Erlanger Comic-Salon in ungewohntem Gewand

27.5.2018, 15:42 Uhr
Erlanger Comic-Salon in ungewohntem Gewand

© Ralf Welz

Frau Hugo, was ist beim Internationalen Comic-Salon 2018 anders als in den Vorjahren?
Eva Hugo: Nachdem die Heinrich-Lades-Halle, wo die Messe sonst stattfindet, ja gerade saniert wird, ziehen wir dieses Mal in große Messezelthallen um. Auf dem Schlossplatz und Hugenottenplatz gibt es zwei Hallen, in denen die Verlage untergebracht sind. Daneben gibt es im Schlossgarten noch ein Zelt, in dem vor allem das Junge Forum seinen Platz hat. Das ist unser Hochschulbereich, wo wir der Hochschule Plätze zur Verfügung stellen, um deren Arbeiten an den Instituten auszustellen. Zusätzlich sind dort noch unsere Kleinaussteller angesiedelt. Das sind Einzelkünstler, Kleinstverlage, die dann keine Messestände buchen, sondern Tischflächen, und so die Möglichkeit haben, sich in etwas kleinerem Rahmen dauerhaft über die vier Tage zu präsentieren. Dieser lebendige Bereich ist immer sehr, sehr schön.

Welchen Einfluss hatte der neue Messestandort auf Ihre Planung?
Eva Hugo: Ein großes Thema ist dieses Jahr natürlich die Stromversorgung. Denn der Strom muss natürlich von außen über Kanäle ins Zelt geführt werden. Wo kommt der raus? Wo braucht man diese Austritte? Welcher Bedarf ist vorhanden? Da musste man sich intensiv eindenken in die Zeltstrukturen. Uns bereitet es aber auch Spaß zu überlegen: Wie kann es denn in einem solchen Zelt überhaupt aussehen? Wir haben jetzt hier den Markgrafen, das Denkmal. Der steht im Zelt und damit ist er natürlich auch sehr dominant. Man muss sich ein bisschen an ihm ausrichten.

Der Markgraf findet im Zelt Unterschlupf?
Eva Hugo: Ja, der steht mitten im Zelt – im Trockenen. Das Zelt kommt im First auf acht Meter. Und der Markgraf misst etwa sechs Meter und ist im Zelt dann auch mal wind- und regengeschützt. Ja, und dann denkt man sich eben in diese Infrastrukturen beziehungsweise Strukturen des Zeltes auch ein: Was wird da benötigt? Wie kann man es aber auch praktisch umsetzen? Das war jetzt dieses Jahr natürlich die große Herausforderung – in Zusammenarbeit mit der Zeltbaufirma. Was brauchen wir? Wie statten wir das aus? Was sind so die Grundvoraussetzungen für einen professionellen Messebetrieb. Was geht? Was ist umsetzbar?

Der Comic-Salon ist ja mittlerweile ein Riesenevent. Wann beginnt für Sie die Vorbereitung?
Eva Hugo: Die Festivalorganisation, egal bei welchem Festival, läuft natürlich weit im Vorfeld. Und in Bezug auf die Messe ist es so, dass wir da relativ früh einsteigen. Da gibt es im Oktober des Vorjahres eine Messeausschreibung. Die wird an einen großen Verteiler verschickt. Die Verlage haben dann drei Monate Zeit, sich anzumelden und zu überlegen: Wie viele Quadratmeter wollen wir? Was brauchen wir? Welche Ausstattung, wie viele Tische, Stühle? Das braucht ja alles einen gewissen Vorlauf. Und dann machen wir daraus die Messeplanung und überführen diese Wünsche der Verlage in ein Konstrukt, in einen Plan.

