Erlanger Polizei ermittelt: Widerliche Tierquälerei

21.10.2016, 12:00 Uhr
Erlanger Polizei ermittelt: Widerliche Tierquälerei

© Michael Matejka

Noch sind die DNA-Spuren, die die Tierärztin gesichert hat, nicht ausgewertet. Aber eines steht für die Beamten der Polizeiinspektion Erlangen-Stadt bereits fest: Der kleine Hund, der in der Nacht vom 30. September auf den ersten Oktober in der Altstadtmarktpassage gestohlen und später im Wiesengrund aufgefunden wurde, ist im Genitalbereich erheblich verletzt worden. Die erste Vermutung, ein größerer Hund habe sich womöglich über das Tier hergemacht, hat sich nicht bestätigt, sagt Polizeihauptkommissar Ralf Rupp unserer Zeitung.

Auch eine innere Tumorerkrankung, die zu den heftigen Blutungen geführt haben könnte, kann endgültig ausgeschlossen werden.

Denn der Grund ist laut Rupp folgender: Die behandelnde Tierärztin hat mit Untersuchungsergebnissen deutlich gemacht, dass das betroffene Tier sich auf Grund seines Alters und seines Zustandes niemals alleine von seinem Ort in der Innenstadt so weit hätte wegbewegen können. Der Hund hätte diese Strecke nach Angaben der Veterinärin nie geschafft, sagt Rupp.

Die Veterinärmedizinerin will sich auf Grund des laufenden Ermittlungsverfahrens auf Anfrage nicht konkret zu dem Fall äußern, teilt aber mit, dass es in der Praxis bisher keinen vergleichbaren Fall gegeben habe.

Verletzungen absichtlich herbeigeführt

Auch der Polizeibeamte Rupp hat in seiner langen Erfahrung noch nichts Ähnliches erlebt oder auch nur davon gehört. Für ihn ist klar: "Die Verletzungen müssen von einem Menschen absichtlich herbeigeführt worden sein." Bei den Wunden handelt es sich, so der Polizeibeamte weiter, um innerliche Risse. Nach derzeitigem Ermittlungsstand deutet viel darauf hin, dass sie von einem Gegenstand mit "grob rauer Oberfläche" verursacht worden sind.

Daher hat die Polizei nun ein Ermittlungsverfahren wegen eines Verstoß gegen das Tierschutzgesetz eröffnet. Auf das Delikt steht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren Haft. Über den weiteren Verlauf entscheidet die Staatsanwaltschaft.

Die Motivlage des Täters, sagt Rupp, liege noch völlig im Dunklen. "Vielleicht war es ein wildfremder Mensch, der den Hund in der Nacht mitgenommen hat." Das Tier hielt sich am Freitag, 30. September, gegen 20 Uhr nur kurze Zeit umzäunt in der Altstadtmarktpassage auf. Dort wurde es dann gestohlen. Ein Passant fand den Hund in den frühen Morgenstunden schwer verletzt am Wiesengrund auf.

Polizei sucht nach Zeugen

Die Besitzerin hofft darauf, dass der Fall aufgeklärt und der Tierquäler zur Verantwortung gezogen wird. Deshalb hat sie das Vergehen bei der Polizei angezeigt. "Ich möchte, dass der Fall, bei dem eine DNA vorliegt, dokumentiert wird", sagt sie unserer Zeitung.

Nur so könne man den Täter bei einem möglichen weiteren Vergehen finden.

Außerdem will sie mit ihrer Anzeige andere Hundebesitzer warnen. "Jeder bindet sein Tier einmal kurz vor einem Laden fest", betont sie, "dabei sollte man jetzt seinen Hund besser im Blick behalten."

Die Befragungen unter Anwohnern rund um den Altstadtmarkt haben bisher nicht weiter geführt.

Daher bittet die Polizei jeden, der in der Nacht etwas Auffälliges wahrgenommen hat, unter der Telefonnummer (09131) 760-114 bzw. 115 um Hinweise. Wer hat beispielsweise jemanden gesehen, der mit einem kleinen, dunklen Hund in der Stadt unterwegs war?