Erlanger haben Kopfzerbrechen im Tabellenkeller

17.1.2017, 17:25 Uhr
Erlanger haben Kopfzerbrechen im Tabellenkeller

Oben auf der Tribüne wurde gerade die nächste Kanne Kaffee gekocht, die Raucher kamen durch das schmale Treppenhaus zurück in die Halle gestapft, die Spieler formten einen kurzen Motivationskreis, Trainer Jochen Heimpel verschränkte hinter der Wechselbank erwartungsvoll die Arme – da ahnte noch niemand, dass nun, zu Beginn der zweiten Hälfte, das Unheil über den Turnerbund hereinbrechen würde. Minuten, in denen die Gäste aus Hanau aus einem 2:2 ein vorentscheidendes 4:2 machen würden – vorentscheidend deshalb, weil die junge Erlanger Mannschaft sich von zwei Gegentoren schnell völlig verunsichern ließ.

„Ja“, sagte auch Jochen Heimpel später, als die 4:5-Niederlage von der Anzeigentafel herableuchtete, „der Beginn der zweiten Hälfte, das war heute der Knackpunkt“. Viel vorgenommen hatten sie sich beim Turnerbund, doch am Ende waren die Hände leer und die Gesichter lang.

Es feierte Hanau, das nicht besser gewesen war an diesem Samstagnachmittag in der Sponselhalle, einem frostigen Tag, draußen schickten die Wolken wilden Schneefall. Nein, sie waren einfach cleverer. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen“, ärgerte sich Heimpel, der sich einen Befreiungsschlag erhofft hatte von seiner Mannschaft.

Knackpunkt zweite Halbzeit

Doch erst traf die das Gästetor zu selten, dann kam sie durch die beiden schnellen und einfachen Gegentore ohne viel Widerstand nach dem Wechsel von ihrer taktischen Linie ab. „Wir haben umgeschaltet auf Freistil-Hockey“, bemängelte der Trainer, der schon wieder die fehlenden Führungsqualitäten seiner erfahrenen Spieler kritisieren musste.

Gut, der älteste weilt nach wie vor in Australien im Jahresurlaub, doch auch Daniel Gürtlers Mitstreiter — wie Ex-Bundesligaspieler Thomas Mengin — verausgabten sich vor allem in unorthodoxem Hockey und in Diskussionen mit den Unparteiischen. „Da hätte ich mir gewünscht, dass sie mehr Ruhe hereinbringen, anstatt die Hektik noch größer zu machen“, gestand Heimpel.

Doch so war es: Wilde Läufe, hitzige Diskussionen und waghalsige Pässe fachten die Unruhe in den eigenen Reihen an wie Zugluft ein Kaminfeuer. Dazu kam, dass Mengin der einzige Spieler war, von dem in der Offensive so etwas wie Gefahr ausging. Das machte das Verteidigen für Hanau einfach. Reihenweise kurze Ecken wurden vergeben – eine krachte an den Pfosten, die letzte, als schon die Sekunden von der Uhr rannen und Kapitän Lukas Bernet als sechster Feldspieler den Torhüter ersetzte, verpuffte kläglich im Anspiel.

„Ich bin ratlos“

„Ich bin ein bisschen ratlos“, gestand Thomas Mengin hinterher, als er abgekämpft an einer Wand des Geräteraums kauerte, „wir hatten uns eigentlich so toll vorbereitet, ein gutes Turnier in Leipzig gespielt. Und dann ist alles, was wir uns erarbeitet haben, plötzlich weg.“ Schwarzmalen, findet Trainer Heimpel, darf man nun dennoch nichts, dafür sei das Restprogramm zu wichtig: „Es ist aber auch falsch, uns daran zu klammern, dass wir fünfmal eigentlich besser waren. Jetzt ist es eiskalter Abstiegskampf, den müssen wir annehmen.“

Fünf Punkte muss Erlangen in vier Spielen auf Hanau aufholen, keine unmögliche, aber eine ambitionierte Aufgabe. „Ein bisschen Angst habe ich schon vor dem Abstieg“, gestand Mengin noch, „aber ich weiß, dass wir eigentlich gut genug sind, die Klasse zu halten.“ Dafür aber muss der Turnerbund aufhören, sich selbst zu besiegen und auch im Falle eines Rückstands kühlen Kopf bewahren: „Zwei Tore Rückstand sind im Hallenhockey gar nichts. Da müssen wir den Mut entwickeln, unser Ding weiter durchzuziehen“, findet Heimpel. Dann klappt es auch noch mit dem Klassenerhalt.

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