Erlanger Bachchor feierte 60-jähriges Bestehen

10.7.2018, 14:30 Uhr
Erlanger Bachchor feierte 60-jähriges Bestehen

© Rainer Windhorst

Die Namen sind Programm: "Erlanger Bachchor" und "Münchener Bachsolisten", diese beiden eng miteinander vernetzten Ensembles treten seit 1986 gemeinsam in der Altstädter Kirche auf, um die Werke ihres großen Vorbilds interessierten Zuhörern zu vermitteln. Geistliche Musik anderer Komponisten – von der Renaissance bis in die Gegenwart – gehört aber auch zum Repertoire des Chores, der in seinen Aufführungen überzeugend beweist, dass er über ein breites Spektrum an Interpretationen verfügt.

Beim 60-jährigen Jubiläums-Konzert in der Altstädter Kirche demonstrierte er zum wiederholten Mal, warum er sich zu einem Glanzstück im Bereich der Erlanger Kirchenmusik entwickelt hat, deren Renommee weit über die Grenzen der Stadt hinausreicht. Von Frieder Hofmann, der 1958 den Erlanger Bachchor gründete, bis zum Sohn Wieland, dem jetzigen Leiter, verschaffte sich dieser Chor in der "Hofmann-Dynastie" einen vorzüglichen Ruf, der durch zahlreiche Konzertaufführungen, Rundfunksendungen und CD-Produktionen eindrucksvoll dokumentiert ist. Mit den Werken zweier barocker Heroen, die im gleichen Jahr 1685 geboren wurden, nämlich Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, haben die Sänger auch dieser Jubelfeier nun ihren Stempel aufgedrückt.

Festliches D-Dur

Zu Beginn Bachs "Magnificat" mit vier Solisten, fünfstimmigem Chor und Instrumentalisten, das der Thomaskantor 1723 zum Weihnachtsfest in Leipzig aufführte, zehn Jahre später – ohne die weihnachtlichen Teilsätze – ins festliche D-Dur übertrug und mit dieser Fassung besonders erfolgreich wurde. Bereits im monumentalen, vom vorzüglichen Münchener Trompetenensemble Laura Vukobratovic begleiteten Eingangschor "Magnificat anima", den alle Beteiligten emphatisch voller Inbrunst gestalteten, zeigten die hochmotivierten Musiker, mit welcher Intensität und wie begeistert sie dieses Werk ihren Zuhörern vermitteln können. Die zwei poetischen Sopran- und Altarien mit Streicherbegleitung gestalteten Andrea Zeiling und Katharina Heiligtag sehr konzentriert und eindringlich.

Auf gleichem gesanglichen Niveau präsentierten sich danach ihre Kollegen, der Tenor Johannes Gaubitz und der Bassist Thomas Gropper; sie alle verstanden es, die Intentionen des großen Bach in ihrer eigenen Darbietung authentisch umzusetzen. In den sechs zentralen, die unterschiedlichen Stimmungen auslotenden Chorpartien des Magnificats bewiesen die Sänger, begleitet von den auf hohem Niveau musizierenden Münchener Bachsolisten, souverän geleitet von Wieland Hofmann, über welches Einfühlungsvermögen und welche Fähigkeiten sie bei der Ausgestaltung dieser ergreifenden Musik verfügen.

Das folgende "Dettinger Te Deum", eine fulminante musikalische Gloriole auf den militärischen Sieg der Engländer in der Schlacht von Dettingen über die Franzosen, ist das monumentalste von Händels fünf Te Deum, die der Künstler in der Wahlheimat London innerhalb von vier Monaten 1743 komponierte; dabei orientierte er sich im Aufbau an seinem Vorbild Henry Purcell. In den festlichen, von jubelnden Trompetenklängen umrahmten Chorsätzen, in denen sich auch musikalische Bezüge zu Händels kurz vorher entstandenem "Messias" finden, vermittelten Chor, Gesangs- und Instrumentalsolisten den Zuhörern, dass sie auch die mehr szenisch-opernhaft und theatralisch ausgestaltete Musik Händels, die sich vom Kollegen Bach unterscheidet, bravourös gestalten können.

Innere Anteilnahme

Hervorragend die Soloeinlagen der Trompeterin Laura Vukobratovic, die als Untermalung verschiedener Arien dienten und in diversen Chorszenen wirkungsvoll zur Geltung kamen. Auch in dieser höchst dramatischen Aufführung bewiesen die hochmotivierten Sänger, dass sie die stimmungsvolle, aufregende Händel-Musik plastisch, überzeugend und geradezu spannend vermitteln können. Fantastisch gestaltete Einsätze, die den Zuhörern ein ganz besonderes Klangerlebnis verschafften, demonstrierten, wie der disziplinierte, mit viel Engagement und innerer Anteilnahme musizierende Erlanger Bachchor die unterschiedlich angelegte Musik von Bach und Händel seinen Zuhörern vermitteln kann.

Wieland Hofmann, der alle an der Aufführung Beteiligten für diese Musik zu motivieren und zu begeistern verstand, erwies sich als Garant dafür, dass diese Präsentation barocker Musik zu einem bejubelten Erlebnis wurde, getreu dem Motto: Wer selber begeistert ist, kann auch andere begeistern.

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