Worin liegt diesbezüglich die größte Herausforderung?
Eva Hugo: Das Ganze gleicht einem Tetris-Spiel. Die Anforderungen der Verlage und die Buchungen muss man zusammenbringen. Es gibt Verlage, die ihre eigenen Messebaufirmen mitbringen, die auch schon frühzeitig aufbauen. Und dann haben wir andere Verlage, die auf unser eigenes Messesystem zurückgreifen und unsere vorhandenen Stände nutzen.

Worin besteht der Reiz des Comic-Salons?
Eva Hugo: Ich glaube, der Reiz des Comic-Salons ist der, dass er vier Tage lang den Großteil der deutschen Comic-Szene zusammenbringt – also Verlage, aber eben auch Künstler. Wir haben jetzt wieder an die 500 Künstler in vier Tagen in Erlangen, die von den Verlagen mitgebracht werden, die signieren, die für Podien und Gespräche anwesend sind. Das ist sozusagen auch eine Mischung aus dem kommerziellen Messebereich und dem Fokus auf eine künstlerische Auseinandersetzung. Der Comic-Salon ist einfach eine große Kulturveranstaltung und ein großes Treffen der internationalen Szene, aber vor allem natürlich mit dem Schwerpunkt auf die deutsche Szene. Es finden parallel viele Ausstellungen statt. Das ist natürlich was Schönes, dass das zusammengebracht wird.

Worauf freuen Sie sich dieses Jahr am meisten? Haben Sie ein persönliches Highlight im Programm ausgemacht, das Sie besonders reizt?
Eva Hugo: Mein persönliches Highlight wird, glaube ich, ganz klar der Moment sein, wenn unsere Zelte stehen. Es entsteht ja mit dem Comic-Salon etwas ganz Neues mitten in der Stadt. Deswegen denke ich, der Comic-Salon wird in diesem Jahr sehr viel verändern, weil er so zentriert in der ganzen Stadt stattfindet und sich verteilt auf viele Orte – was er zwar schon immer getan hat, aber dieses Mal natürlich sehr extrem. Deswegen bin ich sehr gespannt, wie sich das auf die Stimmung des diesjährigen Salons auswirken wird.

Aber einem speziellen Programmhöhepunkt fiebern Sie jetzt nicht entgegen? Dass Sie sich beispielsweise auf den Comic-Talk mit Hella von Sinnen im Fifty-Fifty freuen …
Eva Hugo: Das ist sicher eine sehr, sehr schöne Veranstaltung. Das ist aber in der Vielfalt der Veranstaltungen immer schwierig auszumachen. Ich denke, was ein wirklich schöner Themenschwerpunkt ist, ist die große Ausstellung im Stadtmuseum zum Thema Comic-Journalismus – ein sehr zeitgenössisches, aktuelles politisches Thema. Die Ausstellung werden wir nächste Woche eröffnen. Und da freue ich mich schon sehr drauf.

Interessieren Sie sich auch privat für Comics?
Eva Hugo: Natürlich interessiere ich mich sehr für Comics. Ich bin da aber sehr breit aufgestellt, weswegen ich Ihnen gar keinen Lieblingscomiczeichner oder Lieblingscomic nennen kann. Natürlich habe ich in meiner Kindheit viel Comics gelesen.

Haben Sie ein Lieblingsgenre im Bereich Comic? Sind Sie Sammlerin?
Eva Hugo: Nein, ich bin selber keine Sammlerin. Und ich denke, ich bin auch allen möglichen Genres gegenüber sehr offen – und versuche, das auch zu bleiben.

Zur Person: Eva Hugo ist im baden-württembergischen Engen geboren und in Marburg aufgewachsen. Sie hat in Erlangen Theater- und Medienwissenschaften und Neuere deutsche Literaturwissenschaft auf Magister studiert. Seit 2014 ist sie im Erlanger Kulturamt in der Abteilung Festivals und Programme tätig. Dort übt sie unterschiedliche Aufgaben im Bereich Programm und Organisation aus. Neben dem Comic-Salon betreut sie auch das Figurentheater-Festival und das Poetenfest.

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