Erlangen: Wohnraumoffensive auch mit grüner Zustimmung

28.9.2016, 15:00 Uhr
Erlangen: Wohnraumoffensive auch mit grüner Zustimmung

© Peter Millian

Mit der Zustimmung zu der Nachverdichtung durch die Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft (Gewobau) versucht die Fraktion nach eigener Darstellung ein Wahlversprechen einzulösen: „Der Neubau von Mehrgeschosswohnungen mit angemessener Nachverdichtung hat absolute Priorität bei der Stadtplanung und Stadtentwicklung.“ Dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum Priorität habe, sei auch im „Strategiepapier Wohnen” festgelegt, das der Stadtrat vorletztes Jahr beschlossen habe. Danach seien ein Viertel aller neuen Mietwohnungen dem sozialen Wohnungsbau vorbehalten.

Zwischen Äußerer Brucker-, Main- und Johann-Jürgen-Straße sollen sieben Gewobau-Häuser mit 34 Bestandswohnungen abgerissen und durch Neubauten mit rund 100 Wohnungen ersetzt werden. Die Grünen/GL räumen ein, dass sich die Nachverdichtungsmaßnahmen auf das bestehende Wohnumfeld auswirken und einen (negativen) ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Allerdings „sicherlich nicht in dem von der Bürgerinitiative befürchteten Umfang“. Trotzdem: Eine Sanierung im Bestand könne nachhaltiger sein als ein Neubau und in der energetischen Gesamtbilanz besser abschneiden. Außerdem dürfe man nicht unterschätzen, „dass die bestehenden Häuser einen sozialen und baugeschichtlichen Wert haben, der gemeinhin unterschätzt wird“.

Für die Grünen/GL wichtig ist, dass die Gewobau erklärt hat, dass die Grünräume erhalten bleiben sollen. Zudem hätten die umstrittenen Häuser eine schlechte Bauqualität und entsprächen in ihren Grundrissen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Eine Bestandssanierung wäre so aufwendig, dass allenfalls teurer und „unsozialer“ Wohnraum entstünde.

Die Zahl der Wohnungssuchenden, die sich die Mieten auf dem freien Markt nicht leisten könnten, liege bei rund 2500 Menschen, weitere rund 2000 Wohnungssuchende stünden auf der Warteliste. Hinzu komme, dass die Situation von Flüchtlingen prekär sei. Es sei ein erklärtes Ziel und eine schwierige Aufgabe, diese Menschen angemessen unterzubringen.

Zudem habe die Knappheit an städtischem Wohnraum auch weitreichende ökologische Konsequenzen. Viele in Erlangen Beschäftigte fänden keine geeignete Wohnung in der Stadt, zögen deshalb ins Umland und pendelten täglich mit dem Auto zur Arbeit. Der Verkehr trage aber wesentlich zur Versiegelung und zum Flächenverbrauch bei. Diese Zersiedlung schreite ungebremst voran, wenn nicht im städtischen Raum zusätzliche Wohnungen geschaffen würden, der Auszug ins Umland gebremst.

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