Erlanger Erstklässler lernen Englisch

25.11.2015, 13:15 Uhr
Erlanger Erstklässler lernen Englisch

© Harald Sippel

„Good morning, Mrs. Schormann.“ Das morgendliche Begrüßungsritual in der Klasse 1a der Loschgeschule läuft ganz ähnlich ab wie in vielen anderen ersten Klassen. Mit einem Unterschied: Es wird Englisch gesprochen. „Good morning, everybody“, begrüßt Lehrerin Heike Schormann ihre Schüler. So wie es auch ihre Kollegin Silvia Eder an der Grundschule in Niederndorf tut.

Allerdings befinden wir uns hier nicht im Englischunterricht — der ist, mit zwei Wochenstunden, in Bayern im Lehrplan erst ab der dritten Klasse vorgesehen —, sondern in bilingualen Klassen. Die Loschgeschule in Erlangen und die Cuntz-Reyther-Schule in Niederndorf sind die beiden einzigen Schulen in Mittelfranken, in denen in einer Eingangsklasse in den Fächern Kunst, Musik und Sport sowie an geeigneter Stelle auch in anderen Bereichen des Unterrichts Englisch gesprochen wird. 19 weitere Schulen in Bayern nehmen an dem in diesem Schuljahr gestarteten Modellversuch teil.

„Wir haben das Klientel für bilingualen Unterricht“, sagen unisono die beiden Schulleiter Harald Egelseer und Helmut Reinbold. Erlangen und Herzogenaurach seien international geprägte Städte. Durch Firmen wie Siemens, Adidas und Puma kommen englischsprachige Familien, hiesige Familien wiederum sind darauf ausgerichtet, dass sie irgendwann einmal ins Ausland gehen. Und in wieder anderen Familien sind die Eltern auch ohne eigene Auslandsambitionen davon überzeugt, dass das frühzeitige Erlernen von Englisch ihre Kinder am besten auf die Zukunft vorbereitet.

So sitzen nun Kinder nebeneinander, deren Muttersprache Englisch ist, die bereits einen bilingualen Kindergarten besucht haben oder die bisher eher wenig oder sogar noch nie damit zu tun hatten. Die Nachfrage nach den bilingualen Klassen war jedenfalls in beiden Schulen groß. „Von vier Eingangsklassen hätte ich drei bilingual machen können“, berichtet der Rektor der Loschgeschule Harald Egelseer. Es ist, da es sich um einen Modellversuch handelt, nur eine geworden, genauso wie in Niederndorf. Dort ist die Grundschule zweizügig, und damit war die Voraussetzung zur Teilnahme erfüllt — die Eltern konnten zwischen bilingualer und herkömmlicher Klasse wählen.

Im Grundschulalter falle es Kindern noch leicht, intuitiv Sprachen zu lernen, sagt Schulrätin Ottilie Werner. Wichtig sei, dass die Muttersprache gesichert erlernt worden sei. In den bilingualen Klassen wird in den Fächern Deutsch, Mathematik und im Sachunterricht überwiegend Deutsch gesprochen. Dadurch sei der deutsche Spracherwerb gesichert, sagen die Rektoren der beiden Schulen. Der Lehrplan sei zudem der gleiche wie in den anderen Klassen.

Die „Vereinigung der bayerischen Wirtschaft“ unterstützt den Versuch. Deren Präsident Alfred Gaffal meint dazu: „Englischkompetenzen sind eine wichtige Voraussetzung, um sich in der international geprägten Lebens- und Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts zu behaupten.“

Wenn Heike Schormann zwei Handpuppen, einem Koala und einem Känguru, ihre Stimme leiht und auf Englisch mit ihren Schülern redet, klingt das authentisch.

Die Grundschullehrerin hat im Hauptfach Englisch studiert und darüber hinaus mehrere Jahre in Australien gelebt. „Die Idee ist, dass die Kinder einem Sprachbad ausgesetzt sind und die Sprache sprechen, ohne zu übersetzen“, sagt sie. Und sie meint: „Dies ist ein wunderbarer Zugang zum Englischen“. Denn Kinder in diesem Alter hätten Spaß an der Sprache. Und der bilinguale Unterricht könne ein Beitrag dazu sein, dass Kinder lernen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

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