Erlangens „Unechte“ Bewohner

25.6.2016, 15:00 Uhr
Erlangens „Unechte“ Bewohner

© Edgar Pfrogner

Von der Familie Kitzmann wurde sie einst zur „Brauereikünstlerin auf Lebenszeit“ ernannt. Alle Wandmalereien im Hof der Brauerei, der Bräuhimmel in der Schänke mit Porträts von Erlanger Persönlichkeiten, Wandbeschriftungen, Wappen und Verschönerungen auf Bierkrügen stammen von ihrer Hand.

Die von ihr mit Liebe zum Detail gefassten 27 Porträts von Persönlichkeiten aus Brau- und Gastgewerbe, Politik und Kultur, die die Wand einer der beiden Gaststuben schmücken, sind verkörperte Biergeschichte der Stadt. Die Ahnen der Bierbrauerfamilie Kitzmann fehlen ebenso wenig wie Markgraf Friedrich, der Gründer der Erlanger Universität, oder die früheren Oberbürgermeister Michael Poeschke und Heinrich Lades oder die Brau-Herren Henninger und Erich sowie Originale der Bergkirchweih, wie Festwirt Toni Trautner.

Vor allem die persönlichen Geschichten der abgebildeten Personen habe sie bewegt. „Da war ich richtig mit dem Herzen dabei“, berichtete Heidecker damals.

Hildegard Heidecker (Jahrgang 1954) schloss ihre Ausbildung zur Diplom-Designerin an der Fachhochschule Nürnberg mit Auszeichnung ab. Nach einigen Jahren in einer Firma für Graphik und Design wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und fand mehr und mehr Freude am malerischen Gestalten von Innen- und Außenwänden.

An vielen Wänden in und um Erlangen sind ihre Arbeiten zu finden. Beispielsweise in Frauenaurach. Dort bemalte sie ein Reihenhaus. „Ich gestalte mit Vergnügen Wände und Fassaden, weil diese Werke langlebiger und großformatiger sind als Drucksachen und weil ich sehr gerne mit Farbe, Wind und Wetter auf dem Baugerüst bin“, erklärte die Erlangerin.

Überall hat sie ihre künstlerischen Spuren hinterlassen: Am Anger, in der Guhmannstraße, hat sie für die dortige Gastwirtschaft eine kahle, unattraktive, niedrige Wand in einen fröhlichen Hingucker verwandelt.

Eine Illusionsmalerei gibt es an einem Wohnhaus in der Gebbertstraße/Ecke Komotauer Straße zu sehen: Erst bei genauerem Hinschauen erkennt man, dass sowohl die ganze senkrechte Fensterreihe als auch die hinausschauenden Bewohner nicht „echt“ sind. Gemälde von ihr finden sich auch am Entlas-Keller und am Eingang zum Kitzmann-Keller oder in der Ausflugsgaststätte „Atzelsberger“.

Heideckers künstlerische Reichweite beschränkte sich nicht auf die Hugenottenstadt: Davon zeugen beispielsweise der Zunftbaum auf dem Nürnberger Herbstvolksfest oder das Forumhaus am Oberasbacher Rathaus, wo sie eine ganze Einkaufszeile passend zu den dortigen Geschäften gestaltet hat.

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