"Hupfla": Erlanger Denkmal auf neuen Wegen

17.1.2019, 06:00 Uhr

© Harald Sippel

Außerdem sollen die Vorgänge dieser Zeit aufgearbeitet werden — von Zwangssterilisationen über martialische Therapieversuche bis hin zu Vernichtungsaktionen.

Nun ist man mitten auf dem Weg dahin. Die Schaffung eines Erinnerungsortes für die Opfer der NS-Euthanasie steht heute auf der Tagesordnung im Stadtrat. Der sogenannte Kopfbau der "Hupfla" ist als angemessener und authentischer Ort in den Fokus geraten. Und gleichzeitig zum Konfliktfall geworden.

Denn die "Hupfla" ist nicht nur der einzige noch erhaltene Bau, in dem damals Patienten untergebracht waren, sondern sie ist auch ein Denkmal in einem von Fachleuten attestierten "guten baulichen Zustand". Welches aber modernen Forschungsgebäuden — die Universitätsklinikum, Freistaat und Max-Planck-Gesellschaft errichten möchten — im Weg steht.

Inzwischen wurde zwar ein Kompromiss gefunden. Oberbürgermeister Florian Janik und der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Heinrich Iro, gaben vor einer Woche bekannt, dass nach "intensiven Gesprächen" das Uniklinikum keinen Antrag für den kompletten Abriss der "Hupfla" stellen werde. Doch die Stimmen mehren sich, die den vollständigen Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes fordern.

Aber zunächst zu dem Kompromiss: Dieser besagt, dass der östliche Gebäudetrakt der "Hupfla" erhalten bleiben soll. Hier war nach bisheriger Planung der Bau von zwei weiteren Gebäuden des Translational Research Centers (TRC) — für Forschungslabore des Uniklinikums — vorgesehen gewesen. Einen konkreten Zeitpunkt für eine Baumaßnahme hatte es allerdings noch nicht gegeben.

Der westliche Trakt soll der Abmachung zufolge abgerissen werden. Für einen Teil dieses Westtrakts wurde eine Bauvoranfrage bei der Stadt bereits genehmigt, beim zweiten Teil ist das Verfahren noch in der Schwebe. Die Max-Planck-Gesellschaft möchte in einem modernen Bau ein "Zentrum für Physik und Medizin" ansiedeln. Und nördlich der "Hupfla" soll ein weiteres TRC-Gebäude entstehen.

So soll, wie es in den Stadtratsunterlagen heißt, mit dem "Zentrum für Physik und Medizin" ein Forschungszentrum von weltweit herausragender wissenschaftlicher Bedeutung angesiedelt werden. "Die wenigen vergleichbaren Projekte, die weltweit existieren, zeigen, dass ein solches Zentrum nur dann wissenschaftlich funktioniert, wenn es wirklich in unmittelbarer Nachbarschaft zu weiteren patienten- und forschungsbezogenen Einrichtungen liegt."

In der heutigen Stadtratssitzung erhält der Klinikumsdirektor Gelegenheit, die Bedeutung der Uniklinik auch im Hinblick auf den Bereich Wissenschaft und Forschung darzulegen. "Wie Sie wissen, ist es für wissenschaftliche Institute wichtig, dass sie wachsen", hatte er bei der Pressekonferenz vor einer Woche bereits betont. "Ohne Wachstum keine weitere Entwicklung, ohne Entwicklung Stillstand." Was das Max-Planck-Institut vorhabe, sei in den Räumen der "Hupfla" nicht möglich, moderne Forschung zu betreiben nicht realistisch.

Genau hier setzt — quasi in Vorwegnahme — ein Brief an, den Pia Tempel-Meinetsberger, 1. Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, noch vor Weihnachten an alle Stadtratsfraktionen geschickt hatte. "Die Unikliniken brauchen jede Chance zur Weiterentwicklung für Forschung und Medizin", heißt es darin. Und wie könnte man dieses Vorhaben konkret mit dem Denkmalerhalt und einer zukünftigen Lern- und Gedenkstätte zusammenbringen?

Hier gäbe es eine letzte Möglichkeit, um den "Neustart"-Knopf zu drücken, schreibt Tempel-Meinetsberger. Es sei nicht zu spät, alles zusammen unter einen Hut zu bringen — mit dem "Kommunalen Denkmalkonzept". Mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz können Kommunen unter Einbeziehung aller betroffenen Akteure einen Plan für konkrete Maßnahmen erarbeiten und umsetzen. Im Stadtrat diskutiert wurde diese Empfehlung des Heimat- und Geschichtsvereins bisher noch nicht.

Unterdessen sammeln Bürger weiter Unterschriften für den (kompletten) Erhalt der "Hupfla". Auch der Baukunstbeirat zeigt sich inzwischen interessiert an der Sache.

Bernd Nürmberger, einer der Initiatoren der Unterschriftenliste, glaubt, dass es geradezu die Pflicht von Stadt und Freistaat ist, ein Denkmal dieser Güteklasse für spätere Generationen zu erhalten. Die Universität könnte den schlossähnlichen Altbau als Vorteil beim Wettbewerb mit der neuen Universität in Nürnberg ansehen, sagt er. International geschätzte Universitäten wie Oxford und Harvard seien stolz auf ihre historischen Gebäude. Für neue Forschungsgebäude gebe es auf dem Areal noch anderen Platz.

EVA KETTLER

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