Erlanger Bassist: "Wir spielen das irrste Zeug!"

25.2.2017, 15:00 Uhr
Ein Erlanger unterwegs in der weiten Welt: Bassist Linus Klausenitzer mit zwei seiner Bässe und während seines Auftritts beim "Hammersonic Festival" in Jakarta.

© Steven Chew Photography Ein Erlanger unterwegs in der weiten Welt: Bassist Linus Klausenitzer mit zwei seiner Bässe und während seines Auftritts beim "Hammersonic Festival" in Jakarta.

Wow! Ganz schön heftig! Wer sich im Internet die Videos von Linus Klausenitzer und seiner Band "Obscura" ansieht, staunt über die Wucht der Musik. Gut, bei Death-Metal-Bands geht es laut zu, doch bei dieser Formation spürt man – selbst wenn man ansonsten nicht viel mit diesem Genre anzufangen weiß – schnell, dass es viel zu entdecken gibt. Nicht umsonst sind auf Youtube auch Videos hochgeladen, in denen dem Schlagzeuger oder dem Bassisten auf die Finger geguckt wird.

"Wir machen technischen Death-Metal", erklärt Klausenitzer. "Relativ virtuos und komplex", beschreibt er diesen Stil. Was eher untertrieben ist. Näher kommt schon seine Aussage: "Wir spielen das irrste Zeug!" Denn die Songs von "Obscura" sind eine technische Herausforderung an die Musiker. Klausenitzer kann sich dieser entspannt stellen. Schließlich verfügt er neben seinem Hochschulabschluss als Medieninformatiker auch über ein Musik-Studium — und landete 2009 "der Liebe wegen" in der Hugenottenstadt.

Alles ausprobiert

Mit Leidenschaft dabei: Fans der Death-Metal-Band "Obscura" bei einem Konzert in Asien.

Mit Leidenschaft dabei: Fans der Death-Metal-Band "Obscura" bei einem Konzert in Asien. © Archivfoto: Steven Chew

"Nach dem Studium habe ich so gut wie alle Stilrichtungen ausprobiert", berichtet der Bassist. Beispielsweise die Kooperation zwischen Klassik-Orchester und Metal-Band. "Aber nicht in der Form, dass Streicher als seichter Keyboard-Ersatz dienen", stellt der Erlanger klar. So wirkte er beim Aufeinandertreffen der Formation "Noneuclid" mit dem "Orchester des 13. Tons" oder dem Metropole Orkest aus Amsterdam mit. Im Fokus stand dabei ein Komponist, der ebenfalls auf "emotional extremste Musik" spezialisiert war: Richard Wagner. Klausenitzer: "Metaler sagen immer wieder gerne: Wäre Wagner heute geboren, würde er Metal-Musik machen."

Über beste Kontakte in die Klassik-Szene verfügt der 31-Jährige durch seine Eltern. Beides sind Musiker. Vater Ulf — Professor für Violine und Kammermusik an der Hochschule für Musik in Nürnberg — war Konzertmeister in Mannheim, Nürnberg und Saarbrücken sowie bis 2010 Mitglied und Vorstand bei den Bayreuther Festspielen.

Touren durch die Welt

Nach der Experimentierphase folgte der Einstieg bei der in Metal-Kreisen etablierten Band "Obscura", die gerade einen Bassisten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten suchte. Mit seinem Sechs-Saiten-E-Bass war Klausenitzer genau der richtige Mann. So tourt er nun regelmäßig durch die ganze Welt. Von Mexiko über Israel und die USA bis Japan und Dubai. Mal tritt er auf Festivals vor mehreren 10 000 Fans auf, dann spielt er wieder in mittelgroßen Hallen und in kleineren Clubs. "In Indonesien haben wir beispielsweise auf einer Bühne vor einem ausrangierten U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg gespielt. In Japan haben wir gestaunt, als vor dem Konzert die Bühne gesaugt wurde."

Wenn Klausenitzer nicht in Sachen Death-Metal unterwegs ist oder neue Stücke schreibt ("Wir komponieren unsere Songs durch und schreiben Partituren, bevor wir uns treffen"), gibt er Bassunterricht (auch via Internet) oder spielt als Auftragsarbeit Bass-Spuren ein. "Der Markt dafür wächst ständig. Es kommen Anfragen aus aller Welt." Die Fähigkeiten dieses Erlanger Bassisten haben sich eben schnell herumgesprochen.

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