Erlanger Markt wird belebter und beliebter

26.3.2017, 06:00 Uhr
Erlanger Markt wird belebter und beliebter

An diesem Freitagmorgen ist kurz nach neun Uhr auf dem Markt längst Leben eingekehrt. Etliche Händler haben ihren Stand schon eröffnet, nur einzelne sind noch mit den letzten Handgriffen befasst, auch die ersten Kunden sind mit ihren Tüten schon unterwegs. Am Stand von Obst- und Gemüsehändler Bernhard Engelhardt etwa haben schon fünf Besucher ihre Einkäufe hinter sich. Auch an weiteren Ständen stehen Kunden um diese frühe Uhrzeit fast schon Schlange.

Die neue Kernzeit des Wochenmarktes kommt an. Seit Anfang des Jahres gibt es für die Erlanger Marktbeschicker erstmals feste Öffnungszeiten: Wer auf dem Markt Ware anbietet, ist nun verpflichtet an seinen aktiven Tagen auch zwischen neun und 14 Uhr da zu sein. Der Markt selbst hat von Montag bis Samstag offen.

Der Wunsch nach einem geregelten Ablauf sei aus den Reihen der Beschicker selbst gekommen, berichtet Petra Zerrahn, Leiterin des Sachgebietes Märkte, Kirchweihen und Gewerbeangelegenheiten des Ordnungs- und Straßenverkehrsamtes der Stadt Erlangen. "Bisher sind die Händler einfach irgendwann zwischen sieben und 20 Uhr gekommen", sagt sie, "das hat eine gewisse Unruhe ergeben." Natürlich könnten die Beschicker auch jetzt früher anfangen und länger bleiben, nur müssten eben die fünf zentralen Stunden auf jeden Fall besetzt sein.

Was aber, wenn jemand diese Bedingung nicht erfüllt? "Dann wird derjenige zunächst mündlich, dann schriftlich ermahnt und muss im schlimmsten Fall ein Bußgeld bezahlen." Schließlich akzeptiere jeder angemeldete Händler mit Standlizenz die gültige Marktsatzung. Wer die Vorschriften nicht beachte, handle ordnungswidrig, erklärt Zerrahn.Bisher sei es aber nur einmal vorgekommen, dass ein Händler auf sein verspätetes Eintreffen angesprochen worden sei. 

Wer sich unter Marktbeschickern umhört, stellt fest: Die Händler begrüßen die festen Zeiten. Obst- und Gemüsehändler Bernhard Engelhardt beispielsweise sieht in den festen Öffnungszeiten nur Vorteile: "Die Kunden wissen jetzt genau, wann die Stände da sind." Zudem komme es dem gesamten Markttreiben zugute, wenn zu den vorgeschriebenen Zeiten möglichst viele Händler auf dem Schloss- und Marktplatz stehen. "Das sieht nicht nur gut aus", sagt Engelhardt, "sondern zieht auch die Kunden an." Der Markt werde somit attraktiver.

Eine Aufwertung ist auch das erklärte Ziel von Marktbeschickern und Stadt. Auf dem Weg dorthin sind die Kernzeiten ein Element, eine groß angelegte Umgestaltung ein weiteres. Von den anfänglichen Plänen, die unter vielen Markthändlern für großen Unmut gesorgt hatten, ist wenig übrig geblieben. So war etwa angedacht, die Stände vom Schlossplatz alle auf dem Marktplatz zu konzentrieren.

Jetzt aber gibt es das genaue Gegenteil: Nicht nur, dass die Markthändler vor dem Schloss bleiben, es kommen sogar noch mehrere hinzu. "Wir wollen das Sortiment mit zusätzlichen Ständen erweitern", erläutert Zerrahn.

Der Ausbau der Infrastruktur wie zusätzliche Stromanschlüsse und frostsichere Wasserstellen werden, so hofft Zerrahn, den Erlanger Markt ebenfalls "fit für die Zukunft machen". Darüber hinaus sollen ein eigenes Logo und extra Veranstaltungen den Markt als feste Größe etablieren und bekannter machen. Einen Vorgeschmack darauf gibt es am Samstag, 8. April: Zwischen 10 und 14 Uhr wird dann mit vielen Aktionen die neue Satzung und ihr Konzept ganz offiziell eingeführt. "Die Markthändler sind eine Gemeinschaft und das wollen wir zeigen", sagt Zerrahn.

Ob jeder Händler sich wirklich als ein Mitglied davon versteht, sei dahingestellt. Klar aber ist: Das Konzept kommt an und viele atmen auf. So auch Halil Gashi. Der Inhaber von "Gashi’s Oliven und Käse", der seit Langem auf dem Schlossplatz steht, hatte mit Blick auf die ursprünglichen Pläne noch vor Monaten um seine Existenz gebangt. Er hatte befürchtet, seine Kunden bei einem Umzug auf die andere Straßenseite zu verlieren.

Jetzt aber strahlt der Marktbeschicker über das ganze Gesicht und formt seine Hände zu einem positiven "Daumen hoch". "Es ist super", sagt Gashi, "die Stadt ist uns so entgegengekommen". Er dürfe jetzt hier stehen bleiben und sogar weitere Produkte verkaufen wie belegte Brote, Wein und frisch gepressten Orangensaft.

Kritik an fehlendem WC

Wer aber (viel) trinkt, muss auch früher oder später einen bestimmten Ort aufsuchen. Das gilt für Kunden ebenso wie für Marktbeschicker. Diese nehmen meistens Toiletten in umliegenden Cafés in Anspruch. Für Olivenöl-Händlerin und -fachfrau, Lucie Büchert-Fohrer, ist das aber kein Zustand. "Wir haben jetzt zwar Kernzeiten, aber keine Toiletten", kritisiert sie.

Dass die Stadt sich bislang weigere, den Marktbeschickern ein WC zur Verfügung zu stellen, versteht sie nicht: "Es gibt nirgendwo Beschäftigte, die an ihrem Arbeitsplatz kein Klo haben."

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