Erlanger kassieren zwei Knockouts zu viel

26.4.2017, 06:00 Uhr
Erlanger kassieren zwei Knockouts zu viel

© Foto: Anestis Aslanidis

Das erste Heimspiel der Lacrosse-Mannschaft in der ersten Bundesliga Süd steht an. Wie die leeren Tribünen zeigen, scheint dieser Sport noch recht unbekannt zu sein. Doch das spannende Spiel beweist: Lacrosse hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Peter Wittmann, der Trainer und zugleich Spieler der Tribesmen, hat sich netterweise ein wenig Zeit genommen, um den Laien aufzuklären, was einem dieser Sport eigentlich abverlangt.

"Lacrosse vereint viele Sportarten. Es geht sehr viel um Geschicklichkeit, gerade weil man den kleinen Ball in der Luft fangen muss. Zudem braucht man auch Schnelligkeit. Man sagt, es ist der schnellste Mannschaftssport auf zwei Beinen." Ähnlich wie Eishockey. "Außerdem ist es ein harter Vollkontaktsport." Und von Härte kann man allemal sprechen, denn auf dem Großfeld geht es ganz schön zur Sache.

Die Taktik ähnelt dem Basketball, nur dass man im Angriff auch hinter dem Tor herumspielen darf — wie beim Eishockey. Die Ausrüstung der Spieler erinnert an American Football, der Körper ist gut geschützt und ein Helm mit Gitter verdeckt das Gesicht. "Bei uns geht es aber mehr um Geschick als um Taktik", sagt Wittmann. Von Beginn an sind die Tore gnadenlos umkämpft. Ziel ist es, den winzigen Ball ins Gehäuse der gegnerischen Mannschaft zu bringen.

Besonders die Tribesmen starten überraschend aggressiv ins Spiel. Ehe man sich versieht, liegen sie bereits in Führung. Die ersten zwei Tore fallen innerhalb der ersten Minuten. Die Stuttgarter scheinen eingeschüchtert und die Tribesmen strotzen nach diesem starken Auftritt vor Ehrgeiz.

"Wir müssen über den Kampf kommen"

Für einen Neuling ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig. Vor allem das Nachjagen des Balles und die Verteidigung erinnern zwischendrin an Rangeleien auf dem Schulhof. Dennoch muss man zugeben: Die Dynamik des Spieles ist um einiges reizvoller als manch anderer Sport. Hier passiert wenigstens etwas. Und das scheint auch weiteren Leuten aufzufallen. Je länger das Spiel dauert, desto mehr Zuschauer versammeln sich auf wundersame Weise.

Doch was so gut begonnen hat, lässt ab der zweiten Spielhälfte deutlich nach. Bereits zu der Halbzeit liegt Stuttgart knapp in Führung. Dennoch scheinen die Tribesmen ihren Kampfgeist keineswegs aufgegeben zu haben.

Mittelfeldspieler Tim Erb ist dennoch zuversichtlich: "Wir müssen die Intensität hochhalten. Die ist ein bisschen verloren gegangen. Wir müssen gegen dieses Team über den Kampf kommen." Spielerisch sind die Schwaben, neben München die Favoriten auf die Playoffs, besser. "Aber wir haben jetzt noch die letzten vierzig Minuten, da müssen wir auf jeden Fall alles herausholen."

An sich aber, sagt Erb, "spielen wir gut". Zudem rechnet sich sein Team einen Vorteil aus, da Stuttgart zwei Spielmacher, die für die Pässe zu ihren Mitspielern zuständig sind, fehlen. Doch was folgt, ist Ernüchterung. Der starke Beginn nützt nichts, die Erlanger können das Niveau nicht halten. Die Anspannung, den Rückstand aufholen zu müssen, merkt man den Tribesmen an.

Durch viele riskante Pässe häufen sich die Ballverluste. Kurz vor dem Ende dann der Knockout: Florian Baat stößt mit dem Kopf mit dem Gegner zusammen und liegt regungslos am Boden. Als der Sanitäter kommt, kann er sich jedoch wieder aufraffen und verlässt noch leicht benommen das Spielfeld. Und als wäre es nicht genug, müssen die Tribesmen dann noch einmal einstecken: Tim Erb knickt um und muss ebenfalls ausgewechselt werden. Stuttgart gewinnt letztlich mit 8:4.

Doch trotz der Niederlage lassen sich die Erlanger nicht unterkriegen. Trainer Wittmann blickt optimistisch nach vorne. Sein Fazit: "Wir müssen ruhiger spielen, obwohl wir im Rückstand sind." Das gilt auch für die Restsaison: Mit sechs Punkten sind die Erlanger aktuell Letzter, aber bis auf Stuttgart (27 Punkte) und München (21) sind noch alle Teams in Reichweite. Rang drei und die Playoff-Teilnahme ist drin. Dafür, das ist sicher, werden die Tribesmen bis zum Ende kämpfen.

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