Erlangen: Wenn alle gemeinsam Spaß haben

29.7.2015, 18:30 Uhr
Erlangen: Wenn alle gemeinsam Spaß haben

© Bernd Böhner

Locker. Alle. Irgendwie. Drauflosstolpern. So oder so ähnlich stellt sich das Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens vor. Wenn am 19. September das „Sportfest für alle“ auf den Regnitzwiesen steigt, soll sich jeder wohlfühlen und Spaß haben. „Jeder soll mitmachen können, egal ob mit oder ohne Behinderung.“

Lender-Cassens ist die Ideengeberin des Sportfests, wobei die Idee an sich so neu nicht ist. In Erlangen gab es immer wieder ähnliche Veranstaltungen, 2012 zum Beispiel das Sportfestival. Während es aber meist darum ging, für Menschen mit Behinderungen einen lustigen Tag zu veranstalten, soll diesmal jeder die Möglichkeit haben, am Spiel- und Sportangebot teilzunehmen.

„Oft wird bei Behindertensport nur an Menschen im Rollstuhl gedacht“, sagt die Bürgermeisterin. „Dabei geht es auch darum, Menschen mit geistiger Behinderung teilhaben zu lassen. Und dabei haben viele noch Probleme.“ Ihr Wunsch ist es, dass am Sportfest alle zusammen spielen und so ihre Ängste abbauen.

24 Mitmachstationen soll es geben. Dabei können die Besucher verschiedene Sportarten kennen lernen, darunter klassische Disziplinen wie Tennis, Volleyball oder Basketball, aber auch Boule, Boccia, Frisbee und Einradfahren. „Es geht nicht um den Wettbewerb, sondern ums Ausprobieren“, sagt Matthias Kolley vom Verband Special Olympics Bayern.

Special Olympics ist eine Inklusionsbewegung, die helfen will, Menschen mit Behinderungen ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen und die entsprechenden Voraussetzungen und Angebote dafür zu schaffen. Beim Sportfest werden Kolley und andere, speziell ausgebildete Trainer dabei sein, um die Athleten an den verschiedenen Stationen zu unterstützen.

„Viele fragen sich, wie man mit einem geistig behinderten Sportler umgehen soll, wie man ihn trainieren kann“, sagt Kolley. Die Übungsleiter von Special Olympics helfen hier. „Erfolg im Training sieht man bei Menschen mit Behinderung erst viel später.“ Übungen müsse man anpassen, auf niedrigem Level beginnen. Auch die Einheiten sind kürzer und weniger intensiv. Nach einer Weile aber stellt sich der Erfolg ein.

Mit einem Anreiz-System wollen die Veranstalter am Sportfest die Athleten dafür belohnen, wenn sie zehn Stationen durchlaufen haben. Das gilt auch für Menschen ohne Behinderung. Die können zum Beispiel Rollstuhlbasketball oder Blindentischtennis ausprobieren.

Neben den Mitmachstationen soll es aber auch Wettbewerbe geben, im Fußball sowie den Wurfspielen Bosseln und Pétanque.

Für das Fußballturnier gilt ein besonderes System: Teilnehmer melden sich in Dreierteams an, die dann ihrem Können entsprechend zugeordnet werden. „Wir bilden homogene Leistungsgruppen“, sagt Kolley. „Innerhalb der Teams können sich die Spieler dann gegenseitig helfen.“ Am Ende sollen sich in den Finalspielen ähnlich starke Mannschaften gegenüber stehen.

„Das Miteinander aller Gruppen, Männer, Frauen, Kinder, mit und ohne Behinderung ist das Ziel“, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Preuß. „Die Umsetzung der Inklusion ist unsere Pflicht. Menschen müssen selbst bestimmen können, was sie machen wollen.“ Das gelte auch im Sport. Langfristig soll deshalb das Sportfest auch ein Anstoß-Event sein für die zukünftige Entwicklung in Erlangen.

„Für die Vereine ist es nicht immer einfach, Menschen mit Behinderung in den Sportbetrieb zu integrieren“, sagt Matthias Thurek vom Sportverband. Die Zusammenarbeit mit Special Olympics soll auch hier weiterhelfen, Strukturen zu verbessern und weitere Möglichkeiten zu schaffen. Bis dahin allerdings ist es noch ein langer Weg. Einfacher zu verwirklichen klingt da das kurzfristige Ziel des Sportfests: gemeinsam Spaß haben.

Weitere Infos unter www.sportfest-fuer-alle.de

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