Erlanger Handballer zwischen Arena und Derby

27.3.2018, 11:30 Uhr
Harte Arbeit in der Hiersemannhalle: Florian Wagner hatte in der Deckung gemeinsam mit Johannes Bayer (kleines Bild) mit Gary Hines viel Mühe.

Harte Arbeit in der Hiersemannhalle: Florian Wagner hatte in der Deckung gemeinsam mit Johannes Bayer (kleines Bild) mit Gary Hines viel Mühe.

Weniger als 24 Stunden vorher hatte er noch in der tobenden Arena auf der Ersatzbank gesessen, nun musste er sich mit dem Vorletzten der dritten Liga herumschlagen. Florian Wagner hat ein anstrengendes Wochenende hinter sich. Zumindest aber gab es dabei einen Derbysieg, wenn auch keinen glanzvollen. "Gegen Bad Neustadt war es ein kampfbetontes Spiel. Ein Derby ist immer mit viel Körpereinsatz, da muss man dagegenhalten", sagt Wagner.

Schöne Doppelbelastung

Für ihn galt das ganz besonders: Am Kreis immer in der Mangel des Gegners, in der Deckung immer am Ackern. Nur in der zweiten Halbzeit gönnten die Trainer dem 22-Jährigen kurze Pausen. Dann saß der Mittelmann erschöpft auf der Bank. Der Körper litt, das Knie — im vergangenen Sommer operiert — zur Vorsicht getapet, Schweißtropfen perlten von der Stirn hinab.

"Es wird viel versucht, die Belastung in Grenzen zu halten", sagt Wagner, der selbst keinen Profivertrag hat, sondern ambitioniert Handball neben dem Studium spielt. "Ich habe vergangene Woche oft trainiert, es ist eine Doppelbelastung." Die ist in erster Linie natürlich schön. Wagner war am Wochenende nicht nur Sonntag bei der U23 dabei, sondern stand auch Samstagabend im Kader des Bundesliga-Teams

Wäre die Partie gegen Göppingen nicht so eng gewesen, hätte er, als Ersatz für den verletzten Jan Schäffer, erste Einsatzzeiten in der Arena bekommen können. So aber blieb Wagner beim 28:29 60 Minuten auf der Bank. Für den Handballer war es trotzdem immer etwas besonderes: "Die Atmosphäre ist Wahnsinn, wobei man sagen muss: Das bekommen wir hier auch ganz gut hin, vor allem in Derbys. Diese Hiersemannhalle ist etwas Cooles mit viel Nostalgie."

Über die Bundesliga sagt Wagner: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal erleben darf." In der Arena hat es bislang noch nicht für einen Einsatz gereicht, dafür aber in Kiel. Dort war der 22-Jährige im vergangenen Auswärtsspiel des HCE für zwei Minuten zum Einsatz gekommen, als Nicolai Theilinger eine Zeitstrafe kassiert hatte. "Da ist man schon nervös davor", sagt Wagner. "Im ersten Moment schaut man nur, dass man keinen Fehler macht. Es gibt schlechtere Orte für ein Bundesliga-Debüt."

Trotzdem muss der Kreisläufer auch in der dritten Liga seine Leistung bringen, manchmal, wie am Wochenende, an zwei Tagen hintereinander wach sein für ein neues Handballspiel. Ein Problem sei das nicht: "Vor dem Spiel hat man so viel Adrenalin." Insgesamt aber konnten die Erlanger gegen Bad Neustadt nicht überzeugen. "Die Einstellung hat gepasst. Jeder, der hier aufs Feld geht, hat 110 Prozent Lust drauf", meint Wagner. "Doch bei uns war viel nicht auf den Punkt gespielt. Der Angriff ist ausbaufähig."

Auffällig war zudem eine hohe Eigenfehlerquote. "Das sind technische Fehler, Konzentrationsmängel. Viele waren bei uns irgendwann kaputt" — auch Florian Wagner und Johannes Bayer. Beide spielen schon seit der B-Jugend zusammen, und beide sind aktuell im Doppeleinsatz. "Irgendwann merkt man, dass die Beine müde werden. Aber das versucht man einfach wegzudenken und sich durch positive Aktionen im Spiel wieder zu erholen", sagt Wagner.

Gegen die Unterfranken erreichte lange Zeit nur Michael Haßferter Top-Niveau, der Torwart hielt den HCE im Spiel. Erst in der Schlussphase schalteten dann auch seine Feldspieler einen Gang hoch. "Gegen Bad Neustadt ist es immer schwer", sagt Wagner. "Mit Gary Hines haben sie auch einen Nationalspieler dabei." Der US-Amerikaner brachte die Erlanger Abwehr tatsächlich immer wieder in Verlegenheit, erzielte dank seiner Sprungkraft leichte Tore.

Für einen Auswärtssieg hat es dennoch nicht gereicht, weshalb wohl auch HCE-Coach Tobias Wannenmacher nicht allzu kritisch sein wollte nach der Partie. "Du merkst, wenn die Jungs nicht ganz bei der Sache sind", sagt er. "Aber wir haben uns super heraus gekämpft. Die anderen mussten, wir können. Es war nicht schön, aber erfolgreich." Für Florian Wagner hingegen war das Wochenende beides: schön und erfolgreich.

HC Erlangen U23: Haßferter, Walzik; Hoffmanns (1), Bayer (2), Neuß, Wunder (1), Lux (2), Wagner (3), Walz (5), Schletterer (5), Hayn, Halota (2/1), Müller (2), Wenzel (1).

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