Erlangen: Wenn der Humor unter Druck gerät

6.12.2018, 11:00 Uhr
Erlangen: Wenn der Humor unter Druck gerät

© Harald Hofmann

Also erst einmal zum Handwerklichen: Der Drucker und Grafiker aus Leipzig arbeitet mit verschiedensten Techniken und kombiniert sie miteinander: Radierung gesellt sich zu Holz- und Linolschnitt, Lithographie verbündet sich mit der fast vergessenen Technik des Lichtdrucks. Bei diesem Verfahren – das heute eigentlich nur noch in der Buch- und Druckerstadt Leipzig anzutreffen ist – wird eine lichtempfindliche Gelatineschicht auf einem steifen Trägermaterial durch eine gestaltete Maske belichtet. Das Ergebnis ist eine rasterlose Druckform, die sich allerdings auch schnell abnutzen kann, also nur wenig "Abzüge" erlaubt.

Wenn Patrick Fauck von dieser (wegen ihrer Kompliziertheit "ausgestorbenen") Technik erzählt, beginnen seine Augen zu glänzen und man erkennt schnell: da ist ein von seinem Metier Besessener am Werk. Und wenn man dann auch noch seine ebenso verrätselte wie witzige Bilderwelt wahrnimmt, weiß man: dem Mann sitzt der Schalk im Nacken, dem ist (außer seiner Kunst) nichts heilig.

"Die Druckgrafik betrachte ich nicht als bloß schmückendes Beiwerk, als Erweiterung des künstlerischen Repertoires wie bei einem Maler oder Bildhauer, nein, für mich ist das Drucken Hauptweg, Laboratorium und großes Experimentierfeld." So spricht einer, dem es ernst ist, der sich von der "Schwarzen Kunst" in ihren Bann ziehen lässt. Das jeder Drucktechnik eigene Prozedere zieht aber nicht nur den Künstler selbst in den Bann, auch der Betrachter ertappt sich dabei, in unterschiedlichen Drucktechniken zu "denken".

Dass er mehrfach auf Wettbewerben für sein umfassendes Können ausgezeichnet wurde, muss nicht verwundern, seine eigene Bewunderung gilt den alten Meistern, in deren Druckwerkstätten in Leipzig er heute noch herumzieht, um sich (fast) vergessene handwerkliche Kniffe abzulauschen.

Dabei lohnt sich es sich bei Fauck aber auch, genau auf die Sujets zu achten. Ein "Großer Kleintierzüchter" – so der Titel eines Siebdrucks – zeigt: einen großen Mann, der kleine Tiere züchtet. Das ist nicht banal, sondern witzig, und grauenhaft witzig ist auch ein "Blue Monday", eine bläulich schimmernde Lithographie, die eine "frisch" überfahrene Katze zeigt. Und der "Hase im Pfeffer" ist natürlich ein Hase, der sich in Pfefferkörner wälzt, aber sich dort zumindest nicht freiwillig befindet.

Ein Linolschnitt mit dem Titel "Strichmännchen" zeigt einen Mann, der sich aus lauter Strichlein zusammensetzt, und ein Lichtdruck heißt in bestem Fauck’schen Witz "Falscher Hase" und zeigt einen Mann mit Hasenohren. Dass daneben eine Kaltnadelradierung in Aquatinta einen "Strohmann" zeigt, dem das Stroh aus dem Unterleib quillt, erscheint da schon fast absehbar.

Wer also die Mischung aus Bewunderung für einen großartigen (Druck-) Handwerker und Sinn für schrägen Humor (in der Tradition der "Neuen Frankfurter Schule") hat, sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen. Genau der richtige Bann der Konsumgeister der Vorweihnachtszeit.

ZPatrick Fauck, Dichter & Denker, Kunstverein Erlangen, Hauptstr. 72, geöffnet: Di., Mi., Fr. 15—18, Do. 15—19, Sa. 11—14 Uhr, bis 20. Dezember.

www.kunstverein-erlangen.de

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