Erlanger Einblicke in die Welt der Sammler

5.10.2015, 06:00 Uhr
Erlanger Einblicke in die Welt der Sammler

© Harald Sippel

Der Termin hätte für Reinhard Grimmer nicht passender sein können. Ausgerechnet am gestrigen Sonntag, kurz nach dem Tag der Deutschen Einheit, steht der pensionierte Lehrer und Schulrektor vor einer Vitrine im Erlanger Stadtmuseum – gefüllt mit Erinnerungsstücken an seine Eltern.

1959 hat die Familie ihre Heimat in der damaligen DDR verlassen, einen Ort in der Nähe von Halle, und ist in den Westen geflohen, zwei Jahre vor dem Mauerbau. „Sie hatten zu diesem Zeitpunkt schon damit begonnen, Sachen zu sammeln“, erzählt der 66-Jährige, „aber auf die Reise ins Ungewisse konnten sie natürlich nichts mitnehmen“. Mit nichts sind sie in Erlangen angekommen, erzählt der frühere Pädagoge, „so wie die Flüchtlinge, die in unserem Land nun Schutz suchen“.

Wohl als Zeichen für Beständigkeit und zugleich einen Neuanfang, sammeln die Grimmers in der Hugenottenstadt weiter. Sie umgeben sich mit schönen Dingen — vor allem mit Porzellan und Vasen. Einige hat der Sohn für die (wie berichtet) einmalige Aktion mit dem Titel „Geliebte Dinge“ ins Stadtmuseum mitgebracht: „Es ist ein Stück Heimat- und Fluchtgeschichte mit aktuellem Bezug.“

Skipässe aus Tirol

Viele Erinnerungen verbindet auch Almut Kiesewetter mit ihren mitgebrachten Gegenständen. Die 61-Jährige hat dutzende Skipässe aus Serfaus in Tirol vor sich liegen, die ältesten stammen aus den 1960er und 70er Jahren.

Damals waren die Karten mit Fotos versehen, die die Betreiber mit der Person verglichen. Heute lesen Computer die Berechtigungsscheine, dafür braucht es keine Bilder. „Ich sehe an den Aufnahmen, wie sich die Mode verändert hat und ich älter geworden bin.“ Die Sammlung ist mehr als ein persönliches Antiquariat. „Man merkt die Entwicklung des Skigebiets, von zehn Skiliften 1973 mit zwei Millionen Nutzern pro Winter auf 35 mit mehr als zehn Millionen Menschen in der vergangenen Saison.“

Persönliche Erlebnisse und viel Zeitgeschichte präsentiert auch Harald Rosteck. Der 58-Jährige ist seit 1966 mit Herz und Seele Pfadfinder. Hunderte Abzeichen, Wimpel, Fahnen und Tassen hat der Erlanger bei Treffen und Zeltlagern gesammelt, darunter eigens gefertigte Teller und Kartenspiele mit Pfadfindermotiven. „So etwas gibt es nicht mehr; welches Kind spielt noch mit Karten?“

Oliver Mechow (49) wurde ebenfalls früh von einer echten (Musik)Leidenschaft erfasst: 1972 bekam der Erlanger die LP „Made in Japan“ von Deep Purple in die Hände.

Seitdem will er alles haben, was mit Hardrock zu tun hat: Alben, Autogramme („jedes selbst erkämpft“), Tickets oder bei Konzerten Gitarrenplecktren und Drumsticks der Musiker. Noch nie hat er ein Stück verkauft: „Das macht kein Sammler.“

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