Erlanger Sozialamt möchte Seniorenarbeit stärken

24.10.2017, 11:00 Uhr
Erlanger Sozialamt möchte Seniorenarbeit stärken

© Patrick Pleul/dpa

"Soziale Teilhabe setzt voraus, dass sich Menschen im öffentlichen Raum bewegen können, dass sie für andere erreichbar sind, dass sie soziale Kontakte und einen Austausch mit anderen pflegen können, dass sie kulturelle Angebote wahrnehmen können", so die grundsätzlichen Überlegungen im Sozialamt. Im jüngsten Sozial- und Gesundheitsausschuss wurde jetzt vorgestellt, welche Planungen aus Sicht der Verwaltung nötig sind, um dem Älterwerden der Gesellschaft nicht unvorbereitet gegenüberzustehen. Mit einem umfassenden Konzept möchte man sich der künftigen Entwicklung gewachsen sehen.

Leicht ist das nicht. Denn das Alter ist das eine. Das andere ist, dass sich hinter dem Begriff "Senioren" sehr unterschiedliche Lebenslagen und Personengruppen verbergen. Die jeweilige finanzielle, soziale oder auch kulturelle Situation zieht verschiedene Anforderungen nach sich. So ist klar, dass in Zukunft mehr Menschen älter werden, die auf medizinische Versorgung angewiesen sind. Außerdem ist damit zu rechnen, dass es mehr von Altersarmut betroffene Menschen geben wird, die selbst im Alter auf Zuverdienstmöglichkeiten angewiesen sind, auch mehr Menschen ohne Wohnung. Oder auch: mehr alleinlebende Menschen.

Auf die Bedürfnisse der Senioren einzugehen oder sie überhaupt erst einmal richtig zu erkennen, ist also ein Vorhaben, das es in sich hat. "Angesichts der demografischen Entwicklung und einer zunehmenden Diversität des Alters werden auf kommunaler Ebene Konzepte benötigt, mit denen eine Gesellschaft des langen Lebens vor Ort gestaltet werden kann", heißt es von Seiten der Verwaltung.

Und wie sieht die derzeitige Situation in der Stadt aus? In Erlangen nimmt momentan zwar die Zahl der 65- bis 80-Jährigen ab und nur die Zahl der "hochaltrigen Menschen" steigt — lebten im Jahr 2007 noch 5230 Menschen im Alter von 80 Jahren und darüber in Erlangen, so wurden 2013 bereits 5788 der "Hochaltrigen" gezählt und 2019 könnte sich, so die Hochrechnung, deren Zahl bereits auf 6890 erhöhen — , doch in wenigen Jahren wird die Zahl der Senioren in allen Altersgruppen steigen. Auf Unterstützung und seniorengerechte Angebote kann, jedenfalls theoretisch, jeder von ihnen angewiesen sein. Gefordert sind also barrierefreie Wohnungen, eine gute Verkehrsinfrastruktur und ein barrierefreier öffentlicher Nahverkehr.

Nicht zuletzt aber geht es um das unmittelbare Umfeld. "Die Seniorenarbeit der Zukunft liegt im Quartier", zeigt sich Sozialamtsleiterin Maria Werner überzeugt. Das Seniorenamt — eigentlich eine Abteilung im Sozialamt — ist derzeit mit neun Seniorenbetreuerinnen bei acht "Seniorenanlaufstellen" in sechs Stadtteilen vertreten. Insbesondere die Angebote in den Quartieren sollte also erweitert und weiterentwickelt werden. Daran soll nun gearbeitet werden, angewiesen ist die Verwaltung dabei auf die Netzwerkpartner, beispielsweise Kirchen und Wohlfahrtsverbände, und auch die Ortsteilbeiräte und insbesondere Seniorenbeiräte will man einbinden.

Außerdem will sich das Sozialamt ein externes Beratungsunternehmen mit ins Boot holen. Dafür ist ein Betrag von 50 000 Euro im Haushalt angemeldet.

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss sowie der Sozialbeirat befürworteten diese Pläne einstimmig. In der Stadtratssitzung am 26. Oktober soll ein Beschluss gefasst werden.

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