Erlanger Schmerz-Patienten hatten viele Fragen

28.5.2017, 11:00 Uhr
Erlanger Schmerz-Patienten hatten viele Fragen

© Ulrich Schuster

Die Telefonapparate in der EN-Redaktion läuteten oft — und die Gespräche dauerten verhältnismäßig lang: Irmgard Keil (Anästhesistin und Schmerztherapeutin am Waldkrankenhaus), Britta Fraunberger (Oberärztin am Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums), Norbert Grießinger (Leitender Oberarzt des Schmerzzentrums) und Peter Mattenklodt (Leitender Psychologe des Schmerzzentrums) waren bei der EN-Telefonsprechstunde äußerst gefragt.

Die zweistündige Aktion, die unsere Zeitung gemeinsam mit dem Universitätsklinikum und dem Waldkrankenhaus durchführte, machte deutlich: Der Rede- und Beratungsbedarf von Schmerzpatienten ist groß.

Bewegung ist möglich

Dutzende Anrufer zwischen 40 und 90 Jahren nutzten die Gelegenheit, ihre ganz individuelle Krankheitsgeschichte einem unserer vier Gesprächsteilnehmer vorzutragen — und bekamen dann wichtige Antworten auf ihre Fragen.

Sehr häufig ging es in den Beratungen um chronische Rücken- und Gelenkschmerzen und die damit einhergehenden Einschränkungen etwa beim Gehen. "Etliche Anrufer waren verunsichert und wollten wissen, ob sie sich körperlich betätigen dürfen", berichtete Grießinger. Seine Antwort: "Schmerzpatienten sollten sich bewegen; das ist sowohl für den Schmerz als auch die Lebensqualität gut."

Auch Patienten mit lange bestehenden Gesichts- und Unterbauchschmerzen waren unter den Anrufern. Bei diesen lässt sich oft, wie bei anderen chronischen Schmerzen auch, trotz aufwendiger Diagnostik keine eindeutige Ursache feststellen: "Diese Schmerzen hängen mit einer Veränderung im Schmerzverarbeitungssystem zusammen, es ist eine Art Fehl-Alarm im Gehirn", erklärte der Anästhesist Grießinger den Betroffenen.

Migränepatienten wandten sich während der EN-Telefonaktion ebenfalls an die Fachleute. Dabei hatten sie vor allem Fragen zur Medikation. "Etliche befürchten, zu viel und zu starke Arzneien zu nehmen und halten die Schmerzen daher lieber aus", berichtete die Neurologin Britta Fraunberger. Besser sei es bei einem Migräneanfall jedoch, geeignete Medikamente frühzeitig zu nehmen: "Das erhöht die Wirkungsquote, die Patienten müssen starke Schmerzen nicht ertragen", so Fraunberger.

In etlichen Fällen wollten die Anrufer wissen, woher Kopf- und Nacken-Beschwerden kommen können. Die häufigsten Ursachen für diese Leiden sind nach Aussage der Experten Spannungskopfschmerzen, muskuläre Verspannungen und Migräne.

Bei den Medikamenten selbst zeigte sich laut Anästhesistin Irmgard Keil, dass die überwiegende Zahl ihrer Anrufer gut eingestellt ist. "Medikamente allein lösen das Problem bei chronischen Schmerzen jedoch nicht", berichtete sie.

Ein wichtiger Punkt, der mehrfach auftauchte, war der Umgang und das Leben mit den Schmerzen. In diesen Fällen legten die Experten den Ratsuchenden Entspannungsverfahren nahe: "Betroffene sollten versuchen, sich, so schwer das auch ist, von ihrem Schmerz etwas abzulenken und trotz ihrer Schmerzen aktiv zu bleiben", betonte der Psychologische Psychotherapeut Mattenklodt. Dabei machten er und die drei anderen Experten auch auf das Gruppenprogramm "Chronischer Schmerz" im Schmerzzentrum des Universitätsklinikums aufmerksam. Die Behandlung beinhaltet unter anderem Schmerzbewältigungs und Achtsamkeitstraining, Patientenschulungen sowie ärztliche und psychologische Einzelgespräche. "Einigen Anrufern haben wir dieses Programm empfohlen; sie wollen sich nun im Schmerzzentrum der Uniklinik vorstellen", so Grießinger.

Aktionstag in der Uniklinik

Wer nach der EN-Telefonaktion mehr zum Thema Schmerzen wissen will, hat dazu am Mittwoch, 31. Mai, zwischen 17 und 19 Uhr Gelegenheit. Das Schmerzzentrum lädt (wie berichtet) dann Patienten und Interessierte zum 6. Aktionstag gegen den Schmerz in den Hörsaal der Kinder- und Jugendklinik (Loschgestraße 15) ein.

Die Veranstaltung informiert darüber, wie Stress sich auf Kopf- und Rückenschmerzen auswirkt. Außerdem wird gezeigt, welche medizinischen und psychologischen Hilfen es dagegen gibt und wie angemessene Bewegung bei Schmerzen den Stress- und Anspannungslevel senken kann.

www.schmerzzentrum.uk-erlangen.de

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