Erlanger Berufsschüler stehen Kopf für den Berg

15.5.2018, 06:00 Uhr
Erlanger Berufsschüler stehen Kopf für den Berg

© Michael Müller

Nicht nur Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte setzen den Impuls zu kreischen in Gang. Auch ein kleiner roter Mini auf dem Pausenhof der staatlichen Berufsschule an der Drausnickstraße bringt dies zuwege. Und das ganz ohne abzuheben. Langsam dreht sich das Fahrzeug um die eigene Achse — und rührt sich dann nicht mehr von der Stelle. Die Insassen stehen Kopf. Und quietschen.

Was beim Überschlagsimulator der Verkehrswacht Kelheim lustiges Spiel ist, könnte im Ernstfall Schlimmstes für diejenigen bedeuten, die im Auto sitzen. Zur präventiven Schulung von bewährten Rettungsschritten kommt Franz Dobesch mit dem Spezialmini zu Veranstaltungen — und eben auch an Schulen. So wie jetzt an die Berufsschule in Erlangen, wo es in den Tagen vor der Bergkirchweih um das Thema Alkohol geht.

Nicht ohne Grund wird der "Berg" als "fünfte Jahreszeit" in Erlangen bezeichnet. Zwölf Tage, an denen Zehntausende feuchtfröhlich ausgelassen feiern. Und an denen oftmals Schranken fallen — zum Beispiel was den Alkoholkonsum betrifft.

Die Zielsetzung der Projekttage an der Berufsschule ist demzufolge klar: Mit verschiedenen Aktionen und jugendgerecht gestalteten Informationen wollen die Mitarbeiterinnen der Jugendsozialarbeit (JaS) und die Suchtpräventionsbeauftragte der Schule die Schülerinnen und Schüler dazu bringen, sich mit ihren Einstellungen zu diesem Thema auseinanderzusetzen und ihr eigenes Konsumverhalten kritisch zu reflektieren. Ungefähr 500 junge Menschen erreichen sie dieses Jahr mit ihrer Aktion.

Ein "Highlight" ist der Überschlagsimulator, der mit Hilfe des Fördervereins "gebucht" werden konnte. Dieser Simulator veranschaulicht durchaus eindringlich, dass ein Autounfall kein Pappenstiel ist — zwar passieren nicht alle Unfälle unter Alkoholeinfluss, doch die Gefahr steigt durch Alkoholkonsum drastisch. Autofahren unter Alkoholeinfluss sollte also völlig tabu sein, sind sich Monika Darvinghausen, die Suchtbeauftragte der Schule, und JaS-Mitarbeiterin Regina Mehl einig. Abschreckend wirkt es allemal, wenn man in dem kleinen Wagen sitzt und merkt, wie schwierig es sein kann, sich daraus zu befreien.

Was ist also zu tun, falls man doch mit dem Auto verunglückt? Oder zufällig zu einem Unfall hinzu kommt? Wie rette ich mich selbst, wie jemand anderen?

Dass es alles andere als einfach ist, ein Unfallauto zu verlassen, wenn man kopfüber darin hängt, zeigt sich jedenfalls mittels Überschlagsimulator schnell. Dann gilt es zu verhindern, dass man mit dem Kopf nach unten kracht und sich dadurch den Hals bricht. Franz Dobesch erklärt genau, was zu tun ist: "Füße aufs Armaturenbrett, um den Gurt zu lockern. Den äußeren Arm über den Kopf, um die Fallhöhe zu verringern. Mit dem inneren Arm den Gurt lösen."

"Das Schlimmste ist das Abschnallen", sagt einer der Teilnehmer hinterher. "Wenn man die Technik nicht weiß, ist man verloren."

Und noch etwas kann laut Franz Dobesch Leben retten: Einen Gurtschneider samt Nothammer, dessen Spitze man bei Bedarf herausschnellen lassen kann, am Autoschlüssel hängen zu haben. "Das kostet 14 Euro plus Versandkosten", meint Dobesch. Eine Investition, die man nach seiner Ansicht nicht scheuen dürfe.

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