Erlanger Annäherungen an die Wahrheit über Krieg

22.9.2014, 11:54 Uhr
Erlanger Annäherungen an die Wahrheit über Krieg

© Harald Sippel

Da waren einerseits Wulli Wullschläger und Sonja Tonn mit Friedensliedern von Hannes Wader, Wolf Biermann, Donovan und Barry McGuire, die einen poetisch-klagenden Ton gegen den Krieg anschlugen.

Da gab es andererseits den tiefen Griff in die Historiker-Kiste durch den städtischen Kulturreferenten Dieter Rossmeissl. Der Erste Weltkrieg sei nicht nur ein urhistorisches Ereignis, sondern auch eines, das in die Gegenwart reiche. „Die Geschichte lehrt nicht, aber man kann aus ihr lernen“, dozierte er. Als Beispiel führt er als einen Grund für den Weltkrieg I. ins Feld, Deutschland habe unter einer Einkreisungsangst gelitten. Ähnliches vermutet er aktuell im Russland Putins.

Dazu kommt in Fast allen Fällen der Krieg als Kompensation sozialer Defizite im eigenen Land, erklärt Rossmeissl Verbindungen zum Heute. Geblieben seien außerdem Kriegslügen, Kriegslegenden und Kriegsmythen. Schließlich müssten Opfer ja legitimiert werden.

Historiker, resümierte der Kulturreferent, seien immer schlauer als Politiker, weil sie sich mit dem Vergangenen beschäftigen, und er folgert: „Die Ausstellung will mahnen, zumindest jetzt schon zu denken.“

Auch die drei Künstler, die die Ausstellung mit insgesamt 30 Werken bestückt haben, kamen zu Wort. Organisator Reiner F. Schulz bemängelte, mit welcher Selbstverständlichkeit und Gleichgültigkeit heute Nachrichten aufgenommen werden wie: „Zwölf Tote am Donezk trotz Waffenruhe“. Er plädierte für die Multiperspektive, um sich der Wahrheit anzunähern. Da ergänzten sich die drei Ausstellungen „Pulverfässer“ des Kulturvereins, „Erlangen im Ersten Weltkrieg“ des Stadtmuseums und nun „14-18-14 – Im Westen nichts Neues?!“ ebenfalls im Stadtmuseum.

Parallelen von damals und heute sieht Reinhold Knapp und setzt sie unter anderem in Spielkarten um „M“ steht für Machtgelüste, hat als Symbol einen Phallus und zeigt oben Putin, in der unteren Hälfte Kaiser Wilhelm. Bei Beiden gehe es wohl um Machtspiele, vielleicht auch darum, alles auf eine Karte zu setzen.

Der Dritte im Bunde, Christian L. Hamsea, hat in seiner Annäherung an den Krieg Bruchstücke seiner Erinnerung aufgenommen und sich dem Thema „Bedrohung“ gewidmet.

Formal, sagte Museumsleiter Thomas Engelhardt, seien die historische Ausstellung und die Kunstausstellung unterschiedlich. Hier historisches Wissen, Fotos und Fakten, dort Kunst als „subjektive Setzung“. Tatsächlich aber seien die Übergänge fließend. Das habe er in der Diskussion mit den Künstlern gelernt. Ihren Zugang zu finden wünschte er den Besuchern der Ausstellung.

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