Erlanger können illegale Waffen völlig straffrei abgeben

11.1.2018, 06:00 Uhr
Erlanger können illegale Waffen völlig straffrei abgeben

© Sven Hoppe/dpa

Das anvisierte Ziel ist klar: Weniger Waffen in den Wohnzimmerschränken der Bürger. Und der Weg dorthin geht jetzt über ein Jahr Straffreiheit für alle, die es freiwillig tun. So jedenfalls hat es der Bundestag beschlossen. Im Alltag dafür zuständig ist unter anderem die Polizei Erlangen. Natürlich gibt es in der hiesigen Dienststelle eine kleine Waffenkammer. Fest verschlossen und gesichert. Dort werden jene Waffen deponiert, die von Bürgern abgegeben worden sind. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 29 Schusswaffen - legale und illegale aus Stadt und Landkreis.

Darunter elf "scharfe Waffen", wie Markus Weber, stellvertretender Kommissariatsleiter bei der Kripo Erlangen, weiß. Ansonsten Schreckschusspistolen, Luftgewehre zudem noch "unzählige Munition verschiedenen Kalibers". Etwas aus der Reihe gefallen ist bei all dem ein alter Karabiner. Auch diese Langwaffe stammt - wie nahezu alle anderen - aus einem Nachlass, mit dem sich die Erben wohl nicht so recht anfreunden wollten. Sämtliche Waffen werden erst eine Zeit lang aufbewahrt, bevor sie nach München ins Landeskriminalamt transportiert werden. Diese Aktion geht mehrmals im Jahr über die Bühne. Dort werden schließlich jene Schießprügel und Co. final vernichtet. Bevor sie jedoch diesen letzten Weg antreten, wird genau "geprüft, ob sie womöglich aus einer Straftat stammen", erläutert Weber.

Elektroschocker als Taschenlampe

Die meisten Bürger bringen ihre Waffen selbst bei der Polizei vorbei. Sollte jedoch jemand höchste Bedenken oder gar Angst haben, seine Knarre quer durch die Stadt hin zur Wache zu transportieren, genügt ein kurzer Anruf. Die Polizei agiert dann durchaus entgegenkommend und fährt mit einem Streifenwagen vor - "das wird natürlich gemacht", versichert Markus Weber. Offenbar lässt man sich auch beim Erfinden von Waffen immer wieder Neues einfallen. Unlängst musste sich der Erlanger Kripo-Mann mit einem handlichen Elektroschocker befassen, der quasi gut getarnt als Taschenlampe daherkommt. Ebenfalls mit einem Elektroschockgerät hatte man es auch schon mal auf dem Landratsamt zu tun, weiß Hannah Reuter, dort selbst Sachgebietsleiterin und Pressesprecherin. Was viele nicht so wissen: Auch Elektroschocker und manche Messer fallen ebenso unters Waffengesetz. Allein deren Besitz ist strafbar.

Ansonsten gestaltet sich die Situation auf der Kreisbehörde am Marktplatz ganz ähnlich wie bei den Erlanger Gesetzeshütern. Auch dort gibt es eine kleine Waffenkammer, in der jene 42 Waffen zwischengelagert werden, die seit Anfang Juli 2017 abgeliefert worden sind. Schreckschusspistolen, Revolver, Pistolen, Kleinkalibergewehre - letztlich nichts Kurioses. Auch sie stammen meist aus Haushaltsauflösungen, Nachlässen oder Funden. Und für sie ist das LKA München ebenfalls Endstation.

"Überwiegend aus Erbschafts-Nachlässen"

Das zahlenmäßig wohl größte "Waffenarsenal" kam im Rathaus zusammen. Ein Tresor für kleinere Waffen, ein gesicherter Raum für die größeren - dort werden die insgesamt 51 Waffen, die seit Juli 2017 bis Jahresende beim Bürgeramt abgegeben worden sind, vorübergehend aufbewahrt. 15 illegale und 36 legale, so Gabriele Linder, Leiterin der Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Dabei ist die ganze Palette geboten: Langwaffen, Kurzwaffen, Pfeffersprays als Lippenstifte "verkleidet", einige Säbel, Schwerter und nicht zuletzt "sehr viel Munition", genau 2533 Patronen. Und wie gehabt stammt das Ganze wieder "überwiegend aus Erbschafts-Nachlässen", so Gabriele Linder. Kriegswaffen waren diesmal nicht dabei.

Zuweilen werden Stichproben gemacht. Dann tauchen Verwaltungsmitarbeiter unangemeldet bei Waffenbesitzern auf und schauen nach, ob die Flinten, Pistolen und Sonstiges auch vorschriftsmäßig aufbewahrt werden. Bei solchen Kontrollen wird den städtischen Mitarbeiten dann auch schon Mal die eine oder andere Waffe zum Entsorgen in die Hand gedrückt. Ansonsten kommen die Leute ins Rathaus und liefern die Dinger dort selber ab. Für Leute, die sich das nicht trauen, greift gleichsam der hauseigene Service: "Wir holen die Waffen auch häufig ab", so Gabriele Linder. Späterhin finden diese abgerüsteten Gegenstände in München oder auch in Nürnberg allesamt ihr gemeinsames Ende.

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