Erlanger Musikkeller "Strohalm" ist 25 Jahre alt

3.5.2016, 15:00 Uhr
Erlanger Musikkeller

© Rainer Windhorst

„Wie oft sind wir schon tot gewesen – und trotzdem wurschteln wir immer weiter und weiter.“ Thomas „Wulli“ Wullschläger staunt selbst ein wenig über das Fest, das es im Musik-Keller „Strohalm“ (Hauptstraße 107) zu feiern gibt. Seit 25 Jahren macht der Musik-Keller unter seiner Regie und mit Hilfe eines musikbegeisterten Teams Kulturarbeit.

Am 2. Mai 1991 startete der Gitarrist und Sänger, der unter seinem Spitznamen „Wulli“ in der gesamten Region bekannt ist, mit Partnern seine Karriere als Kneipenbetreiber. Zunächst mit einem „Irish Pub“-Konzept. „Das war mir als Musiker auf die Dauer einfach zu wenig.“

Also startete im Strohalm bald ein regelmäßiges Konzertprogramm. Das heißt: Neben vielen Cover-Musik-Experten stehen hier seit über zwei Jahrzehnten stets Künstler auf der Bühne, die ihr eigenes Programm vorstellen. Da gab es schon Gastspiele von Krautrock-Legenden wie „Guru Guru“ und „Embryo“ oder Konzerte mit dem Gitarrenvirtuosen Werner Lämmerhirt. Andreas Kümmert blieb dem „Strohalm“ auch nach seinem TV-Popularitätsschub treu.

Immer wieder gastieren Künstler hier, die Wullschlägers Herz höher schlagen lassen: „Es war schon unglaublich, im Schneidersitz in der eigenen Kneipe vor der Climax Blues Band zu sitzen und ,Couldn’t get it right‘ zu hören“.

Der „Strohalm“ machte sich einen Namen als Live-Club — und profitierte davon, dass man eine Künstlerwohnung samt Rundumbetreuung anbieten konnte. „Ich kam mir manchmal vor wie eine Hotelfachfrau“, erinnert sich „Wulli“ und lacht herzlich.

Es gab in den zweieinhalb Jahrzehnten auch immer wieder schwere Zeiten für den Musik-Keller. Grund für Einbrüche bei den Gästezahlen waren die Verschärfungen der Promille-Grenze und das Rauchverbot. Zudem musste das Programm regelmäßig neu ausgerichtet werden. Sängerin Sonja Tonn, die seit über einem Jahrzehnt mit Wullschläger als Duo unterwegs ist, verrät: „Wulli hat regelmäßig seine eigenen Gagen direkt in den Strohalm getragen, um dort Löcher zu stopfen oder Künstlern Geld für den Auftritt zahlen zu können.“

Vor rund drei Jahren stand man dennoch finanziell vor dem Aus. Doch dann machte die Erlanger Kulturszene mobil und stemmte mit dem Team um Wullschläger und Tonn sowie vielen, vielen Künstlern ein Konzert unter dem Motto „Rettet den Strohalm“ in der Hugenottenkirche. „Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere, wie am Ende 1000 Leute zusammen ,Hallelujah‘ sangen“, berichtet Wullschläger sichtlich bewegt.

Danach ging es mit dem Musik-Keller wieder bergauf — nicht zuletzt durch den Verein „Kulturbühne Strohalm“, der regelmäßig als Veranstalter auftritt und dessen Mitglieder bei der Durchführung von Konzerten mithelfen. „Ganz wichtig ist uns auch die Förderung der Newcomer“, berichtet Wullschläger. So gibt es „Offene Bühnen“ oder das „2/4/1“-Konzept.

Also Abende, an denen sich zwei Bands oder Künstler mit einem noch kleinen Repertoire zusammentun. Wullschläger: „Bei uns haben schon Bands zueinander gefunden.“

Gefeiert wurde am Montag, 2. Mai, zunächst mit alten Weggefährten und geladenen Gästen, am späteren Abend dann mit allen „Strohalm“-Freunden. Am Dienstag, 3. Mai, steigt mit einer großen „Offenen Bühne“ ab 21 Uhr der zweite Jubiläums-Party-Abend.

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