Erlanger Goldschmied fertigt wunderschönen Schmuck

25.8.2016, 13:00 Uhr
Ein Goldschmied braucht Geduld und Talent, um schöne Schmuckstücke fertigen zu können.

Ein Goldschmied braucht Geduld und Talent, um schöne Schmuckstücke fertigen zu können.

In dieser Werkstatt arbeiten alle auf Augenhöhe mit ihrem Werkstück. Auch Maximilian Linder. Er sitzt auf einem alten Bürodrehstuhl ganz dicht vor der Werkbank. Keine gewöhnliche Werkbank. Sie sieht vielmehr aus wie ein antiker Apothekertisch aus altem Holz mit vielen kleinen Schubladen auf beiden Seiten. Pinzetten und andere filigrane Werkzeuge sind auf der Oberfläche verstreut. Auf Kniehöhe hängt eine Schürze aus Leder. In der Mitte auf einem Vorsprung liegt ein glänzender Silberring, Zentimeter vor den Augen des Handwerkers.

Linder ist Goldschmied. Der Arbeitsplatz ist typisch für seine Zunft. Gleiches gilt für seine Hände: Die Finger sind rußig, schwarz gefärbt und unter den Nägeln sammelt sich der dunkle Staub. „Goldschmied ist ein schmutziger Beruf.“ Manche denken, es sei vor allem eine künstlerische Tätigkeit. „Doch das Handwerkliche, das Technische steht im Vordergrund.“ Überall in der Werkstatt ist es staubig, nur das polierte Gold und das Silber glänzen. Zimperlich darf man nicht sein, die Arbeit mit Feuer gehört zum Alltag.

Das Schmuck-Design übernehmen andere, zudem haben die Kunden in der Regel exakte Vorstellungen von dem, was der Schmied für sie anfertigen soll. Genau das ist auch die Herausforderung. „Der Beruf ist sehr vielseitig, das macht mir Spaß“, sagt der 25-Jährige. „Kein Stück gleicht dem anderen. Es sind zwar ähnliche Arbeitsschritte, aber für jedes Problem muss man eine neue Lösung suchen.“ Deshalb gibt es verschiedene Werkzeuge in allerlei Größen.

Gerade arbeitet Linder an einem silbernen Draht, einem kleinen, runden Stäbchen. Vor wenigen Minuten noch hatte das Material in völlig anderer Form auf dem Schreibtisch gelegen, ein dicker, matter Silberring. In einer herkömmlichen Pfanne hat der Goldschmied das Schmuckstück mit einem Lötkolben eingeschmolzen. 4000 Grad heiß wird das Silber, aus dem harten, reinen Material wird eine flüssige, rote Masse.

Diese gießt Linder in eine Metallform, heraus kommt der kleine Stift, den der Goldschmied Draht nennt. Mit Hilfe einer Ziehbank wird das Silber dünner und länger. Dann rollt er es um einen Punzen herum, ein längliches Stück Werkzeugstahl, das es in allen Finger-Größen gibt. Aus dem Draht formt er eine Spirale, und wenn er diese durchsägt, dann entstehen mehrere dünne Ringe. Jeder einzelne Handgriff wirkt dabei so routiniert, als würde er ihn schon Jahrzehnte lang genau so machen.

Tatsächlich hat Linder seine Ausbildung zum Goldschmied vor sieben Jahren begonnen. Schon als Kind war er immer in der Werkstatt seiner Mutter Ute Linder gewesen. Seit fast 20 Jahren befindet sich diese in der Inneren Brucker Straße, zu Beginn war sie in der Friedrichstraße. Sechs Mitarbeiter haben die Linders, zwei davon sind Auszubildende. Auch um sie kümmert sich Sohn Maximilian. Das Handwerk der Familie fortzuführen, war für ihn „natürlich“. Etwas Anderes konnte er sich nicht vorstellen. Außerdem hat er Talent, das man für diesen Beruf ebenso braucht wie Geduld.

Erlanger Goldschmied fertigt wunderschönen Schmuck

Denn bis aus einem Draht ein wunderschöner Ring entsteht, dauert es im Durchschnitt sechs Stunden. Wenn ein Stein in einer Fassung dabei ist, bis zu zwei Tage. Wirklich hübsch wird das Schmuckstück erst durch einen Stein. Und hier wird’s kompliziert. Die wenige Millimeter kleine Fassung stammt aus einer deutschen Gießerei, den Stein hineinsetzen und das Ganze mit dem Ring verbinden, muss Linder selbst.

Der Goldschmied fühlt, ob es wackelt, und sieht, ob es gerade sitzt. Aus dem Lötkolben, diesmal mit einem feineren Aufsatz, strömt die Hitze, Fassung und Ring verbinden sich. „Es muss 100-prozentig gerade sein“, sagt Linder. Das kann Stunden dauern, in denen er auf dem Drehstuhl sitzt, den Rücken leicht nach vorne gebeugt, die Augen ganz dicht am Werkstück dran.

Goldenes Skateboard

Nicht jeder Goldschmied kann derartige Fassungen bearbeiten. „Fasser ist noch einmal eine eigene Ausbildung.“ Linder hat diese auch. Deshalb setzt er den halben Karat großen Topas auch selbst ein. Am Ende fertigt er einen Ring im Tiffany-Stil. „Einfach ist das nicht.“ Später aber zeigt der Handwerker Schmuckstücke mit noch winzigeren Steinchen. Um diese einsetzen zu können, arbeitet er mit einem Mikroskop. Ansonsten meist unter einer Lupe.

„Das Gute ist, man sieht, was man geschaffen hat“, sagt Linder. Er selbst mag Schmuck ebenfalls gerne, trägt in der Werkstatt eine goldene Kette mit einem dunklen Stein. Aus einem roten Tütchen zaubert er eine weitere, wesentlich filigranere Goldkette. Daran hängt ein goldenes Skateboard mit glitzernden Steinchen als Rollen.

„Wenn ich beide umhänge, sind die Längen aufeinander abgestimmt.“ Am Finger trägt er meist einen großen Goldring, am Handgelenk eine Uhr. Die Arme sind tätowiert. Linder mag das Schöne, das Glänzende, doch seine schwarzen Fingerspitzen verraten ihn. Als Goldschmied hat er vor allem: einen schmutzigen Beruf.

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