln“ oder „Jodeln“. Distler: „Einige wollten tatsächlich ein Jodel-Diplom haben. Wir haben den Spaß mitgemacht und ihnen aufs Zeugnis ein Knollennasen-Männchen von Loriot mit draufgedruckt.“

Kurse und Festivals

Die Angebotspalette des „Erlanger Tanzhauses“, das sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert, ist mehr als respektabel: Das zwei Mal pro Jahr erscheinende Programmheft listet zwischen 80 und 100 Veranstaltungen im Halbjahr auf. Mit seinen Tanzabenden (ohne Anmeldepflicht, „wer kommt, ist da“), Workshops, Kursen und Festivals (bei denen auch schon mal zu den Klängen von Live-Bands getanzt werden darf) erreicht das „Tanzhaus“ laut Carsten Distler „ein großes wie kleines, bunt gemischtes, aber nicht ganz junges Publikum“. Vorausgesetzt wird nichts, noch nicht mal ein Tanzpartner. „Wir pflegen ganz besonders die Gemeinschaft“, erläutert Distler, „wobei wir keine Konkurrenz zu Tanzschulen sind, weil wir nicht die perfekte Schulung vermitteln, sondern allein die Freude an der Bewegung ohne jeglichen Leistungsdruck.“

Mit den Möglichkeiten, seine Passion zu leben, ist Carsten Distler jedenfalls sehr zufrieden: „Erlangen ist ein guter Standort für Tanz, weshalb wir auch beneidet werden. Das ,Erlanger Tanzhaus‘ genießt bundesweit in der Szene einen sehr guten Ruf. Wir gelten als ,Tanzparadies‘!“

Soeben ist das neue Programmheft erschienen und liegt an vielen Stellen in der Stadt zur Mitnahme auf. Die nächste größere Veranstaltung steht bereits fest: Aus Anlass des Jubiläums „50 Jahre Städtepartnerschaft Erlangen-Rennes“ findet vom 30. April bis 4. Mai das „Erlanger Tanz- & Folkfest“ statt.

www.erlanger-tanzhaus.de
 

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