Erlanger Schau über Leben von Zugewanderten

7.12.2018, 18:00 Uhr
Erlanger Schau über Leben von Zugewanderten

© Harald Sippel

Heimat bedeutet für jeden einzelnen etwas anderes. Das hat sich schnell gezeigt, als das Bildungsbüro und der Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Erlangen zu dem Fotowettbewerb "Blick & Klick" aufriefen. 90 Einsendungen gab es, 20 wurden ausgewählt – diejenigen, die in der Kombination aus Bild und Beschreibung am besten überzeugen konnten – werden nun in der Stadtbibliothek, den Redaktionsräumen der Erlanger Nachrichten, im vhs-Wohnzimmer, in der Kellerbühne des E-Werks, im Bürgertreff "Die Villa" und im Januar auch in den Arcaden gezeigt.

Ein kleiner Ausschnitt der Vielfalt in Erlangen spiegelt sich in der Ausstellung wider. Und so war es auch bei der Eröffnung, bei der die Preisträger der drei besten Fotos ausgezeichnet wurden. Den ersten Preis erhielt Adithya Ramachandran für sein Foto von einem Sonnenuntergang am Dechsendorfer Weiher.

Seit etwas mehr als einem Jahr lebt der gebürtige Inder in Erlangen. In seinem Herkunftsland gebe es nur eine Jahreszeit, den Sommer, sagt er auf Englisch, und dass es für ihn nicht so einfach war, als er im Winter hier in Deutschland ankam. "Aber als der Sommer geboren war, fing Erlangen an, mir mit seinen prächtigen Farben, den geschäftigen Leuten und den milden Sonnenuntergängen ans Herz zu wachsen."

Ans Herz gewachsen ist Erlangen offenbar auch anderen, beispielsweise Vladimir Tinchev, dem Centermanager der Erlangen Arcaden, der die Preise überreichte. Er stammt aus Bulgarien und lebt seit zwei Jahren in Deutschland — zunächst war er in Norddeutschland, in Erlangen ist er seit einem Jahr. "Sie werden es merken, wenn ich spreche, dass ich selber Ausländer bin", sagt er. Und fügt hinzu: "In Erlangen habe ich zum ersten Mal nicht mehr das Bedürfnis gehabt, nach Hause zu fliegen.". Ein Kompliment an die Stadt und ihre Bürger — es kommt von Herzen, das spürt man.

In ihrem Grußwort wies Bürgermeisterin Elisabeth Preuß darauf hin, dass Migration heute wie auch schon in früheren Zeiten immer eine positive Chance ist — selbst wenn manche das anders sehen.

Auch Lilav Shekho hat Erfahrungen gemacht, die es ihr ermöglichen, sich in Erlangen geborgen zu fühlen. Sie erhielt den zweiten Preis für ihr Foto eines Hauses, das in Erlangen abgerissen wurde — die Bauruine erinnert an die Bilder, die man seit Jahren aus Lilav Shekhos vom Krieg gezeichneten Herkunftsort Aleppo kennt. "Für mich ist Erlangen international", sagt die junge Frau. "Da findet man immer gute Menschen."

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